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Rückblick auf die Alpentour 2018

Diese Galerie enthält 89 Fotos.

Eine Woche waren wir in den Alpen unterwegs, haben von Tarrenz (bei Imst) fünf herrlich kurvenreiche Motorradtouren unternommen, die uns unter anderem auf die höchsten Pässe, aber auch zu den malerischsten Seen geführt haben. Jeder Tag war abwechslungsreich und wird … Weiterlesen

Aufbruch ohne Frühstück

Es ist viertel vor sechs, als ich auch ohne Wecker wach werde. Die Sonne krabbelt so langsam über die Berge. Ein malerisches Bild.

Die Koffer sind gepackt, alle Taschen bereits im Ducato verstaut – kurz frisch machen, dann kann es eigentlich los gehen – allerdings ohne Frühstück, denn das gibt es frühestens um 7 Uhr.

Es herrscht so gut wie kein Verkehr, als ich um 6:15 Uhr starte und so langsam Richtung Fernpass rolle. In Richtung Süden ist auch um diese Uhrzeit schon erstaunlich viel los. Meine Fahrbahn aber ist frei – bis ich auf halber Höhe auf einen 40 Tonner mit Auflieger treffe, der hinter einem Traktor her zuckelt. Mit maximal 25 km/h geht es jetzt bergauf. Das kann ja spaßig werden.

Doch der Traktorfahrer macht Platz und auch der Lastwagenfahrer weicht kurz vor der Passhöhe in eine Parkbucht aus, so dass ich bergab freie Fahrt und damit auch eine tolle Sicht auf die Ruine der Festung Ehrenberg habe.

Einst war die mächtige Verteidigungsanlage auch Verwaltungssitz und Zollstation. Heute begeistert die imposanten Anlage vor allem wegen der 400 Meter langen Hängebrücke, die das Tal überspannt.

Die Grenze nach Deutschland überquere ich wieder auf Nebenwegen nahe Pfronten und werfe mich anschließend auf die erfreulich leere A7. Gut zweieinhalb Stunden bin ich unterwegs, dann ist die erste Kaffeepause überfällig. Ein großes Total-Schild lädt zur Rast neben der A7 – zwei große Kaffee und ein Salamibrötchen; dann geht es weiter.

Es läuft erstaunlich gut auf der Autobahn. Wenig Verkehr, kaum Lastwagen – und so beschließe ich kurzerhand bei Ellwangen nicht auf die Bundesstraße und damit quer über Land zu fahren, sondern trotz zahlreicher Baustellen auf der A7 zu bleiben. Wenn alles gut geht, wäre ich so schon gegen Mittag zu Hause.

Der Plan funktioniert und so habe ich noch Zeit, bei Polo einen kleinen Zwischenstopp einzulegen. Ganz offensichtlich hat die Batterie an meiner BMW den Geist aufgegeben – glücklicherweise erst am letzten Tag – und so wird schnell Ersatz besorgt.

Schön war sie, die Woche in den Alpen. Wir haben gemeinsam viel erlebt und hatten wieder einmal riesig Glück mit dem Wetter. Trotz der angekündigten Unwetter mussten wir nur zweimal kurz die Regenkombis anziehen. Ansonsten: Sonne satt! So kann es bleiben, bei all den anderen Touren, die wir in diesem Jahr noch unternehmen werden. Und bei Euren natürlich auch 😉

Noch einmal rauf auf 2000 Meter

Die letzte Tour in dieser Woche. Diesmal ist der Silvretta-Stausee das Ziel. In einem weiten Bogen über Arlberg, Flexen und Hochtannberg wollen wir Anlauf nehmen, um schließlich über das Faschinajoch ins Montafon zu fahren.

Auf dem Hotelparkplatz treffen wir am Morgen eine Gruppe anderer Motorradfahrer, die das gleiche Ziel haben und tauschen uns kurz aus. Dann geht es auch schon los. Noch einmal fahren wir über die „Piller Höhe“, wählen diesmal aber die Variante über Jerzens. Landeck umfahren wir auf Schleichwegen und legen kurz vor St. Anton bei strahlendem Sonnenschein die erste Kaffeepause ein.

Über den Arlberg, Flexen und den Hochtannberg geht es Richtung Schnepfegg. Bevor wir diesen relativ unbekannten Pass erreichen, zweigen wir jedoch zum Faschinajoch ab. Zu einer Schleife über das Furkajoch reicht die Zeit leider nicht.

Hat uns der Bregenzer Wald schon begeistert, tut es das Große Walsertal nun umso mehr. An der nördlichen Flanke des Lüderscherberg fahrend, erreichen wir – wie passend – Lüdersch und fahren direkt auf die „Pizzeria Veronika“ zu. Und da es gerade Mittagszeit ist, legen wir hier eine kleine Rast ein – und stärken uns mit einer Kleinigkeit.

Die Weiterfahrt durchs Montafon ist etwas anstrengend, ist die Geschwindigkeit doch häufig auf 60 km/h reduziert.

Dann erreichen wir endlich die Zahlstelle zur Silvretta Hochalpenstraße, die uns kurven- und kehrenreich hoch auf 2000 Metern führen wird. 12 Euro Maut werden fällig, dafür gibt es auch einen neu gestalteten Aufkleber.

Wir genießen die Fahrt hinauf zur Bieler Höhe und legen dort einen ausgiebigen Fotostopp ein.

Ganz andere Impressionen erleben wir auf der Fahrt ins Tal, die uns durch ein gewaltiges Kerbtal führt, das fast schon skandinavische Züge hat. Jeder Kilometer, den wir fahren, weiß uns zu beeindrucken. Immer noch scheint die Sonne, obwohl doch für den Nachmittag schwere Gewitter angesagt waren.

Bei der Kaffeepause in See (nahe Ischgl) verbinden wir das Angenehme mit dem Praktischen: mit einem Dampfstrahler lassen sich insbesondere die schmutzigen Motorradstiefel wieder „auf Hochglanz polieren“.

Gut 35 Kilometer sind es noch ins Hotel. Kaum angekommen, werden die Motorräder verladen, so dass wir anschließend zum letzten Mal auf dieser Tour unser Feierabendbier genießen können.

Noch einmal essen wir zusammen, genießen den leckeren Nachtisch und gönnen uns einen Verdauungsschnaps.

Morgen fahren wir wieder nach Hause; jeder für sich. Die nächste große Tour findet erst Ende September statt – da wird das Tessin das Ziel unserer Reise sein.

Mit vielen schönen Erinnerungen werden wir morgen Tarrenz verlassen, eine tolle Woche geht zu Ende – danke an alle, die dabei waren.

Zum Kaffee nach Samnaun

Der Tag begann mit einem Missgeschick und dann gab’s auch noch Regen. Trotzdem sind wir rund 300 Kilometer gefahren und alle waren zufrieden.

Die Wolken hängen tief, als wir zur vierten Etappe aufbrechen. Am Tag mit der unsichersten Wettervorhersage wollen wir die längste Runde fahren: vom Reschen zum Ofenpass und in einem weiten Bogen über den Albula und den Flüela zurück nach Österreich. Rund 350 Kilometer; wenn wir uns ranhalten, sollten wir mit Pausen spätestens um 19 Uhr zurück im Hotel sein.

Es ist noch nicht ganz 9 Uhr, als wir die Motoren starten und zunächst die „Piller Höhe“ ansteuern. Der kleine Umweg sollte trotz der vielen Kilometer drin sein. Weil wir aber knapp mit der Zeit sind, will ich den schmalen Weg, der in Wenns rechts abzweigt weglassen und lieber auf der Hauptstraße bleiben. Also fahre ich in der Ortsmitte weiter gerade aus, um schneller voran zu kommen.

Nach wenigen Kilometern meint mein Navi, mir den Abzweig nach Jerzens vorzuschlagen, also biegen alle Mann brav links ab. Die Straße gewinnt zunehmend an Höhe – und wir fahren wieder auf Imst zu. Hier stimmt etwas nicht! Schnell stelle ich fest, dass ich in Wenns erst den zweiten Abzweig rechts hätte ignorieren müssen. So aber sind wir nicht auf die Piller Straße abgebogen sondern waren weiterhin im Pitztal unterwegs.

So ein Mist! Das Missgeschick kostet uns gut 20 Minuten und das an einem Tag, an dem eigentlich nichts schief gehen sollte. „Lässt sich nicht ändern, wer weiß, wofür es gut ist“, denke ich mir, als wir kurz darauf die „Piller Höhe“ erreichen.

Auch hier hat sich in den vergangenen Jahren vieles verändert. Es gibt Motorradparkplätze, eine tolles Café und für ganz Mutige einen atemberaubenden Aussichtssteig, der prachtvolle Blicke in Kaunertal bietet.

Wieder im Tal angekommen, fahren wir auf der „Via Claudia Augusta“, einem der ersten Handelswege, der parallel zur viel befahrenen Landstraße verläuft, und wechseln bald darauf die Flussseite, um den Finstermünzpass zu bezwingen. Gleich hinter der mächtigen Festungsanlage beginnt es zu regnen. Wir retten uns in Nauders in die erste BP-Tankstelle und kramen die Regenkombis raus.

Die legen wir ganz bedächtig an, hat doch die Erfahrung gezeigt, dass sich so ein kräftiger Schauer oft schnell wieder verzieht. Als wir weiterfahren, nieselt es denn auch nur noch – über den Reschenpass geht es weiter zum versunkenen Kirchturm von Graun , der auch im leichten Regen ein beliebtes Fotomotiv ist. Wir lassen uns doch die gute Stimmung nicht vermiesen …

Obwohl schon nach elf, hat keiner so recht Lust auf einen Kaffeepause. Jetzt, wir wir gerade gut eingepackt sind, wollen wir lieber noch ein Stück fahren, heißt es unisono. Also los.

Vorbei am malerischen Haldensee, auf dem Angler in Ruderboten unter großen Regenschirmen sitzen, schwingen wir uns kurvenreich hinab nach Mals, um dort rechts ab Richtung Schweiz abzubiegen. Hinter Taufers im Münstertal erreichen wir die Grenze, verlassen das „Alto Adige“ und fahren ins Land der Eidgenossen.

Schon längst regnet es nicht mehr, so dass wir mit einer gehörigen Portion Optimismus, dass das auch so bleibt, den Ofenpass hinauf fahren. Im Gasthaus auf dem Pass wollen wir eine kleine Pause einlegen und nach dem Mittagessen entscheiden, wie wir weiterfahren wollen.

Angesichts eines horrenden Wechselkurs des Schweizer Franken entscheiden sich die meisten diesmal wirklich nur für eine Kleinigkeit, etwa für „hausgemachten Steinbocksalzig mit Brot“. Wer keine Landeswährung dabei hat, darf auch in Euro zahlen und bekommt sogar das Wechselgeld in Euro zurück. Das war nicht immer so.

Es ist schon fast halb zwei, als wir uns wieder startklar machen. Die Fahrt über den Albula und Flüela zurück zum Hotel wäre vom Ofenpass aus noch gut 230 Kilometer lang. Das entspricht rund fünf Stunden reiner Fahrtzeit plus zwei Pausen. Ein zeitlich ambitioniertes Unterfangen.

Wir könnten durch den Munt-la-Schera-Tunnel von Graubünden ins zollfreie Livigno fahren, von dort über die Forcola di Livigno zum Bernina und ab Samedan dann immer Richtung Norden. Das wäre wahrscheinlich nicht wesentlich kürzer als die ursprünglich geplante Route über Albula und Flüela, kostet aber 13 Schweizer Franken Maut für die 3385 Meter lange Betonröhre, die durch den gleichnamigen Berg hindurch fährt.

Wir entscheiden uns für die dritte Möglichkeit, den direkten Weg ab Zernez rechts weg mit einer Kaffeepause in Samnaun.

Auf unserem Weg Richtung zollfreie Zone folgen wir über viele Kilometer dem Lauf der Inn, die reißend breit neben der kurvenreichen Straße verläuft. Linker Hand thront hoch über uns der malerische Ort Guarda; die Durchfahrt ist nur „Berechtigten“ gestattet. Auch die herrliche Strecke von Ardez nach Ftan bleibt uns diesmal verwehrt; werktags wird an einem neuen Belag gearbeitet.

Wenige Kilometer hinter dem Abzweig zur „Norberthöhe“ beginnt dann das Abenteuer. Auf der südlichen Trasse fahren wir nach Samnaun. Als Herausforderung erweisen sich dabei nicht nur die zahlreichen Baustellenampeln, die uns an so manchem Steilstück zum Halten zwingen – es sind vor allem die schmalen unbeleuchteten Tunnels, die kaum autobreit in den Fels geschlagen wurden, in denen es stockfinster ist und die immer irgendwo nach rechts abzweigen. Man weiß nur nicht wo, weil man häufig absolut nicht sieht. Ein echtes Abenteuer!

Wenig später sitzen wir im Café Rechsteiner und genießen die verdiente Pause. Es gibt lecker Eis und noch leckereren Erdbeerkuchen …

Für den Rückweg wählen wir die nördliche Trasse, die wesentlich besser ausgebaut ist. In weiter Ferne hängen dunkle Wolken über Landeck, die Straße ist nass und es tröpfelt ein wenig. Wieder einmal fahren wir dem Regen hinterher. Damit wir diesen nicht einholen, wechseln wir wieder auf die parallel zur Landstraße verlaufende „Via Claudia Augustä“ und trödeln dem Gewitter hinterher.

Der Plan geht auf. Wir bleiben trocken und kurz vor Landeck kommt sogar die Sonne wieder raus. Wir zweigen auf die L17 ab und fahren auf einer alternativen Trasse hoch zur „Piller Höhe“. Kultur ist angesagt, denn in den Mooren auf dem Hochplateau gibt es einen historischen Brandopferplatz, der genau in Einmündungsbereich der drei Zufahrtsstraßen liegt – und den wollen wir uns kurz anschauen.

Eine halbe Stunde später sind wir zurück im Hotel und lassen den kurzweiligen Tag auf der Sonnenterrasse noch einmal Revue passieren. Auch wenn wir anders als geplant gefahren sind, sind doch gut 300 abwechslungsreiche Kilometer zusammen gekommen. Die 350 hätten wir ohne Verfahren und Regen auch geschafft. Aber auch so sind alle zufrieden.

Heute sollte es gelingen

Das Wetter bleibt wechselhaft in den Alpen, die Routenauswahl erfolgt deshalb meist spontan und vornehmlich nach dem Kriterium, des wahrscheinlich geringsten Niederschlags. Heute sieht es für die Timmelsjoch-Tour ganz gut aus, verspricht das Regenradar doch südlich des Brenners wenig bis gar keinen Niederschlag, rund um Innsbruck hingegen nur für den Nachmittag.

Das heißt: heute fahren wir den „Passo Rombo“, müssen die Streckenführung aber komplett umplanen: das 2509 Meter hohe „Tor zum Süden (das uns wieder in den Norden führen wird), steht nun erst am Nachmittag und nicht schon gleich am Vormittag auf dem Programm. (Wenn die Funktion „Route umkehren“ auf dem Navi doch nur problemlos funktionieren würde …)

Bei strahlend blauem Himmel fahren wir ein kleines Stück ins Pfitztal, zweigen dann aber auf eine schmale Nebenstrecke ab, die uns hoch über dem Inn in Richtung Ötztal führt. Wenig später geht es links ab uum Kühtaisattel; das atemberaubende Sträßchen, das uns auf über 2000 Meter hinauf führt, haben wir wieder mal ganz für uns allein. Wie an einer Perlenkette aufgereiht, schwingen sich sieben Motorräder durch Kurven und Kehren -und anschließend gleich wieder bergab; den Fotostopp am Passschild haben wir angesichts knapp zweistelliger Temperaturen und eines starken Winds ausfallen lassen.

In Grinzens fordert uns eine örtliche Umleitung, dann wird es so langsam Zeit für eine Kaffeepause, haben sich doch zwei Teilnehmer schon außerplanmäßig „in die Büsche“ geschlagen. Dabei sind wir noch keine der ansonsten üblichen eineinhalb Stunden unterwegs.

In Axams legen wir eine kurze Rast ein, bevor wir uns durch die Außenbezirke von Innsbruck Richtung alter Brennerstraße schlängeln. Rechts der Sill, die tief unten im Talboden fließt und parallel zur viel befahrenen Autobahn genießen wir die Abgeschiedenheit. Nahe Mühlbach ist dann die Brenner-Bundesstraße erreicht, die uns – häufig geschwindigkeitsbeschränkt – Richtung Staatsgrenze führt. Am Übergang nach Italien auch diesmal keinerlei Kontrollen; die nächsten beiden Pässe rücken näher.

Eine dicke Wolkenwand baut sich linker Hand über den Gipfeln des „Monte Gruppo“ zusammen, wir aber biegen in Sterzing rechts ab und „erklimmen“ den Jaufenpass. Gut 18 kurzweilige Kilometer sind es von der Stadtmitte bis zum „Gipfelplateau“; auch diesen Pass haben wir fast für uns allein und rollen knapp 20 Minuten später, mit einem breiten Grinsen im Gesicht – vor der kleinen Jausenhütte aus.

Genau zur richtigen Zeit, um eine kleine Mittagsrast einzulegen. Zwei Alternativen bieten sich an: eine deftige Gulaschsuppe im Freien oder ein kleines Stück Kuchen im Warmen …

Kurven- und kehrenreich stürzen wir uns wieder ins Tal, um in Sankt Leonard im Passeier zum 2509 Meter hoch gelegenen Timmelsjoch abzubiegen. Auch wenn der Belag stellenweise zu wünschen übrig lässt, die Tunnels häufig feucht und ein wenig rutschig sind – wir genießen jeden Kilometer, den wir zügig vorankommen.

Erst im letzten Dritten gewinnt das kurvenreich trassierte Asphaltband deutlich an Höhe; die „letzten 1000 Höhenmeter“ kommen erst ganz zum Schluss dazu. Am höchsten Punkt der Straße stellen wir die Motorräder ab und genießen die Aussicht – und die Ruhe, die an einem Mittwoch Anfang Juni hier oben herrscht. Das haben wir auch schon ganz anders erlebt …

Acht Kilometer sind es vom Pass bis zur Mautstation auf österreichischer Seite, wo man uns pro Motorrad 14 Euro Maut abknöpft. Dafür genießen wir aber auch ein „Stück Kultur“ – der „Steeg“ ist eines von fünf „Kunstwerken“, die den Besuchern die Geschichte und die Besonderheiten der Region näher bringen sollen.

Die nachmittägliche Kaffeepause legen wir in Sölden ein. Hier finden wir eine Bar, die – zum krönenden Abschluss des Tages – auch Eis verkauft. Was will man mehr …

Rund 50 Kilometer sind es noch bis ins Hotel. Gut 30 davon rollen wir durchs langweilige Ötztal. Ab Umhausen nimmt der Verkehr deutlich zu. Zwei Harleyfahrer, die nicht vorwärts kommen, ein Linienbus, ein Lieferwagen und drei Autos bremsen uns ein wenig ein. Früher hätten wir „das Messer zwischen die Zähne genommen“, hätten alles vor uns fahrende „niedergekämpft“ und hätten uns als Helden gefühlt. Heute schaust Du aufs Navi, stellst fest, dass Du in zehn Kilometern abbiegen wirst und kommst zu der Erkenntnis, dass Überholen nicht lohnt, zumal der eine oder andere sowieso gleich abbiegen wird – was er auch meist tut. So ändern sich die Zeiten. Man wird irgendwie ruhiger …

Kurz vor Tarrenz tanken wir noch mal voll und freuen uns schon auf das Feierabendbier auf der Terrasse. Zwei Tage bleiben uns noch, drei Routen haben wir dafür vorbereitet: die Schweizer Pässe, die Silvretta und die Zillertaler Höhenstraße. Mal sehen, welche Region morgen wettertechnisch die Beste ist …

Dem Wetter ein Schnippchen geschlagen

Sollen wir oder sollen wir nicht – heute hinauf aufs Timmelsjoch fahren? Das Regenradar meldet für die Mittagszeit schwere Gewitter bei Sterzing, Vom Timmelsjoch kommend, wollen wir noch den Jaufenpass mitnehmen und würden wahrscheinlich genau dann in der nördlichsten Stadt Italiens eintreffen. Regen und kräftige Schauer werden für den Nachmittag auch für Innsbruck vorhergesagt – zu einer Zeit, wo wir auf dem Weg zum Hotel wohl am Bergisel vorbeirollen werden.

Was also tun? Der Vorhersage glauben und eine alternative Route wählen oder mutig sein und darauf vertrauen, dass es meist doch nicht so schlimm kommt, wie angekündigt? Auch wenn die App „Morecast“ fast schon den Weltuntergang für Südtirol meldet.

Jenseits des Brenners soll es den ganzen Tag über hingegen schön und sonnig sein. Rund 300 Kilometer ist die geplante (alternative) Seenrunde lang – also entscheiden wir uns spontan, die Tour hoch zum Timmelsjoch erst einmal zu verschieben. Noch einmal den Ölstand kontrollieren und schon geht es los.

Wir rollen Richtung Fernpass, verzichten aber angesichts des Verkehrs darauf den Holzleitensattel zu überqueren, sondern fahren lieber auf schmalen Nebenwegen unterhalb des Oberen Geierkopf vor prachtvoller Kulisse durch eine herrliche Wald- und Wiesenlandschaft – bis am Gasthaus Arzkasten plötzlich der Asphalt endet und in einen festgefahrenen Waldweg übergeht.

„Wenn’s so bleibt, können wir den ruhig fahren, so die einhellige Meinung: also los 😉

Wenig später schlängeln wir uns durch Telfs und dann die Buchener Höhe hinauf, auf schmalen Straßen, der Leutascher Ache folgend, bis zur Leutaschklamm. Kurz darauf passieren wir die Grenze zu Deutschland und erreichen Mittenwald.

So langsam wird es Zeit für eine Kaffeepause, die wir alsbald in Krün einlegen.

Der Lauf der Isar gibt nun zunächst die Richtung vor. Über die mautpflichtigen Vorderriß-Straße (4 Euro pro Motorrad) fahren wir durchs Karwendel und erreichen schon bald den gewaltigen Sylvensteiner Stausee, den wir auf einer Brücke überqueren.

Auf der „Deutschen Alpenstraße“ gehts dann Richtung Norden, bis kurz vor Wegscheid, wo wir die Richtung wechseln und quasi hinterm Berg wieder nach Westen, zum Walchensee fahren. Die malerische Straße dorthin, haben wir ganz für und allein.

Wieder halten wir an einer Mautstation, wird doch auch für das Befahren der Straße, die südwestlich um den Walchensee führt, eine Gebühr verlangt.

Die Sonne lacht vom Himmel, das Wasser hat ein ganz eigenes blau – ein Fotostopp ist da obligatorisch.

Wenig später sitzen wir auf der Sonnenterrasse des Hotels „Zur Post“, genießen die Aussicht auf den See und stillen unseren Hunger mit bayerischen Weisswürsten. Die werden uns, obwohl 12 Uhr schon lange vorbei ist, mit leisem Protest aus der Küche, doch noch serviert.

Satt und zufrieden setzen wir uns wieder auf die Motorräder, fahren weiter rund um den See und erreichen über die alte Bergrennstrecke am Kesselberg, den Kochelsee. In Murnau angekommen setzen wir den Blinker links und können den Froschhauser See, den Riegsee und den Staffelsee rechter Hand nur erahnen, verstecken sich diese doch hinter dichtem Grün.

Oberammergau umfahren wir auf Schleichwegen und erleben bei Eschenlohe eine Überraschung: Wir dürfen nicht auf die B2 abbiegen, ist diese doch für Motorradfahrer gesperrt. Was tun? Wenn wir durch Eschenlohe selbst fahren, kommen wir nach gut einem Kilometer wieder auf die B2 – schauen wir doch mal, ob diese Zufahrt auch gesperrt ist. Ist sie nicht!

Im Internet lese ich am Abend, dass die Bundesstraße bei Eschenlohe wohl durch zwei Tunnel führt. Und dass von der Decke irgendetwas tropfe, was den Asphalt rutschig macht. Weil Motorradfahrer deshalb schon stürzten, wurde der Tunnel nicht saniert sondern einfach gesperrt. Zur Not, könnte man auch über die Autobahn ausweichen …

Wenig später geht es den Ettaler Sattel hinauf, vorbei am Kloster Ettal und dann durch den Ammerwald, über den Ammersattel, zum Plansee. Ein geniales Stück Straße. Eine Baustellenampel reißt die Gruppe kurz auseinander, nach einem kurzen Stopp können wir jedoch zusammen weiterfahren.

Kilometer lang reiht sich eine Kurve an die nächste, wir finden unser Tempo und könnten noch stundenlang so weiterfahren. Irgendwann erreichen wir dann den Nordzipfel des Plansees und legen vor malerischer Kulisse eine Kaffeepause ein.

Jetzt müssen wir nur noch einmal durch Reutte und dann übers Hahntennjoch. Auch das haben wir am späten Dienstagnachmittag ganz für uns alleine. Kurz vor dem Hotel wird noch mal getankt, gut 300 Kilometer sind wieder mal zusammen gekommen.

Im Hotel gibt es heute Abend Buffet. Das wird bereits um 18:30 Uhr eröffnet – da gehen wir gerade duschen. Die Seniorengruppe aber, die ebenfalls im „Lamm“ übernachtet, macht sich bereits startklar …

Für uns ist noch genug übrig geblieben. Alle sind satt geworden. Auch Charly, der – nachdem wir der Kellnerin sein Leid geklagt hatten, heute vielleicht ohne Nachtisch zu Bett gehen zu müssen – gleich drei frittierte Apfelringe bekam. Wir anderen hatten jeweils nur einen. So ist (ißt) das Leben …

Zum Glück ist heute Montag

Tag eins unserer kurzweiligen Motorradwoche in den Alpen. Spätestens nach dem gemeinsamen Frühstück stellt sich die spannende Frage: wohin fahren wir heute? Eine kleine Runde zum Einschwingen soll es sein. So mancher hat erst kurz vor der Tour neue Reifen aufgezogen und die müssen „eingefahren“ werden. Nach dem vorsorglichen Hinweis vor ein paar Tagen, vor dem Abreise mal nach der Profiltiefe zu schauen, war der eine oder andere doch etwas erschrocken: knapp 1 Millimeter Rest auf dem Vorderradreifen ist keine gute Basis für rund 1500 Kilometer, für wir in den nächsten Tagen fahren wollen. Jetzt sind alle Motorräder frisch besohlt – also kann es losgehen.

Hahntennjoch – Namloser Tal – Ehrenbergklause – Gaichtpass – Oberjochpass – Riedbergpass – Schnepfegg – Hochtannberg – Flexenpass – Arlberg und dann noch ein kleines Nebensträßchen Richtung Landeck, das war der Plan für heute.

Pünktlich um 9 Uhr wollten wir starten. Doch an einem Motorrad sollte vorsichtshalber noch mal der Luftdruck kontrolliert und der Tankinhalt geprüft werden. Als ob man das nicht gestern Abend in aller Ruhe hätte machen können.

Eigentlich könnte nicht mehr viel Sprit drin sein, hieß es. Nach der letzten Tagestour am Gardasee sei der Boxer gleich in den VW-Bus geschoben worden. Kurioserweise signalisierte die Tankanzeige: fast voll! Sind wir also pragmatisch und fahren erst mal los 😉

Das Hahntennjoch ist das erste Ziel. Maximal 30 km/h sind aus Imst heraus bergan erlaubt. Vor uns fährt ein älterer Herr in einem roten Polo, der das gesetzte Limit deutlich unterschreitet. Stellenweise kriechen wir mit gerademal 20 km/h den Berg hinauf und haben Sorge, in den Kurven umzufallen. Doch der Autofahrer macht bereitwillig Platz, als die 30er-Beschilderung einer 60er-Beschränkung weicht und so schrauben wir uns recht gemütlich der Passhöhe entgegen.

Zum Glück ist heute Montag. Wir haben die kurvenreiche Straße, die immer wieder prachtvolle Ausblicke bietet, bei strahlend blauem Himmel ganz für uns allein. Keine „Tiefflieger“, keine „Spaßbremser“, keine Pulks an Moppedfahrern, die einem auf der eigenen Fahrspur entgegen kommen – in diesem Augenblick scheinen nur wir unterwegs zu sein.

Auch beim obligatorischen Fotostopp auf der Passhöhe treffen wir kaum andere Motorradfahrer. Herrlich!

Wir schwingen uns kurven- und kehrenreich ins Lechtal hinab und biegen bald darauf rechts ab in „Namloser Tal“, das uns nach Reute führt. Hoch oben auf dem Berg thront die „Ehrenberger Klause“, zu der eine spektakuläre Hängebrücke führt.

Zunächst dem Lauf des/der Lech folgend, gehts in Tannheimer Tal und dann zum Haldensee, zuvor musste allerdings noch den Gaichtpass erklommen werden. Im Seecafé lagen wir eine kleine Pause ein und genießen von der Sonnenterrasse die fantastische Aussicht.

Unterdessen merkt Charly an, dass es nun doch bald mal tanken müsse. Er könne es sich garnicht erklären, aber ganz plötzlich sei im Display die Reserveleuchte angegangn … Also legen wir kurz vor der Grenze noch einen außerplanmäßigen Stopp ein.

Kaum in Deutschland angekommen, stürzen wir uns den kurvenreichen Oberjochpass nach Bad Hindelang hinunter und schrammen wenig später an Sonthofen vorbei. Auf schmalen Nebenwegen cruisen wir durchs Oberallgäu und genießen die herrlichen Aussichten. Schön ist es hier, in der Tat.

Hinter dem Riedbergpass rückt die Grenze zu Österreich immer näher. Ist ist fast 13 Uhr – Zeit für eine Mittagspause. In Hittisau kehren wir im Landhotel Hirschen ein; hier verspricht der Koch nicht zu Unrecht eine ungewöhnliche Küche. Eine vegane Kartoffelroulade mit Wirsing hatte ich bislang noch nicht gegessen.

Während wir noch einen Espresso schlürfen, donnert es mehrfach. So mancher der umliegenden Berggipfel hüllt sich in dunkle Wolken, während andernorts der Himmel noch strahlend blau ist. Also beschließen wir optimistisch zu sein und darauf zu bauen, dass uns unsere Route trocken durch die Gewitterfront führen wird.

Wir haben Glück – noch. Manchmal tröpfelt es nur leicht, manchmal war der Regen schon durch und nur die Straßen sind noch nass, aber es regnet nicht. Und wenn es anfängt, biegen wir meist in die andere Richtung ab. Kurz vor der kleinen schmalen Straße den Schnepfegg hinauf, baut sich aber bedrohlich eine dunkle Wolkenwand vor uns auf. Weil es bis hoch zum Pass keine Möglichkeit für so viele Motorräder gibt, anzuhalten, stoppen wir am Ortsausgang von Bizau und werfen vorsorglich die Regenkombis über. Ob das wirklich Not tut?

Kaum fahren wir bergan, wird es schon wieder heller. Die parallel zur „Bregenzer Ach“ verlaufende L 200 erreichen wir noch völlig trocken. Kaum dass wir jedoch in Richtung Hochtannberg abzweigen, bricht heftiger Platzregen über uns herein. Eine Gruppe GS-Fahrer sucht in einem kleinen unbeleuchteten Tunnel Schutz und zieht sich dort die Regenkombis an. Mutig – ob der hier oft langdonnernde Linienbus noch Platz zum Ausweichen hätte?

Minuten später ist der Spuk vorbei. Der Himmel ist wieder blau, als wir über den Hochtannberg fahren und in Warth die nachmittägliche Kaffeepause einlegen.

Zwei Pässe liegen noch vor uns. Am Flexen halten wir noch einmal kurz, um ein Bild von der „Installation“ zur Europäischen Wasserscheide zu machen. Dann geht es weiter zum Arlberg.

Als wir hinter den hölzernen Lawinengalerien links abbiegen und uns die ersten Cabriolets mit geöffnetem Verdeck entgegenkommen, ist klar: jetzt müssten wir eigentlich trocken im Hotel ankommen. Obwohl: ein paar Kilometer sind noch zu fahren und in den Bergen ändert sich das Wetter schnell.

Bei Pians legen wir den offiziellen Tankstopp ein und fahren dann auf kleinen Nebenwegen Richtung Landeck.

Kurt vor 18 Uhr erreichen wir trocken das Hotel und genießen das Feierabendbier auf der Terrasse.

Schön war der Tag, trotz des kleinen Schauers. Morgen könnte das Timmelsjoch das Ziel sein oder die Zillertaler Höhenstraße. Schauen wir mal, wie das Wetter sein wird.

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Kaffeepause:

Seecafe Barbist

A 6672 Halden/Haldensee

Mittagessen:

Landhotel Hirschen

Platz 187

A 6952 Hittisau

Kaffeepause:

Wälder Metzge

Nr. 73

A 6767 Warth

Rund um den Arlberg

Strahlend blauer Himmel, schon am frühen Morgen. Die Gewitterwolken der Nacht haben sich verzogen, die Berge direkt vorm Hotel erstrahlen in ganzer Pracht.

Heute will ich nur eine kleine Runde fahren und gegen 16 Uhr zurück im Hotel sein, treffen doch am Nachmittag die Teilnehmer der Tour ein. Vom Hahntennjoch zum Arlberg und auf dem Rückweg vielleicht noch mal zur Piller Höhe – das ist der Plan.

In Imst findet sich schnell der Abzweig, zum 1894 Meter hoch gelegenen Übergang, der vom Inntal ins Lechtal führt. Ortsauswärts darf nicht schneller als 30 km/h gefahren werden – und wie lange die Beschränkung gilt, wird auf den Meter genau angezeigt.

Bis kurz vor der Passhöhe liegt das Limit dann bei 60 km/h, was angesichts der kurvenreichen und recht unübersichtlichen Strecke aber auch in Ordnung ist. Oben am Pass angekommen, gibt es den obligatorischen Fotostopp.

Bergab warnen dann zahlreich Hinweisschilder vor allen möglichen Gefahren – nur nicht vor den „Tieffliegern“, die einem hier rücksichtslos um die Ohren fahren.

Heute, am Sonntagmorgen, da geht es noch. In den Nachmittagsstunden wird am Hahntennjoch wieder einmal die Hölle“ los sein. „Entgegenkommende Motorradfahrer haben uns gar nicht mehr gegrüßt, sondern immer nur mit der Hand zum Boden gezeigt, damit wir langsamer fahren“, erklären Wolfgang und Thorald am Abend ein wenig fassungslos. Überall habe die Gendamerie gestanden und Radarkontrollen durchgeführt.

Ich lege auf der 29 Kilometer langen Strecke noch mal einen Fotostopp ein und kann dabei gut nachvollziehen, warum mittlerweile laut über eine Streckensperrung nachgedacht wird: das Rauschen des nahegelegenen Baches und das Zwitschern der Vögel ist nur für Sekunden zu hören, dann bricht der nächste Pulk Motorradfahrer mit lauten Auspuffanlagen durch die engen Kehren. Auf die Dauer ganz schön nervend …

Im Lechtal angekommen, setze ich den Blinker links und folge dem Verlauf der Bundesstraße 198. Und weil diese ziemlich breit angelegt ist, freue ich mich über schmale Nebenwege, die parallel dazu verlaufen.

Bei Steeg zweigt ein kleines Sträßchen nach/ins Kaisertal ab, an dessen Ende ein kleiner Gasthof zur Kaffeepause einlädt. Leider wird gerade die Straße erneuert, so dass der Abzweig werktags derzeit nur in der Mittagszeit befahren werden darf, wenn die Bauarbeiter Pause machen – das passt leider nicht in die Tourenplanung der nächsten Tage. Da heute aber Sonntag ist, habe ich Glück …

In Warth biege ich links ab, Richtung Lech und lege auf dem Flexenpass ein kleines Picknick-Päuschen ein. Nur der gesetzte Wegpunkte auf dem Navi erinnert an die Passhöhe – das entsprechende Hinweisschild scheint irgendwie abhanden gekommen zu sein.

Dafür erregt ein großer Felsen meine Aufmerksamkeit, der die europäische Wasserscheide symbolisiert, die über den Flexenpass verläuft. Einst sollen Hexen hier ihr Unwesen getrieben haben. Die einen kamen, um das Wasser nach der Schneeschmelze ins Schwarze Meer zu lenken, die anderen, um Sturmflut an der Nordsee auszulösen. Seit dem der Felsen „installiert“ ist, kann jeder Besucher mit den Händen das Wasser mal zur linken oder zur rechten Seite schöpfen. Das wurde den Hexen zu dumm – und seither ist Ruhe; sagt man …

Fahrerisch ist die alte Flexenstraße reizvoller als der Arlberg, führt sie doch durch eine überdachte Galerie, die sich eng an den Fels schmiegt. Ursprünglich war mal daran gedacht, die Strecke still zu legen und durch einen Tunnel zu ersetzen – Pläne, die an der Finanzierung scheiterten.

Es geht zurück Richtung Landeck und weil ich gut in der Zeit liege, ist noch ein Abstecher zur Piller Höhe drin. Ein kleiner, aber lohnender Umweg führt an Burg Wiesberg vorbei, die wohl im 13. Jahrhundert hoch oben über dem Paznauntal errichtet wurde.

Kurz hinter Landeck steigt dann ein besonders schmales Sträßchen zur Piller Höhe hinauf. In den umliegenden Mooren wurden alte Festungsanlagen ausgegraben sowie ein ehemaliger Brandopferplatz. Irgendwie gruselig, oder?

Nahe der Anhöhe stehen stählerne Skulpturen links des Weges, die offensichtlich eine geschichtliche Bedeutung haben. Noch habe ich diese nicht herausgefunden ;-(

Kurz vor dem Ziel wird dann noch einmal vollgetankt. Auch wenn es nur noch 900 Meter bis zum Hotel sind, ein Espresso muss jetzt noch sein.

Auf der Sonnenterrasse des Hotels warten schon die ersten Teilnehmer. Nach einem herzlichen Hallo gilt es mit anzupacken: Charly GS will aus dem VW-Bus ausgeladen werden.

Kurz nach 17 Uhr sind alle da. Heute gibt es schon um 19 Uhr Abendessen und morgen, da stürzen wir uns in unser erstes gemeinsames Abenteuer.

Ob der Plan wohl aufgeht?

Großes hatte ich vor. Eine Pässetour zum Sattfahren. Immer Richtung Süden, bis über den Gavia, den ich schon ewig nicht mehr gefahren bin und dann über „kleines Geläuf“ zurück zum Hotel. Insgesamt rund 450 Kilometer – mit etlichen Highlights. Eigentlich ist „Kilometerfressen“ nicht so mein Ding. Aber diesmal wollte ich es mir geben. Früh los, nur kurze Pausen und am Abend selig ins Bett fallen. Das war der Plan.

Ob der aufgehen würde, war am Samstagmorgen schon fraglich. Statt um 7 Uhr von Weckerklingeln wach zu werden, weckte mich 45 Minuten später ein Telefonanruf meiner Frau. Ich hatte verschlafen. Schnell unter die Dusche und dann ab zum Frühstück.

Kurz nach acht war auch die Sonne da, doch bis alles aufgerödelt und ich startklar war, zeigte die Uhr viertel nach zehn. 450 Kilometer sollten gefahren werden, macht 9 Stunden reine Fahrzeit, plus Fotostopps und Pausen – eine Herausforderung. Spätestens am Umbrail würde ich mich entscheiden müssen …

Trotz aller zeitlichen Diskrepanz blieb es dabei, möglichst viele kleine Straßen zu fahren. Das erste Ziel: die „Piller Höhe“ mit dem „Gacher Blick“.

Weiter dann durchs Inntal – aber nicht auf der langweiligen und zudem viel befahrenen Landstraße sondern über eine parallel dazu verlaufenden Nebenstrecke. Die hatte ich mit ein paar Radfahrern ganz für mich allein – herrlich!

Richtung Finstermünzpass hieß es dann im Verkehr erst mal Mitschwimmen. Zum Überholen bot sich kaum Gelegenheit. Die Schlange der Autos und Wohnmobilen, die in die Gegenrichtung – zum Fernpass – drängte, riss einfach nicht ab, so dass sich selbst auf den Geraden kein Lücke zum Vorbeischlüpfen bot.

Ein kurzer Fotostopp an der Festung Nauders, an der Wanderer gern den Kaiserjägersteig erklimmen, und schon ging’s weiter. 35 Kilometer später stoppe ich am Reschensee. Natürlich muss der „versunkene Kirchturm“ mal wieder im Bild festgehalten werden. Diesmal ragt er besonders weit aus den „Fluten“ des Stausees.

Schlag 12 Uhr erreiche ich Prad am Stilfser Joch. Die Kirchturmglocken läuten, als ich auf die Passstraße abbiege. Rund 23 Kilometer noch, dann ist einer der höchsten Alpenpässe „bezwungen“. Doch diesmal hinterlässt die abenteuerliche Fahrt über 48 enge Kehren keine so richtige Fahrfreude aufkommen.

Die Aussicht auf die umliegenden Berge, die teilweise noch schneebedeckt sind, ist fantastisch, die Streckenführung eine Herausforderung. Ich lasse es relativ ruhig angehen und genieße die Fahrt als solche. Immer wieder tauchen „Tiefflieger“ im Rückspiegel auf, denen ich bereitwillig Platz mache.

Vor mir fährt eine Gruppe Schweizer Motorradfahrer, die schon in den ersten, noch relativ breiten Kehren, sichtlich Schwierigkeiten hat, ihre Maschinen ums Eck zu kriegen. Wenig später habe ich einen Spanier vor mir, dessen Sozia wie besessen während der Fahrt fotografiert und sich dabei immer von links nach rechts wirft, um offensichtlich die optimale Perspektive zu finden, was der Fahrstabilität der Motorrades nicht unbedingt zuträglich ist.

Hinter Trafoi kommt mit eine Gruppe Engländer in aufgemotzten Autos entgegen, die angesichts der schmalen Straße rechts und links verwechseln und teilweise im Drift ums Eck schießen.

Gemächlich wird es dann ab Kehre 32. Ein Alfa kämpft sich die Steigungen hinauf und bleibt in jeder Kehre erst einmal kurz stehen. Schön, wenn man gerade mit Schwung ausgeholt hat und dann beim Einlenken abrupt abbremsen muss. Ans Überholen ist erst einmal nicht zu denken. Auf den „Geraden“ gibt der Italiener Gas.

Es stinkt nach Kupplung und nach Bremsen, die Öltemperatur des luftgekühlten Boxer nähert sich den 120 Grad. Immer höher, immer enger, immer steiler verläuft die Streckenführung. Jede Rechtskehre will mit Bedacht gefahren sein. Wie weit kann ich „ausholen“, was kommt mir vielleicht auf meiner Fahrbahn entgehen? Auf welche „Hindernisse“ treffe ich als nächstes?

Etwa auf eine Gruppe „Sportfahrer“, die in bunte Lederkombis gepackt, zwar auf den Zwischenstücken schnell sind, in den Kehren aber kaum Schritt fahren, weil sie „fußeln“ müssen – oder umgekehrt. Oder auf diesen wahnsinnigen VW-Bus Fahrer, der seinen betagten T3 irgendwie den Berg heraufprügeln muss und zum echten Verkehrshindernis wird. Warum machen Menschen so etwas?

37 Minuten habe ich gebracht, hoch aufs Stilfser Joch. Hier oben tobt wie immer der Bär. Ich finde den Rummel (heute) fürchterlich und will nur noch weg. Irgendwer hat mal geschrieben, man könne diesen legendären Pass nur noch morgens zwischen 6 und 9 Uhr fahren, wenn so gut wie kein Verkehr herrscht. Recht hat er.

Wenig später stehe ich am Abzweig zum Umbrail und mache eine kleine Pause. Nun muss ich mich entscheiden. Weiter nach Bormio und dann links weg zum Gavia. Oder doch lieber Plan B?

Je länger ich mir anschaue, was an Motorrädern und Autos sich da alles ins Tal stürzt, je länger ich überlege, welch ein Verkehr in den engen, unübersichtlichen Felstunnels herrschen wird, durch die die Straße nach Bormio trassiert ist – umso weniger habe ich Lust, so wie geplant weiter zu fahren.

Also Plan B: Umrail und Ofenpass sind angesagt. Kaum biege ich ab nach „Santa Maria Val Münster“, tauche ich ab in eine andere Welt: keine „Tiefflieger“ mehr, eine herrliche Streckenführung vor mir, malerische Landschaften um mich herum, es ist einfach nur schön. Dass jetzt nicht schneller als 80 km/h gefahren werden darf, passt irgendwie.

Auf dem Ofenpass lege ich eine kurze Pause ein und erreiche bald darauf Ardez. Hier zweigt ein kleines Sträßchen nach Ftan ab. Bis Ende November ist das Befahren verboten, weil der Belag erneuert wird. Glücklicherweise nur montags bis freitags – heute ist Samstag 😉

Also tuckere ich über den Höhenweg, halte immer mal wieder an um Blumenwiesen und Burgen zu fotografieren und gönne mir in Scuol eine ausgiebige Kaffeepause -die erste und einzige für heute.

Der Abstecher zur „Norberthöhe“ bleibt mir verwehrt – auch da wird wohl gebaut -, also geht es weiter Richtung Landeck. Kurz vor Pfunds zieht ein kräftiges Gewitter auf. Ich fahre direkt auf eine dunkle graue, undurchsichtige Wand zu. Als die ersten Tropfen fallen, zweige ich in einen Feldweg ab, um die Regenkombi überzuziehen. Die Gore-Membran in der Kombi hat ihre besseren Tage schon hinter sich.

Wie immer dauert es seine Zeit, bis Jacke, Hose, Gummiüberzieher für die Stiefel und Regenhandschuhe sitzen. Bis alles passt, ist das Gewitter durch und nur noch die Straßen nass. Auch wie immer (oder zumindest meistens).

Jetzt soll es auf direktem Weg ins Hotel gehen und der führt über Landeck. Weil im Navi Autobahn und Mautstrecken ausgeschlossen sind, „fragt“ der 395 ob er eine Alternative zur „schnellsten“ Strecke wählen soll. Die würde nämlich durch den vignettenpflichtigen Tunnel führen. Manchmal erfreut mich mein Garmin auch …

In Tarrenz wird noch einmal voll getankt – gut 300 erlebnisreiche Kilometer sind auch so zusammen gekommen. Die Entscheidung nicht die ganz große Runde zu fahren, war richtig. Zumal sich in den Abendstunden ein heftiges Gewitter zusammenbraut. Das bricht hernieder, als ich unter der heißen Dusche bin; der heftige Platzregen durchnässt meine Stiefel – außen wie innen – da die zum Auslüften auf dem Balkon stehen. Na toll!

Nach dem Abendessen ist auch die Sonne wieder da. Mal sehen, was der Tag morgen so bringt ….

Mal wieder in die Berge

Eine Woche lang wird das „Hotel Zum Lamm“ in Tarrenz (bei Imst) Quartier für unsere Motorradtour sein. Während es offiziell erst am Sonntag, den 3. Juni, losgeht, breche ich schon zwei Tage früher auf, um die eine oder andere der geplanten Routen schon mal abzufahren. Besser ist das …

Die Wetter-App „Morecast“, die als Option eine Wettervorhersage für die geplante Strecke bietet, meldet bis zum Nachmittag Sonne satt. Dann kann es ja losgehen.

Relativ spät breche ich am Freitagmorgen auf und will doch nicht nur Autobahn fahren. Meist fahre ich die A3 bis Würzburg und wechsle dann auf die A7, kann ich so doch die staugefährdeten „Steigungsstrecken“ auf der A6 und der A8 vermeiden. Ist zwar ein bisschen länger, bereitet mir aber weniger Bauchschmerzen.

Diesmal will ich „abkürzen“. Nahe Wertheim geht’s runter von der Autobahn und dann 120 Kilometer über Bundesstraßen bis nach Baiershofen. In das Mathematik haben wir ja mal gelernt, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Geraden die Hypotenuse ist – und die fahre ich dann mal, bis ich die A7 erreiche,

Bringt natürlich keine Zeitersparnis, vor allem nicht mit dem Ducato, ist aber angenehmer zu fahren, als immer nur Autobahn, auch wenn ab und an ein schwerer LKW der Vorwärtsdrang etwas hemmt. Aber dann kann man ja Pause machen, wie beispielsweise nahe Bad Mergentheim.

Die Autobahnen sind relativ leer, sowohl die A3 wie später auch die A7. Eigentlich erstaunlich für einen Freitag. Nahe Dietmannsried lege ich noch einen kurzen Stopp auf einem Parkplatz ein, um für die letzten 100 Kilometer noch mal die Thermoskannen mit Kaffee aufzufüllen, dann geht es bei Oy wieder runter „von der Piste“, um abermals die Querverbindung per Landstraße zu fahren.

Bei Pfronten lädt ein idyllisch gelegenes Kirchlein zu einem kurzen Fotostopp, bevor ich den 6 Meter langen Ducato durch den engen Ortskern schaukele.

Bald darauf ist die Grenze zu Österreich erreicht. Die ist hier noch immer „grün“ – also ohne Kontrollen und frei befahrbar, während sich an der Autobahn die Polizei die Beine in den Bauch steht. Verrückt.

Kurz vor dem Ziel will noch der Fernpass erklommen werden. Während es in meine Richtung prima läuft, reiht sich gen Norden Auto an Wohnmobil an Wohnwagengespann an Reisebus und dazwischen Horden an Motorradfahrern – der Rückreiseverkehr über den Feiertag ist deutlich spürbar

Bald darauf ist Tarrenz erreicht. Schnell die BMW ausladen, kurz duschen und dann Abendessen. Der Blick vom Balkon ist vielversprechend. Wenn das Wetter mitspielt, ist für morgen eine ganz große Runde geplant.