Archiv der Kategorie: Endurowandern 2019 Dun-sur-Meuse

Diesmal stimmt der Wetterbericht – leider

ENDUROWANDERN IN LOTHRINGEN / Samstag, 4.5.2019 / 3. Tourtag – Es regnet schon seit Stunden – und so wie es aussieht, wird es so schnell auch nicht aufhören. Zudem ist es kalt geworden. Gerade einmal 5 Grad plus zeigt das Thermometer. Keine guten Voraussetzungen für eine Endurowanderung.

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Der Regen war schon am Vorabend vorhergesagt.

Oder doch? Schließlich gibt es doch kein schlechtes Wetter sondern nur schlechte Kleidung. Und einen Track zum Fahren hätten wir für heute auch noch. Das Roadbook des heutigen Tages wartet nur darauf, von uns abgefahren zu werden.

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Unser Roadbook für den Samstag.

Wir beschließen, erst einmal zu frühstücken. Bei einer Tasse Kaffee und süßen Leckereien beraten wir, welche Entscheidung wir treffen wollen. Dabei ist doch längst schon alles klar: bei dem Sauwetter wollen wir nicht wirklich Motorrad fahren.

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Erst mal frühstücken, dann sehen wir weiter.

Zumal wir die Zimmer nur bis 11 Uhr nutzen können. Das heißt: vielleicht naß und verfroren gegen Mittag wieder im Hotel eintreffen. Naß und verfroren die Motorräder verladen, keine Möglichkeit sich zu duschen, im Freien umziehen und dann nach Hause fahren. Heute sind wir alle „Weicheier“ – ganz freiwillig – und ziehen es vor, die Enduros gleich auf den Hänger zu schieben.

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Ab auf den Hänger und nach Hause.

Was bleibt sind zwei Tage, in denen wir ordentlich Enduro gefahren sind, die uns konditionell aber auch gefordert haben. Insofern akzeptieren wir die Wetterlage und machen uns früher als geplant auf den Heimweg.

Unterwegs entdecke ich die Langsamkeit. Da die Fahrt über die gebührenpflichtige Autobahn nur ungleich schneller wie die Fahrt über Land ist, geht es über Departements-Straßen Richtung Deutschland. Die werden gern auch vom Schwerlastverkehr genutzt, wie ich leidvoll feststellen muss. Hinter so manchem schweren Brummer „fest hängend“, geht es oft mit maximal 30 km/h durch die Dörfer und mit höchsten 60 km/h über Land.

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Die Entdeckung der Langsamkeit …

Im Radio wird eine auf 400 Meter fallende Schneefallgrenze angekündigt. Stimmt! Auf den „Höhenzügen“ der Pfalz und des Saarlandes mahnt dichter Schneeregen bei Temperaturen um Null Grad zu einer vorausschauenden Fahrweise.

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Dichten Schneeregen gab es auch schon unterhalb von 400 Metern.

Glücklicherweise ist der Spuk bald vorbei – im Rheinhessischen scheint schon wieder die Sonne. Gegen Mittag bin ich wieder zu Hause. Schnell aus- und abladen; dann geht’s auch schon ans Sortieren der Fotos und Videos.

Wenn ich ein erstes Fazit ziehen sollte: die Endurowanderung in Lothringen kann ich empfehlen – ich würde die Strecken jederzeit wieder fahren (und mit der Beta wahrscheinlich auch die, bei denen ich diesmal gekniffen habe).

Wir werden mal schauen, was Ad Ketelaars noch so im Programm hat. Manche Wege versprechen Abenteuer. Bei einer Strecke soll die Gruppe ein Seil mitführen, weil meist einer in den Felsen hängen bleibt, heißt es in einer der Routenbeschreibungen. Wir mögen es da schon etwas moderater. Insofern: Wiederholung nicht ausgeschlossen. Vielleicht fahren wir beim nächsten Mal einfach anders herum …

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HINTERGRUND-INFOS

Übernachtung in Dun-sur-Meuse:

Relais Fasthotel „Le Rale des genets“
21-23 Rue Sainte Marguerite
F 55110 Dun-sur-Meuse
Telefon: 03 29 83 80 85

www.hotel-le-rale-des-genets.com
E-Mail: hotel.leraledesgenets@orange.fr

oder
Fast-Hotel Direkt-Link

Routenplanung und Ansprechpartner für die Roadbooks:

Ad Ketelaars
E-Mail: offroad_trips@hotmail.com

Heute muss die Suzi ran …

ENDUROWANDERN IN LOTHRINGEN / Freitag, 3.5.2019 / 2. Tourtag – Ich kann nicht mehr sitzen, zumindest nicht mehr auf der kleinen Roten! Der gestrige Tag auf der Beta hat meinen Allerwertesten doch arg strapaziert. Die Sitzbank der Alp 200 ist schmal und steinhart – schon die letzten Kilometer zurück ins Hotel kamen am ersten Tourtag einem Martyrium gleich. Noch einen Tag – das halte ich nicht aus.

Mein Problem ist, dass ich mit meinen mehr als 1 Meter 90 Körpergröße nur schwer eine guten Stand auf kleinen Enduros finde. Meist ist der Lenker zu weit weg, um entspannt aufrecht stehend fahren zu können, der Kopf folglich zu sehr auf den Boden geneigt – und ehrlich gesagt: ich fahren im Gelände auch lieber im Sitzen als im Stehen. Doch zu viel sitzen tut weh, das muss ich nun schmerzlich erfahren. Folglich muss heute die 350er Suzi ran, die ist mit einer breiten, bequemen Sitzbank von Acerbis ausgestattet.

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Das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen.

Erst einmal aber gibt es ein leckeres Frühstück, um gut gestärkt in den neuen Tag zu starten. Heute wollen wir das Roadbook Nummer 3 erkunden, dass uns in den Norden und damit ein Stück hinein ins Nachbarland Belgien führen wird.

Gleich hinter der Kirche von Dun-sur-Meuse starten wir in unser heutiges Abenteuer. Ein leicht verschlammter Waldweg fordert das erste Mal unsere Aufmerksamkeit. Da es die Nacht über ordentlich geregnet hatte, sind die Anforderungen an uns heute etwas höher.

 

 

 

 

 

Irgendwie sind die ersten Meter anstrengend. Liegt es am Motorrad? Die weichen Trailreifen, die auf der Beta montiert sind, und mit gerade mal 1 Bar Luftdruck gefahren werden, hatten sich gestern auf dem feuchten Untergrund geradezu festgesogen. Unbeirrt zog die Alp ihre Spur. Das Fahren war eine pure Lust. Die DR 350 präsentiert sich heute deutlich bockiger. Die aufgezogenen TKC 80 finden, trotz abgesenktem Luftdruck, auf dem matschigen Untergrund keinen optimalen Gripp, die richtige Spur zu treffen bedarf deutlich mehr Konzentration. Alles kein Problem, wenngleich der Spaßfaktor gestern deutlich größer war.

Auf einer Lichtung, unter einer Stromtrasse, legen wir einen ersten Stopp ein. Die „offizielle“ Route verläuft direkt entlang der Masten; doch rechter Hand finden sich am Hang tiefe Fahrspuren, die ein Mehr an Herausforderung versprechen. Für Jörg und Dieter eine willkommene Einladung, sich und ihre Enduros zu quälen.

 

 

 

 

 

Es folgt eine nasse Wiese, ein Weg mit tiefen Spurrillen und ein butterweicher Waldweg, bis wir in Bazeilles-sur-Othain eine weitere Pause einlegen.

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Die kleinen Orte sind malerisch, die Landschaft ist es auch …

Kaum mehr als 100 Einwohner leben rund um die 1755 erbaute Kirche „St. Martin“ malerisch am Ufer des gerade einmal 67 Kilometer Länge messenden Flusses Othain, der im „Waberland“ (Woëvre) entspringt. Mühlen muss es hier einmal gegeben haben, wie die Straßenbezeichnung vermuten lässt. Wir genießen die Ruhe sowie die malerische Aussicht, bevor wir uns weiter auf den Weg nach Montmédy machen. Da gibt es am Supermarkt nämlich eine Tankstelle.

Auf den nächsten Kilometern überwiegt der Asphalt, wofür ich irgendwie dankbar bin. Heute nerven mich die ausgewaschenen Wege mit ihren tiefen Spurrrillen und der oft rutschige Untergrund. Ob´s am Regen in der Nacht oder dem heute benutzten Motorrad liegt? Wer weiß?

 

 

 

 

 

Nach gut der Hälfte der heutigen Wegstrecke stehen wir an der Tanke und machen noch mal voll, denn die nächste Gelegenheit wird sich erst wieder in Dun-sur-Meuse ergeben. Und bis dahin sind es noch gut 70 Kilometer …

 

 

 

 

 

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Grenze nach Belgien. Dann folgt ein langer Track auf unbefestigten Wegen. Ich überlege, ob ich mir das wirklich „antun“ will. Oder ob es nicht besser wäre, am Nachmittag diesen Teil Lothringens vorwiegend auf Asphaltstraßen zu entdecken? In Stenay am Hafen eine Kaffee zu trinken? Und so ein wenig Kraft für den morgigen Tag zu tanken. Denn auch am Samstag, dem Tag der Abreise, wollen wir wenigstens noch bist Mittag unterwegs sein.

In Ecouviez lasse ich die DR 350 nahe der Eglise Saint-Michael ausrollen – und frage Jörg, ob er nicht die Führung übernehmen wolle? Mir sei der Sinn im Augenblick mehr nach Straße. „Wenn ich die Wege finde, gerne“, macht er nach kurzem Überlegen deutlich. Das sollte kein Problem sein – war es am Ende auch nicht. Danke.

 

 

 

 

 

Und so fahren die Enduroristen weiter nach Belgien und das „Weichei“ zurück Richtung Hotel – vorbei an der „Casemate Saint Antoine“ und der gewaltigen Zitadelle von Montmédy. Deren Ursprünge reichen bis ins Jahr 1221 zurück. 1657 belagerten 30.000 Soldaten unter Führung König Ludwig XIV die Festung 57 Tage lang. Die 756 Männer, die diese fast zwei Monate verteidigten, ergaben sich erst nach dem Tod ihres Gouverneurs. Auch Jean, d´Arc begegnet mir unterwegs. Ihr wurde ihr am Wegesrand nahe Thonne-les-Prés ein Denkmal errichtet.

 

 

 

 

 

Auf vorwiegend kleinen Straßen, die sich durch eine malerische Landschaft winden, (und über den einen oder anderen Feldweg – so ganz lassen kann ich es ja doch nicht), geht es recht gemütlich in Richtung Dun-sur-Meuse. Auf wilden Wiesen stehen neugierige Kühe unter weit ausladenden knorrigen Bäumen; oft schlängelt sich das schmale Asphaltband durch eine leicht hügelige, anmutig wirkende Landschaft. Mehrfach quert die Straße die Maas; an vielen der Brücken erinnern Info-Tafeln daran, wie lange der jeweilige Übergang im 1. Weltkrieg gehalten und wann er von deutschen Truppen eingenommen wurde. Das grenzüberschreitende Projekt „Chemins de memoire“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Finde ich persönlich toll.

 

 

 

 

 

In Stenay angekommen, ist der „Hafen“ schnell gefunden – allein das kleine Café hat geschlossen. Eine Erfahrung, die wir bei unserer Tour immer wieder machen: Die Infrastuktur ist mehr als dürftig. Wenn, hat die Gastronomie nur über Mittag und am Abend auf, es gibt viel Leerstand und reichlich Verfall. Und doch hat das Motorrad fahren in Lothringen durchaus seinen Reiz.

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Hier hätte sich schön ein Kaffee trinken lassen …

Ihren Spaß haben auch Jörg und Dieter. So manches kleine Hindernis gilt es bei ihrer Endurowanderung zu überwinden; dass ein ums andere Mal auch ein „Scheitern“ in Kauf genommen werden, gehört dazu. Etwa wenn die Wege so verschlammt sind, dass sich die Motorräder festfahren. Oder wenn ein dicker Baum den Weg blockiert. Dafür sind die kleinen „Eselspfade“ umso schöner und auch die Fahrt entlang des Kanals hat durchaus ihre Reize.

 

 

 

 

 

Am späten Nachmittag treffen wir alle wieder im Hotel ein. Jörg spendiert eine Runde Dosenbier und wir betrachten unser „Tagwerk“ und die verursachten Kollateralschäden: die Motorräder sind ordentlich eingesaut, an einer Hand zeigen sich erste Blasen vom vielen Gas geben im Unterholz  und einen Kabelbaum hat es zerfetzt. Der muss beim Einfedern Kontakt mit dem Hinterrad bekommen haben. Lässt sich alles wieder richten – wir sind mit uns und dem Geleisteten zufrieden.

 

 

 

 

 

Noch einmal gehen wir im „Les Colimencarts“ zum Abendessen. Eigentlich hätte uns auch der Pizza-Automat in der Stadtmitte gereizt, der rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche auf dem Holzfeuer gebackene Pizzen offeriert. Einen Versuch wäre es wert gewesen, allein, um mitreden zu können. Dann aber haben wir uns doch für den Restaurantbesuch entschieden.

 

 

 

 

 

Auf dem Weg zum Hotel bummeln wir noch ein wenig am Ufer der Maas entlang, genießen den Sonnenuntergang und lauschen den Vögeln und Enten, die lautstark zwitschern und quaken. Ländliche Idylle pur, die einen erholsamen Schlaf verspricht. Den werden wir brauchen, denn auch am morgigen Samstag wollen wir noch einmal zu einer Endurowanderung rund um Dun-sur-Meuse aufbrechen. Gute Nacht 😉

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Was für eine Idylle – zu finden im „Großen Osten“ Frankreichs.

Das Ganze gibt es – weil es so schön ist – auch mit Ton:

 

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Jörg hat den Routenverlauf in einem kleinen Video zusammengefasst. Das wollen wir Euch zum Abschluss nicht vorenthalten. Hier ist der Link zum Relieve

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HINTERGRUND-INFOS

Tanken in Montmédy:

Automat am SuperU
Avenue de Verdun
55600 Montmédy

Kaffeepause in Stenay:

Cafe du port
26 Rue du Port
55700 Stenay
Tel.: 33 3 29 80 68 31
Öffnungszeiten erfragen!

Tanken in Dun-sur-Meuse:

Station Doer
55110 Dun-sur-Meuse
Tel.: 03 29 80 86 72

Abendessen in Dun-sur-Meuse:

Les Colimencarts
15 rue Sainte-Margueritte
55110 Dun-sur-Meuse
Tel.: 03 29 80 81 80

www.les-colimencarts.fr

Übernachtung in Dun-sur-Meuse:

Relais Fasthotel „Le Rale des genets“
21-23 Rue Sainte Marguerite
F 55110 Dun-sur-Meuse
Telefon: 03 29 83 80 85

www.hotel-le-rale-des-genets.com
E-Mail: hotel.leraledesgenets@orange.fr

oder
Fast-Hotel Direkt-Link

Routenplanung und Ansprechpartner für die Roadbooks:

Ad Ketelaars
E-Mail: offroad_trips@hotmail.com

 

Kaum ein Meter Asphalt …

ENDUROWANDERN IN LOTHRINGEN / Donnerstag, 2.5.2019 / 1. Tourtag – Wir haben Glück mit dem Wetter – wieder einmal. Statt der angekündigten ergiebigen Regenschauer ist es heute morgen nur ein wenig diesig und auch die Temperaturen sind noch angenehm.

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Morgenstimmung in Dun-sur-Meuse. Es ist ein wenig diesig.

Der Tag beginnt zudem mit einem (für französische Verhältnisse) ausgesprochen reichhaltigem Frühstück – Käse, Wurst, Eier, Müsli, Marmelade, alles da.

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Mit einem „kleinen Frühstück“ starten wir in den Tag. 

Heute wollen wir das Roadbook 1 abfahren. Die Strecke wird uns, auf vielen Nebenwegen, bis nach Verdun führen. Gut 180 Kilometer kommen so zusammen, eine stolze Leistung auf überwiegend unbefestigten Wegen – wenn wir denn alles fahren. Spätestens in Verdun werden wir einen Tankstopp einlegen müssen. Die KTM 250 Freeride von Dieter hat, ebenso wie meine Beta Alp 200, gerade einmal 6 Liter Tankinhalt. Da dürfte es spätestens bei 130 Kilometern Distanz eng werden. Vorsichtshalber haben wir beide noch einen kleinen Reservekanister dabei …

Schon die ersten Kilometer des heutigen Tages sind vielversprechend: kleine Waldwege wechseln sich ab mit schmalen Wiesenpfaden, breite Schottenspuren mit Trialpfaden, die den eigentlichen Weg kaum erkennen lassen. Gelegentlich gilt es einen abgebrochenen Ast zu überwinden, immer wieder gibt es morastige Stellen, die sich nur selten umfahren lassen. Alles ganz nach unserem Geschmack.

 

 

Nach einem kurzen Stopp am Straßenrand muckt die Beta. Beim Druck auf den Anlasser tut sich nichts. Sollte die Batterie schlagartig den Dienst versagt haben? Tacho und Blinker funktionieren noch – wir sind ein wenig ratlos. Schieben hilft, wenig später läuft „die Kleine“ wieder.

Also geht es wieder ab durchs Unterholz, auf teilweise abenteuerlichen und (für uns manchmal) anspruchsvollen Wegen. Ein breiter Boxer oder eine schwere Africa Twin hätten stellenweise keine Chance gehabt. Gut, dass wir die kleinen Enduros mitgenommen haben. Kreuz und quer geht es durchs Gelände, bis wir an einem imposanten Memorial eine erste Verschnaufpause einlegen.

 

 

Gegen Mittag erreichen wir dann Verdun. Gut 120 Kilometer stehen auf der Uhr. Also wird erst einmal eine Tankstelle gesucht. Eine „Total“ befindet sich in der Nähe. Die ist offen und es kann bar – und nicht am Automaten – bezahlt werden. Herrlich!

 

 

Nach dem Tanken gönnen wir uns endlich eine Kaffeepause. Die „Infrastruktur“ ist dürftig, im „Großen Osten“. Auf der gesamten Strecke gab es (gleich zu Beginn) nur eine einzige Möglichkeit mal einzukehren. Zielstrebig steuern wir jetzt „Le Brasero“ in der rue de Blamont 13 an und fragen Madame Yolande Decaix, ob wir auch nur einen Kaffee trinken könnten. Essen wollten wir eigentlich nicht. Wenig später stehen drei herrliche schwarze „double espresso“ mit aufgeschäumter heißer Milch auf der Theke – besser könnte es nicht sein.

 

 

An einer der Festungsruinen, die rund um Verdun liegen, legen wir kurz darauf einen Fotostopp ein. Das Gelände ist mittlerweile militärisches Sperrgebiet, die Tore zur Festung selbst sind fest verschlossen. Ein paar Schnappschüsse gelingen uns aber. Man mag sich nicht vorstellen, wie es hier im 1. Weltkrieg zuging …

 

 

So langsam treten wir den Rückweg an. Es bleibt weiterhin trocken, obwohl doch die Wettervorhersage für den Nachmittag Regenschauer rund um Verdun angekündigt hatte. Meist sind wir wieder auf unbefestigten Wegen unterwegs. Asphalt haben wir allenfalls dann unter den Stollenreifen, wenn wir von einem Feldweg in den nächsten Waldweg abzweigen – und auf den letzten acht Kilometern zurück zum Hotel.

 

 

In Dun-sur-Meuse angekommen, wird noch einmal vollgetankt. Ursprünglich hatte es im schriftlichen Briefing zur Tour geheißen, dass es in Dun nur Diesel geben würde. Zumindest sei das im vergangenen Jahr so gewesen. Ein netter Anruf in der Tanke selbst konnte uns diese Sorge aber nehmen. Super95 sei vorrätig – Luft und Wasser gäbe es auch und jeden Tag, bis auf Montag, sei die Tankstelle bis 19 Uhr geöffnet. Merci 😉

Im Hotel angekommen, wird erst einmal das Werkzeug ausgepackt. Jetzt muckt auch die DR 650 von Jörg. Ich konnte die kleine Alp wenigstens noch ankicken – bei der große Suzi aber gibt es nur einen E-Starter. Und der scheint nicht mehr zu funktionieren. Zu allem Überfluss fängt es jetzt auch noch an zu regnen – Punktlandung! Immerhin sind wir trocken angekommen! Also wird das Moped kurzerhand in den überdachten Gang vor den Hotelzimmern geschoben – so lässt es sich prima schrauben.

 

 

Es wird geprüft und gemessen – Spannung ist da, offensichtlich alles in Ordnung. Warum aber geht der Anlasser nicht? Offensichtlich hatte sich der Kupplungshebel verstellt und so auf den Killschalter am Lenker gedrückt. Kaum ist alles richtig justiert, brummt der große Einzylinder wieder. Geht doch 😉

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Boeuf Stroganoff – nach einem so tollen Tag darf es etwas Besonderes sein.

Mit einem leckeren Abendessen im nahegelegenen Restaurant „Les Colimencarts“ beschließen wir den tollen Tag und freuen uns auf das morgigen Enduro-Abenteuer. Da wollen wir hoch in den Norden, Richtung belgische Grenze fahren – wenn das Wetter mitspielt. Aber da sind wir, wie immer, zuversichtlich.

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Jörg hat den Routenverlauf in einem kleinen Video zusammengefasst. Das wollen wir Euch zum Abschluss nicht vorenthalten. Hier ist der Link zum Relive.

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HINTERGRUND-INFOS

Tanken in Verdun:

Total
4 av du General de Gaule
55100 Verdun

Kaffeepause in Verdun:

Le Brasero
Madame Yolande Decaix
13 rue de blamont
55100 Verdun
Tel.: 03 29 86 34 29

Tanken in Dun-sur-Meuse:

Station Doer
55110 Dun-sur-Meuse
Tel.: 03 29 80 86 72

Abendessen in Dun-sur-Meuse:

Les Colimencarts
15 rue Sainte-Margueritte
55110 Dun-sur-Meuse
Tel.: 03 29 80 81 80

www.les-colimencarts.fr

Übernachtung in Dun-sur-Meuse:

Relais Fasthotel „Le Rale des genets“
21-23 Rue Sainte Marguerite
F 55110 Dun-sur-Meuse
Telefon: 03 29 83 80 85

www.hotel-le-rale-des-genets.com
E-Mail: hotel.leraledesgenets@orange.fr

oder
Fast-Hotel Direkt-Link

 

Routenplanung und Ansprechpartner für die Roadbooks:

Ad Ketelaars
E-Mail: offroad_trips@hotmail.com

Endurowandern im „Großen Osten“

ENDUROWANDERN IN LOTHRINGEN / Mittwoch, 1.5.2019 / Anreise – Es geht ins Lorraine, nach Lothringen, oder wie der Nordosten Frankreichs neuerdings genannt wird: ins „Grand Est“. Im Januar 2016 wurde aus den drei bisherigen Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardennen eine neue gebildet – und die wurde schließlich „der große Osten“ genannt, weil die Mehrheit der Bevölkerung (die sich an entsprechenden Umfragen beteiligt hatte) letztlich diesen Namen – der erst ganz zum Schluss in die Auswahlmöglichkeiten aufgenommen wurde – wollte.

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Kein Asphalt, aber legal befahrbar. Solche Strecken suchen wir …

Unser Ziel ist Dun-sur-Meuese, ein kleiner, kaum 700 Einwohner zählender Ort im Arrondissement Verdun, irgendwo nahe der Grenze zu Luxemburg und Belgien. Hier gibt es zwei nette „B&B“, die Ausgangspunkt von drei spannenden, ganztägigen Endurowanderungen sind. Die Routen sind perfekt vorbereitet und können anhand eines elektronischen Roadbooks – einem so genannten Tripy – nach Belieben abgefahren werden. 20 Euro „Startgebühr“ werden pro Fahrer und Tag für die Planungen und Vorbereitungen in Rechnung gestellt, wobei nicht mehr als vier Motorradfahrer gleichzeitig teilnehmen sollten, um die „Belästigungen“ für die Bevölkerung (und die nicht feststellbaren Beeinträchtigungen für die Natur) so gering wie möglich zu halten. 

Wir lassen uns das erste Mal auf dieses „Abenteuer“ ein – und sind am Ende begeistert. Zumal wir uns den „Luxus“ einer Übernachtung im Hotel gönnen – mit Dusche und WC auf jedem Zimmer und nicht auf dem Flur für alle, wie im eigentlich geplanten Bed&Breakfast.

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Blick aus dem Hotelzimmer ins Grüne.

„Einige Streckenabschnitte können nur kleine Enduros fahren“, hatte Ad Ketelaars – der das alles so hervorragend organisiert – im Vorfeld deutlich gemacht. Also bleibt der alte Boxer zu Hause, statt dessen kommen die 350er Suzi und die kleine Beta Alp 200 in den Transporter.

Gemütlich geht es zunächst über die Autobahn Richtung Saarbrücken und dann über Land durch Luxemburg und Belgien nach Frankreich. Kaum habe ich die Landesgrenze überquert, denke ich, mein Navi ist kaputt, wird mir doch ständig eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 80 km/h angezeigt. Dann erinnere ich mich, dass man seit Neuestem auf französischen Landstraßen nicht mehr schneller fahren darf. Um die Unfallzahlen zu senken, wurde die Höchstgeschwindigkeit von 90 auf 80 km/h reduziert.

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Picknick in Frankreich – was für ein idyllisches Plätzchen.

Kurz vor dem Ziel lädt ein idyllisch gelegener Picknickplatz zu einer kleinen Rast. „Muttern“ hatte mir noch ein frisch gebackenes Stück Streuselkuchen eingepackt, dazu ein heißer Schluck Kaffee aus dem Thermobecher – genau das sind die Erinnerungen, die lange hängen bleiben und die ich so mag.

Im Hotel angekommen wird ausgepackt und abgeladen. Immer noch lacht die Sonne vom Himmel, also wird schnell eine erste „Erkundungstour“ eingelegt. Ein deutscher Soldatenfriedhof ist ausgeschildert. Einen kleinen Hügel hinauf reihen sich Kreuz und Kreuz und mahnen, dass sich die Schrecken nicht nur dieses Krieges nie wiederholen mögen.

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Einer von vielen Soldatenfriedhöfen rund um Verdun

Der nächste Abstecher führt – irgendwie passend – hoch zur Kirche, von der aus sich ein malerischer Blick auf den in der Abendsonne liegende Ort Dun-sur-Meuse bietet. Der kleine Fluss Maas, der am Stadtrand vorbei fließt, ist hier kanalisiert und lädt zu herrlichen Hausboottouren ein. Wir aber wollen Endurowandern – morgen gehts los.

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Blick von der Kirche auf Dun-sur-Meuse

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Hintergrund-Infos:

Übernachtung in Dun-sur-Meuse:

Relais Fasthotel „Le Rale des genets“
21-23 Rue Sainte Marguerite
F 55110 Dun-sur-Meuse
Telefon: 03 29 83 80 85

www.hotel-le-rale-des-genets.com
E-Mail: hotel.leraledesgenets@orange.fr

oder
Fast-Hotel Direkt-Link

 

Routenplanung und Ansprechpartner für die Roadbooks:

Ad Ketelaars
E-Mail: offroad_trips@hotmail.com

Ein kleines Abenteuer

Anfang Mai geht´s zum Endurowandern nach Nordfrankreich. Drei Tage lang wollen wir nahe Verdun möglichst viel auf unbefestigten Wegen unterwegs sein. Dazu gibt es ein Roadbook und ein Navi namens „Tripy“, das – ganz klassisch – mit Pfeilen als Abbiegehinweis arbeitet, wenn es rechts oder links in die Büsche geht.

Für uns ist das völlig Neuland. Auf unseren bisherigen Endurotouren sind wir entweder einem ortskundigen „Stollenreiter“ hinterher gefahren oder haben uns verschiedene Tracks zusammengebastelt, deren Verlauf wir dann so gut wie möglich gefolgt sind. Hat eigentlich gut funktioniert.

Ad Ketelaars geht andere Wege. Er hat für verschiedenen Regionen Frankreichs, Belgiens, Hollands und Polens mehrtägige Roadbook-Touren ausgearbeitet, die – jeweils von einem festen Standort aus – abgefahren werden können. „Fahrt bitte nicht so schnell und achtet auf die Kühe, die haben sich um diese Zeit noch nicht an Motorradfahrer auf den Feldern gewöhnt“, ermahnt er uns – keine Sorge, wir wollen den Begriff „Enduro wandern“ möglichst wörtlich nehmen.

Wobei: das nachfolgende Video (einer anderen Motorradgruppe) zeigt, was uns bei schlechtem Wetter erwarten könnte:

Endurowandern in Nordfrankreich. Die Jungs waren auch rund um Verdun unterwegs.

Nachdem es in den vergangene Tagen aber relativ trocken war, hoffen wir auf günstigere Umstände. Und auch die übrigen Rahmenbedingungen bessern sich von Tag zu Tag.

„Es gibt in Dun-sur-Meuse zwar eine Tankstelle, aber die hatte im vergangenen Jahr nur Diesel“, warnt uns Ad vor. Auch sonst ist die Infrastruktur dürftig – ein Lokal für einen kleinen Mittagsimbiss zu finden oder für eine Unterwegs-Kaffeepause dürfte schwierig werden. Auf uns wartet „Natur pur“.

Zumindest die Sorge um ausreichend Sprit hat sich zwischenzeitlich aber als unbegründet erwiesen. Wir haben mal bei der „Garage Doer“ in Dun-sur-Meuse angerufen und mit einem sehr netten Monsieur parliert. „Wir haben alles da“, sagte er freundlich. Super 95, Luft für die Reifen und Wasser aus dem Kran – pas de problème.

Da kann ich ja unbesorgt die kleine Beta Alp 200 mitnehmen. Da gehen sagenhafte 6 Liter Benzin in den Tank plus einen Liter Reserve im Kanister, das sollte bei gut 4 Litern Verbrauch für rund 175 Kilometer reichen. So lang sind in etwa auch die Tagesetappen – wenn wir denn alles fahren …