Archiv der Kategorie: Riesengebirge 2013

Rückblick auf acht Tage Sonnenschein

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Samstag, 5. Oktober 2013 | 8. Tag

Es geht wieder nach Hause. Noch einmal frühstücken wir gemeinsam, dann geht Jeder seiner Wege. Stefan und Hartmut aber auch Manfred wollen auf zwei Tage zurückfahren, Lutz, Werner sowie die meisten anderen direkt. Dieter, Konrad, Charly, Franz-Josef und auch ich fahren mit dem Auto zurück – das Motorrad auf dem Anhänger verzurrt oder auf der Ladefläche. Gut 500 Kilometer sind es bis Frankfurt, die sind schnell runtergerutscht.

Wir starten bei strahlendem Sonnenschein; leider fängt es auf halber Strecke ordentlich an zu regnen. Ab Waltershausen schüttet es stellenweise kräftig; das ist uns in den vergangenen Tagen glücklicherweise erspart geblieben. Dichte Wolkenfetzen hängen in den Ausläufern des Thüringer Waldes, es ist richtig ungemütlich.

Natürlich haben wir während der Tour darüber diskutiert, ob es klug war, so spät ins Riesengebirge zu fahren. Morgens war es, mit Temperaturen um null Grad, schon reichlich frisch. Dafür hatten wir die ganze Woche blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Vier Wochen früher wäre es etwas wärmer aber auch regnerisch gewesen.

Man muss einfach Glück haben und ein Wagnis eingehen. Schließlich sind Andere schon in Hochsommer tagelang im Regen in Frankreich unterwegs oder in Südtirol – nach einem Kälteinbruch – für zwei Tage eingeschneit gewesen, weil die Straßen für Motorradfahrer unpassierbar waren.

Zugegen, schlechtes Wetter hätten wir auch haben können und dann wär’s bitter geworden. Hatten wir aber nicht – und es war herrlich. Vielleicht sollten wir im nächsten Herbst doch nach Cornwall fahren? An der englischen Küste – bei Torquay – sind für die nächsten Tage durchweg Sonnenschein mit Temperaturen bis 19 Grad vorhergesagt …

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Wohl dem, der sein Motorrad auf dem Hänger nach Hause fuhr. In Thüringen begann der große Regen – nach acht Tourtagen voller Sonnenschein.

Ein Abstecher zur „Biker-Höhle“

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Freitag, 4. Oktober 2013 | 7. Tag

Die letzte Tagesetappe – heute Abend werden wir wieder in Cunnersdorf, nahe Bad Schandau, sein. Dort hat unsere kurzweilige Reise durchs Riesengebirge am vergangenen Samstag begonnen.

Unser erstes Ziel ist die Ruine der ehemalige Burg Trosky. Errichtet auf den beiden berühmten Basaltkegel „Panna“ und „Baba“ reichen die Ursprünge der Festung bis ins Jahr 1380 zurück. 1618 gelangte das imposante Gemäuer in den Besitz des berühmten Wallenstein. Im 30-jährigen Krieg hatte es große militärische Bedeutung und wurde sowohl von den Schweden, wie auch von den kaiserlichen Truppe erobert. Letztere steckten sie 1648 in Brand. Anschließend begann der Verfall.

Nach einen Fotostopp geht’s weiter durchs Adlergebirge, dessen bizarre Felsformationen zu begeistern wissen. Die Suche nach einem netten Lokal für die Mittagsrast gestaltet sich erwartungsgemäß schwierig; bei Noviny Pod Ralskem finden wir schließlich ein nettes Gasthaus. Kurz darauf treffen auch Stefan und Dieter mit ihren Gruppen ein, so dass wir quasi gemeinsam essen.

Jetzt ist es nicht mehr weit zur legendären Bikerhöhle, die von einem tschechischen Motorradclub nahe Velenice betrieben wird. Im Internet haben wir begeisternde Berichte gelesen. Dass man mit dem Motorrad durch eine Höhle fahren könne, in der es eine Bar gebe, an der man auf der eigenen Maschine sitzend seine Bestellung aufgeben könne.

Wir sind ein wenig enttäuscht. Die Höhle selbst ist relativ klein, die Bar gleich am Anfang – mehr als ein netter Gag ist der Abstecher hierher nicht.

Zum Hotel ist es nun nicht mehr weit. Hinter Decin gönnen wir uns noch eine Kaffeepause und einen letzten Apfelstrudel; bald darauf passieren wir die Grenze zu Deutschland. Um 17:20 Uhr sind wir wieder in Cunnersdorf. Zündung aus, das war’s – leider.

Noch einmal werden wir zusammen zu Abend essen, morgen geht’s dann wieder nach Hause. Schön war sie, die Woche im Riesengebirge. Kalt, aber sonnig und mit vielen schönen Erlebnissen verbunden. Danke.

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Mit dem Motorrad bis an die Bar. Das ist das Besondere der legendären Bikerhöhle, die unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Es „regnet“ Blätter von den Bäumen

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Donnerstag, 3. Oktober 2013 | 6. Tag

Es ist schon galaktisch: ein herrlicher Sonnenaufgang kurz vor dem Frühstück und dann strahlend blauer Himmel satt! Die sternklare Nacht hat die Temperaturen ordentlich in den Keller gedrückt, so dass die Sitzbänke regelrecht vereist sind. Die dicke, gefrorene Schicht Reif lässt sich nur herunterkratzen!

Gut 250 Kilometer Wegstrecke liegen heute vor uns. Wir werden noch einen Schlenker über Polen unternehmen, um dann so langsam Richtung Trutnov einzuschwenken. Trotz der niedrigen Temperaturen springen alle Motorräder problemlos an, so dass wir uns gegen 9 Uhr auf die Rückreise machen können.

In Jesenik halten wir uns links, um bald darauf auf kleinen, verschwiegenen Pfaden Richtung Staré Mèsto – und damit zur polnischen Grenze – abzuzweigen. Auf dem Weg dorthin erleben wir ein faszinierendes Naturschauspiel: es regnet Blätter! Offensichtlich sind durch den Frost der Nacht die Zweige an den Bäumen abgestorben, die nun permanent zu Boden rieseln und die Fahrbahn stellenweise mit einem dichten, grünen Teppich bedecken. Das haben wir bisher noch nie erlebt!

Im „Wintersportgebiet“ des „Masyw Sniezbika“ finden wir, nach einigem Suchen, in der Hubertushütte eine nette Gelegenheit zur Pause. In der Sonne ist es mittlerweile so warm, dass sich der heiße Kakao auch auf der Terrasse genießen lässt.

Gut 50 Kilometer sind wir jetzt noch von der Grenze zu Tschechien entfernt. Ein Schild warnt vor schlechter Wegstrecke – nicht ohne Grund. Die vor uns liegende Trasse durch den Wald ist so was von rumpelig, dass wohl nur eingefleischte GS-Fahrer ihren Spaß haben – die aber richtig!

Bald darauf fahren wir über eine kleine Brücke und sind wieder in Tschechien. Topfebener Asphalt und gut ausgebaute Straßen begrüßen uns. Auf der Suche nach einem Lokal zur Mittagsrast lernen wir öfter als uns lieb ist die Bedeutung des Wortes „Zavreno“ kennen: geschlossen.

In Hotel Zdobnice werden wir schließlich fündig und machen eine lange Pause. Die restlichen 100 Kilometer bis nach Trutnov genießen wir noch einmal bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Gegen halb sechs erreichen wir unser Ziel.

Lucka, die äußerst zuvorkommende Mitarbeiterin des „Grand Luxury Hotel“ hat, zusammen mit ihrer netten Kollegin Danka, alles perfekt für uns vorbereitet, so dass uns der Aufenthalt in Trutnov sicher noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird.

Morgen geht’s zurück, Richtung Bad Schandau. So langsam neigt sich unsere Reise dem Ende zu. Irgendwie schade …

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Die Sitzbänke sind zugefroren. Das Eis darauf lässt sich nur mühsam abkratzen. So kalt ist es am Morgen – aber nur im Schatten.

Heute bleiben die Temperaturen einstellig

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Mittwoch, 2. Oktober 2013 | 5. Tag

Wie schön, morgens einmal nicht die Koffer packen zu müssen. Wir bleiben noch eine Nacht im „Stara Posta“ und können deshalb gleich auf die Maschinen steigen. Der große Stausee oberhalb von Bruntál ist unser Ziel.

Wir folgen der gut ausgebauten Straße 44 ein kurzes Stück, um dann nach rechts auf die 450 abzubiegen. Die führt kurvenreich und schmal zum fast 1000 Meter hoch gelegenen „Karlova Studanka“. Heute bleiben die Temperaturen einstellig und so ist es in dieser Höhe doch recht schattig.

Wir umrunden den Stausee weitläufig in südwestlicher Richtung. Kleine und recht rumpelige Straßen wechseln sich ab mit breitem, glatt geteerten Asphalt, grandiose Höhenzüge – die fantastische Aussichten bieten – mit dunklen Waldwegen, die deutlich in Renaturierung begriffen sind.

Die verspätete Kaffeepause nutzen wir gleich zum Mittagessen und gönnen uns ein heißes Gemüsesüppchen mit Fleischeinlage. Die Möglichkeiten einzukehren sind rahr gesät und von den wenigen Gaststätten haben viele Anfang Oktober schon geschlossen.

Gut 70 Kilometer sind es jetzt noch bis zum Stausee. Auf einem schmalen Waldweg kommt uns Stefan mit seiner Gruppe entgegen. Er fährt die heutige Tour genau anders herum. Kaum ist die Hand zum Gruß erhoben, sind sie auch schon im Rückspiegel verschwunden. Spätestens heute Abend werden wir uns wiedersehen.

Gegen 14:30 erreichen wir den Stausee und biegen ab zum „Yachthafen“. Ein paar Boote dümpeln im Wasser, drei Angler versuchen ihr Glück – und wir lassen diese Idylle auf uns einwirken. In Sichtweite liegt eine kleine Bar, in der wir uns den Nachmittagskaffee gönnen. Dann geht’s so langsam zurück ins Hotel.

Wird auch Zeit, denn die Sonne versteckt sich zusehends hinter Wolken und so wird es unangenehm kalt. Noch einmal müssen wir rauf auf gut 1000 Meter, dann ist es nicht mehr weit bis zum „Stara Posta“. Nach und nach treffen auch Stefan und Dieter ein – morgen treten wir – in zwei Etappen – leider schon wieder die Heimreise an.

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Sieht aus wie in Skandinavien: der große Stausee bei Bruntál. Der war Ziel unserer heutigen Tagesetappe.

Hilfe, wie kommen wir nach Polen?

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Dienstag, 1. Oktober 2013 | 4. Tag

Die Sonne scheint am strahlend blauen Himmel, als wir des morgens zur nächsten Tagesetappe aufbrechen. An die Temperaturen nahe des Gefrierpunktes haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt. So mancher trägt mittlerweile zwei lange Unterhosen übereinander und alles an Pullovern, was noch unter die Jacke passt, ohne die Bewegungsfreiheit allzusehr einzuschränken.

Ja, es ist stellenweise bitterkalt. Und doch würde keiner diese Tour missen wollen. Die bunten Blätter an den Bäumen, die klare Luft, die unglaubliche Fernsicht in einer immer wieder aufs neue faszinierenden Landschaft – das alles hat schon was.

Auch heute wollen wir wieder über weite Strecken dem Grenzverlauf zwischen Tschechien und Polen folgen – wenn wir denn über die Grenze kämen …

Zunächst geht es ins Adlergebirge. Dort finden sich imposante Felsformationen, wie die auch in dem uns bekannten Elbsandsteingebirge vorkommen. Für eine Besichtigung hätten wir zwar Zeit, doch weil wir gerade erst gut 20 Minuten unterwegs sind, wollen wir lieber noch ein bisschen fahren. So haben wir einen Grund zum wiederkommen.

Wir nehmen Kurs auf Hrbitov Machov. Da wollen wir die Grenze nach Polen passieren. Dass am Ortseingang ein Sackgassenschild steht, mutet zwar ein wenig merkwürdig an, doch (noch) denken wir uns nichts dabei.

Nach gut einem Kilometer Fahrt ist erst einmal Schluss. Der alte Schlagbaum ist noch zu erkennen, auch die Grenzschilder stehen. Doch auf der polnischen Seite geht es nur unbefestigt weiter. Also wird erst einmal die Lage sondiert.

Während die Gruppe wartet, schaue ich mal, ob der holprige Pfad, der nach Polen führt, für alle passierbar sein dürfte. Schließlich ist die Weiterfahrt nicht ausdrücklich verboten. Es geht ein Stück in den Wald hinein. Dann tauchen links und rechts des Weges Schilder auf, die auf einen militärischen Sperrbereich hinweisen. Kurz darauf stehen auf einem Parkplatz erste Armeefahrzeuge. Als dann in 400 Metern die Durchfahrt verboten wird, drehe ich um. Wahrscheinlich würden wir erheblichen Ärger kriegen, wenn wir weiterfahren und erwischt würden.

Während wir kurz darauf, wieder an der Grenze stehend, in Landkarte und Garmin nach einer Alternative suchen, treffen nacheinander auch Stefan und Dieter mit ihren Gruppen ein. Es hilft alles nichts, wir müssen zurück. Nicht weit entfernt liegt Mala Cemna. Auf der Zufahrt steht ebenfalls ein „Sackgassen-Schild“. Doch gemäß der Devise „erst mal schauen“, lassen wir uns davon nicht beirren und versuchen hier unser Glück.

Tatsächlich gibt es einen kurzen Verbindungsweg zwischen beiden Ländern. Der darf zwar von motorisierten Fahrzeugen eigentlich nicht benutzt werden, aber wenn wir unsere Motorräder schieben würden …

Kurz darauf sind wir in Polen – endlich! Eigentlich wäre es Zeit für eine Kaffeepause und in Kudowa-Zdroi laden zahlreiche reizvolle Gaststätten zu einem kurzen Stopp. Doch weil wir gerade erst gestanden haben, wollen wir weiter.

Kurvenreich schlängelt sich die Straße 387 das Isergebirge hinauf. Wenige Kilometer hinter Dusznik-Zdroj setzen wir den Blinker links und folgen über viele, viele Kilometer dem Grenzverlauf zwischen Polen und Tschechien, der durch einen mäandernden Bach markiert wird.

Zwischenzeitlich sind wir wieder „in den Bergen“ und bewegen uns auf gut 800 Metern Höhe. Der Wind pfeift ordentlich und so ist die aufgeschobene Kaffeepause, die wir dann in Zieleniec einlegen, mehr als willkommen.

Das volle Kontrastprogramm dann zur Mittagszeit in Jablonne Nad Orlici: Da finden wir direkt am Marktplatz das Hotel/Restaurant „Zum Schwarzen Bären“ und genießen unser Essen bei strahlendem Sonnenschein. Es ist so warm, dass wir gleich zwei Pullover ausziehen müssen.

Das Altvatergebirge „durchpflügen“ wir am späten Nachmittag in allen Richtungen, um dann schlußendlich doch auf die Straße 44 zu treffen. Die führt in vielen Kehren noch einmal hoch auf über 1000 Meter. Doch leider war vor uns der Straßenbau aktiv und hat vermutlich Schlaglöcher ausgebessert, von denen es offensichtlich viele gab: die gesamte Südrampe ist mit Split und frischem Bitumen überzogen, so dass wir nur ganz langsam vorwärts kommen – schade.

Morgen haben wir einen Tag Aufenthalt und wollen in den Südosten fahren. Dort gibt es einen großen Stausee. Der ist unser Ziel. Auf die kurvenreiche Strecke dorthin freuen wir uns schon heute.

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Direkt an der Grenze. Der Weg vor uns führt in ein militärisches Sperrgebiet. Also drehen wir um und suchen einen anderen Übergang nach Polen.

Wintertouren Ende September

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Montag, 30. September 2013 | 3. Tag

Strahlend blauer Himmel, aber Temperaturen knapp unter null Grad. Auch am zweiten Tourtag unserer Motorradreise ins Riesengebirge scheint schon früh am Morgen die Sonne. Die Kälte macht uns nur wenig aus, Hauptsache es bleibt trocken.

Nach dem außerordentlich reichhaltigen Frühstück werden die Koffer gepackt – und schon geht’s los. Über Bad Schandau erreichen wir auf kurvenreicher Strecke die tschechische Grenze und zweigen bei der erstbesten Gelegenheit ab in die „Berge“. Die Straße, die sich vom Elbufer aus Meter um Meter in die Höhe schraubt, liegt weitgehend im Schatten. Dank wärmender Unterwäsche, Fleecepullover, Neopren-Weste und Windstopper-Shirt lässt es sich auf dem Motorrad durchaus aushalten. Nur der kalte Wind auf den Wangen, der durchs offene Visier pfeift, zwackt ein wenig im Gesicht.

Schnell sind wir auf 400 Höhenmetern angelangt. Die Sonne blinzelt immer wieder durch die herbstlich gefärbten Blätter und wirft kontrastreiche Schatten auf den Asphalt. Wir sind hochkonzentriert unterwegs, gilt es doch – angesichts dieser widrigen Umstände – den Fahrbahnbelag besonders aufmerksam zu studieren. Splitt lässt sich so nur schwer erkennen.

Nach gut einer Stunde Fahrt auf kleinen und kleinsten Straßen erreichen wir unterhalb von Rumburk die Bundesstraße 9. Ein Gasthof lädt linker Hand zu einer ersten Kaffeepause ein. Eigentlich ist es dafür gut eine halbe Stunde zu früh. Andererseits täte ein wenig Wärme jetzt ganz gut – und wer weiß, wann sich die nächste Gelegenheit zur Einkehr bietet.

Drinnen flackert ein loderndes Feuer im Kamin; dafür kommt der „türkische Kaffee“ diesmal direkt aus der Tüte. Weil’s draußen zu kalt und drinnen eigentlich zu warm ist, verlegen wir die Kaffeepause ans offene Fenster und sehen so, wie erst Stefan und dann Dieter „an uns vorbei ziehen“.

Wenig später sitzen wir wieder auf unseren Maschinen und fahren Richtung Isergebirge. Immer wieder passieren wir dabei langgezogene Straßendörfer, die kein Ende zu nehmen scheinen. Wir folgen dem Verlauf der Straße 290, die schnell an Höhe gewinnt. Kurvenreich geht es bergan. So langsam wäre es Zeit für eine Mittagspause. Ein kleiner Berggasthof, auf 835 Metern Höhe gelegen, kommt da – hinter Bily Potok gelegen – wie gerufen. Die Speisekarte ist vielversprechend; ein Kartoffelpuffer, gefüllt mit Kassler und Kraut, ist unser großer Favorit.

Solchermaßen gestärkt fahren wir weiter. Die Schneekoppe rückt näher, die sowohl in Tschechien, wie auch in Polen liegt. Ins „Nachbarland“ wollen wir an späten Nachmittag noch einmal einen Abstecher unternehmen. Hinter Janske Lasne setzen wir den Blinker links und gewinnen schnell wieder an Höhe. Die ersten Kilometer Richtung Grenze sind recht „schattig“, dann „genießen“ wir die Sonne wieder in vollen Zügen.

Bis auf über 1000 Meter schraubt sich die Straße hinauf. Hier oben legen wir dann auch die nachmittägliche Kaffeepause in einem kleinen Restaurant ein und bestellen zum heißen Kaffee gleich noch einen Palatschinken mit Waldbeeren und Vanillieeis.

Kurz vor 18 Uhr stehen wir auf dem schmucken Marktplatz von Trutnov, direkt vor dem Grand Luxury-Hotel. Hier werden wir heute übernachten, bevor es morgen weiter Richtung Jesenik geht – immer der Grenze entlang, zwischen Tschechien und Polen.

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Drinnen zu warm, draußen zu kalt – also verlegen wir die Kaffeepause ans geöffnete Fenster der Gaststätte. Gute Idee!

150 Kilometer Einsamkeit

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Sonntag, 29. September 2013 | 2. Tag

Gut vier Grad plus zeigt das Außenthermometer, als wir früh am Morgen aus dem Fenster schauen. So soll es auch die nächsten Tage sein, verspricht zumindest der Wetterbericht. Sonnig und trocken, mit Temperaturen, die tagsüber knapp zweistellig werden dürften.

Wir stärken uns erst mal an einem grandiosen Frühstücksbüffet, das kaum Wünsche offen lässt. Schnell sind anschließend die Gruppen eingeteilt, so dass wir um Punkt 9 Uhr starten können. Kurz hinter Hellendorf queren wir die Grenze zu Tschechien. Nur ein einsames Schild an Wegesrand – das mahnt, bei Stau den Motor abzustellen – erinnert, wie es hier war, als es noch Grenzkontrollen gab.

Wir halten uns grob Richtung Südwesten und folgen am Vormittag dem Grenzverlauf auf tschechischer Seite. Das bedeutet: gut 150 Kilometer Einsamkeit. Kilometerlang fahren wir durch herrlichste, menschenleere Labdschaften. Knorrige Bäume stehen an Straßenrand, deren sich gelb verfärbende Blätter in der Herbstsonne strahlen. Nur ganz gelegentlich passieren wir kleine Ortschaften, die häufig menschenleer erscheinen, auch wenn viele Werbeplakate in deutscher Schrift für gutes Essen, Zahnbehandlung oder eindeutige „Dienstleistungen“ werben.

Immer wieder rückt die einst trennende Grenze in Sichtweite. Heute ist davon außer ein paar weißen Steine in der Wiese und einem nur noch zu erahnenden Graben kaum mehr etwas zu sehen. Eigentlich ein Wahnsinn, oder?

Immer wieder gewinnt das schmale Sträßchen an Höhe, wir bewegen und vorwiegend in Regionen zwischen 600 und 800 Metern. Wer heute Morgen einen Pullover mehr abgezogen hat, hat gut daran getan – der böige Wind ist doch recht frisch.

Nach einer kleinen Kaffeepause auf tschechischer Seite wechseln wir gut 50 Kilometer später – bei Cemy Potok – wieder nach Deutschland und steuern Annaberg-Buchholz an. Auf dem Pöhlberg wollen wir Mittag machen. Weil die Sonne strahlend vom Himmel lacht, beschließt ein Teil der Gruppe auf der Terrasse zu essen und genießt bei einem Teller Soljanka die herrliche Aussicht.

Auf der Rückfahrt ins Hotel folgen wir dem Grenzverlauf auf der deutschen Seite und stellen fest, dass in vielen Ortschaften Häuser und Gewerbeflächen kaum eine Handbreit von Tschechien entfernt stehen. Meist trennt nur ein kleiner Bach die beiden Länder.

In Altenberg legen wir noch eine Kaffeepause ein und erreichen eine gute dreiviertel Stunde später, kurz vor dem Sonnenuntergang, Cunnersdorf. Nach einer heißen Dusche wartet ein leckeres Abendessen auf uns, bei dem wir die Erlebnisse des Tages noch einmal Revue passieren lassen.

Morgen fahren wir ins Riesengebirge. Trutnov ist das Ziel. Angesichts des sternklaren Himmels in der Nacht, wird es wohl am Morgen wieder reichlich frisch werden. Wohl dem, der lange Unterwäsche eingepackt hat …

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Nur ein kleiner weißer Stein markiert die Grenze.Für ein Foto lassen sich problemlos die Seiten zwischen beiden Ländern wechseln.

Die letzte große Tour beginnt

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Samstag, 28. September 2013 | 1. Tag

Es hat uns nach Cunnersdorf verschlagen, einen kleinen Ort nahe der beeindruckenden Festung Königstein. Auf rumpeligen Straßen ging es die letzten Kilometer durch einen dunklen Wald; fast hätte man meinen können, das Ende der Welt erreicht zu haben, so einsam war die Fahrt. Dann aber tauchte links der Straße das Hotel „Erbgericht“ auf; hier bleiben wir bis Montagmorgen.

So langsam trafen die Teilnehmer ein und damit begann – eigentlich völlig ungewohnt – die große „Service-Orgie“. Nachdem ich an meiner BMW den Luftdruck geprüft hatte, sah sich auch Charly zu einer Kontrolle ermutigt – und bat anschließend um den Kompressor. 1,5 bar sind auf der Straße nicht wirklich viel.

Auch Franz-Josef wollte den Vorderradreifen seiner GS noch etwas aufpumpen, nutze dafür – trotz aller Warnungen – die selbstverlegte Steckdose – um festzustellen, dass es die 5 Ampere-Sicherung schnell niederstreckt, weil der Kompressor ordentlich Strom zieht. Also musste die Sicherung getauscht werden.

Derweil „zerlegte“ Thorald die V-Strom von Wolfgang, weil das Stromkabel fürs Navi irgendwie defekt schien. Um an die Sicherung zu kommen, musste ein Teil der Verkleidung ab …

So waren alle irgendwie beschäftigt, zumal sämtliche „Wehwehchen“ letztlich behoben werden konnten. So saßen wir gegen 19:30 alle (mit uns) zufrieden zusammen am Abendbrot-Tisch, genossen eine kräftige Kartoffelsuppe, Serviettenknödel mit Kraut und Rippchen sowie ein leckeres Quark-Keulchen.

Bevor es am Montag ins Riesengebirge geht, wollen wir morgen eine Tour ins Erzgebirge unternehmen. Uns ist Sonne versprochen, aber auch Temperaturen nahe null Grad – zumindest in den Morgenstunden. Hauptsache trocken, oder?

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Wohl dem, der Platz für einen kleinen Kompressor am Motorrad hat. So konnte fehlender Luftdruck gleich korrigiert werden.

Es ist wie früher

Morgen geht’s los, Richtung Riesengebirge. Das Wetter scheint zu passen; wir haben eine Woche Zeit, die Grenzregion zwischen Tschechien und Polen zu entdecken. Die Routen sind geplant – gut 270 bis 300 Kilometer werden wir pro Tag unterwegs sein. Deshalb hat die BMW auch noch einen Satz neue Reifen bekommen.

Am Sonntag ist erst mal das Erzgebirge das Ziel, bevor wir am Montag Kurs auf Trutnov zu nehmen. Von da aus geht es weiter nach Jesenik. Das Riesengebirge liegt da schon etwas hinter uns …

Eine Reise nach Tschechien weckt Erinnerungen an frühere Touren, als es das vereinte Europa noch nicht gab. Tschechien hat nämlich noch eine Landeswährung, also muss – wie einst – gewechselt werden. Das bedeutet: unbekannte Scheine und eine Umrechnungstabelle in der Tasche. Und immer wieder überlegen: ist das jetzt teuer oder preiswert? Wie früher eben 😉