Archiv der Kategorie: Schweiz 2011

Das große Durcheinander

Die ganze Nacht hatte es geregnet und auch früh am Morgen gingen am Sarner See noch einige Schauer nieder. So mancher Teilnehmer sah sich darauf hin veranlasst, möglichst schnell die Heimreise anzutreten. Der Hinweis, dass in der Regel die Niederschläge gegen 9 Uhr nachlassen würden, verfing bei den meisten nicht: Regenkombi an und ab.

Wohl denen, die den Tag ein wenig gelassener angingen. Wie prognostiziert hörte der Regen gegen 9 Uhr auf und der Weg ins Elsass konnte auf trockener Straße angegangen werden. Uwe führte die kleine Gruppe gut 250 Kilometer Richtung Norden, wobei nur Charly die Anschlusstour gebucht hatte. Alle anderen wollten irgendwann Richtung Deutschland abbiegen.

Im Hotel angekommen, begann das Chaos. Ein Zimmer fehlte. Zudem brauchte Franz-Josef jetzt ein Zimmer mit getrennten Betten, weil er dieses nicht, wie ursprünglich geplant, mit seiner Frau Moni, sondern nun mit Kai teilen sollte, der kurzfristig nachgerückt war. Ein Zimmer mit drei getrennten Betten hatte aber Michael bezogen, der eigentlich nur ein Einzelzimmer brauchte. Das aber fehlte.

Um das Chaos perfekt zu machen, hatte sich Lutz entschlossen, nicht nach Hause sondern mit ins Elsass zu fahren. Vielleicht hätten wir ja noch ein Zimmer frei. Hatten wir nicht, eher eins zu wenig. Georg bot sich an, sein Zimmer mit Lutz zu teilen, hatte aber nur ein französisches Bett zu bieten, dass wiederum Lutz nicht zusagte.

Als nach langem diskutieren keine Lösung in Sicht war, beschlossen wir, erstmal eine Runde Motorrad zu fahren. Das kleine Hotel hatte insgesamt 17 Zimmer – wir brauchten 17 Zimmer, wenn alle Teilnehmer da wären, würde sich schon klären, welches das fehlende Zimmer für Michael sei.

Also fuhren wir erst einmal Richtung Munster und Muhlbach nach Le Markstein. Auf gut 1300 Meter führte uns die kurvenreiche Strecke; auf der Route des Cretes war es frisch und windig. Deshalb stürzten wir uns über zahlreiche Kehren wieder talwärts, fuhren über die „Route du vin“ und dann zurück nach Stoßwihr.

Da saß ein glücklicher Lutz. Der hatte sich kurzerhand das freie Zimmer von Michael unter den Nagel gerissen und war nun betrübt, dass diese Rechnung nicht aufging. Jetzt war zwar das „vermisste“ Zimmer von Michael aufgetaucht, auch Franz-Josef und Kai hatten das gewünschte Zimmer, nun fehlte noch ein Bett für Lutz, der eigentlich gar nicht auf der Teilnehmerliste stand, trotzdem aber gerne bleiben wollte.

Wenn Oskar nun, der ein Einzelzimmer gebucht, aber ein Zimmer mit zwei Betten bezogen hatte, sein Zimmer mit Georg tauschen würde, der nun zwei Betten brauchte, um Lutz „Asyl“ anbieten zu können, wäre alles perfekt.

So haben wir es dann gemacht – und auch den Wirtsleuten verständlich machen können, die eigentlich kein deutsch sprachen und wir nur drei Brocken französisch.

Beim Abendessen, dass gut und reichlich war, war das Chaos längst vergessen. Nun freuen sich alle auf schöne Motorradtouren, von denen uns eine gleich morgen rund um den Grand Ballon führen wird.

Darf es auch ein Nuss-Stängli sein?

Blauer Himmel früh am Morgen über Disentis. Seit gestern Abend wissen wir, dass die Einheimischen ausschließlich den rätoromanischen Namen „Müschtär“ benutzen. Toni, ein Freund des Hoteliers, hatte uns gut eine Stunde in die Geheimnisse von Land und Leuten eingeweiht. War wirklich interessant. Danke schön.

Der letzte Tag unserer Schweizreise bricht an. Während es in Deutschland in einem fort regnet, können wir uns nicht beschweren. Bis jetzt war es sonnig und trocken. Zwar soll das Wetter heute kippen, doch noch sind kaum Wolken am Himmel zu sehen.

Nach dem Frühstück jedoch braut sich über dem Gotthard was zusammen. Am Oberalb ist es noch trocken, am Klausen fängt es kurz zu regnen an. Uwe legt kurzerhand eine Kaffeepause ein und überbrückt so die Zeit, bis der Schauer vorüber ist; Dieters Gruppe fährt knapp zehn Minuten im Regen, dann scheint die Sonne wieder.

In Glarus geht’s links ab ins Klöntal und auf schmaler Wegstrecke über den Pragelpass nach Schwyz. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Vierwaldstätter See. Während Uwe die Fähre nutzt, um ans andere Seeufer zu gelangen, fährt Dieter einmal rund um den See und damit auch durch Luzern.

Ich wollte, nachdem ich gestern wegen des platten Hinterrades einen Tag pausieren musste, eigentlich den Furka und Grimsel noch mitnehmen und einen Stopp an der Gletschergrotte einlegen. Doch von Westen zieht ein Gewitter heran, so dass ich in Andermatt gen Norden fahre und an der Schöllenschlucht kurz halte.

Nachdem die Teufelsbrücke im Bild festgehalten ist, hat mich der Regen eingeholt. Statt über die Axenstraße am Urner See vorbei zu fahren, gehe ich ein kurzes Stück auf die Autobahn und erreiche bei strahlendem Sonnenschein Beckenried am Vierwaldstätter See.

Ein nettes Hotel am Ufer lädt zu einer verspäteten Kaffeepause. Auf meine Bitte, vielleicht noch ein Croissant zu bekommen, fragt die nette Bedienung, ob’s statt dessen auch ein „Nuss-Hörnli“ sein dürfe. Aber natürlich.

Bei Stans fädele ich mich wieder in die eigentlich geplante Route ein und fahre über den zwischenzeitlich durchweg asphaltierten Ächerlipass nach Kerns. Oberhalb von Flueli-Ranft finde ich – im zweiten Anlauf und ganz ohne Navi (es geht noch!) – den Einstieg in den, in der Karte rot-weiß schraffierten Weg nach Edisried. Auf über 1300 Meter schraubt sich die kleine, kaum autobreite Straße und bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf den Sarner See.

In Giswill zweigt die Panoramastraße zum Glaubenbielen-Paß ab. Ein spontaner Abstecher zu einer kleinen Alm wird mit frischem Aprikosenkuchen und einem Glas kalter Milch belohnt. Jetzt noch den Glaubenberg-Paß unter die Räder nehmen und ich bin im Hotel. Kurz nach halb fünf ist es und gut 220 gefahrene Kilometer sehen auf der Uhr.

Eine dreiviertel Stunde später ist auch Uwe mit seiner Truppe da. Den Ächerli sind sie noch gefahren, angesichts der dunklen Wolke über den Bergen, den Glaubenberg und Glaubenbielen aber nicht mehr. Eine gute Entscheidung, denn wenig später bricht ein ordentliches Gewitter los.

Das wartet Dieter mit seiner Gruppe unter dem Dach einer Tankstelle ab. Hätte das Eis essen am See nicht so lange gedauert, wären auch sie trocken angekommen. So aber mussten für die letzten 20 Kilometer doch noch mal die Regenkombis angezogen werden.

Von den kurzen Schauern am heutigen Tag abgesehen, haben wir die Woche in der Schweiz nur bei strahlendem Sonnenschein erlebt. Gefallen hat es allen; war wieder eine tolle Tour.

Morgen geht’s weiter ins Elsass. Da wartet schon die nächste Gruppe, die bis Sonntag mit uns Motorrad fahren möchte. Auch davon werden wir berichten.

Einmal rund um den Gotthard

Strahlend blauer Himmel schon früh am Morgen. Petrus meint es wirklich gut mit uns. Heute steht die große Gotthard-Runde auf dem Programm.

Von Disentis aus über den Oberalp zum Furka. Vorbei am Rhonegletscher zum Nufenen und dann weiter zum Gotthard. Die alte Trenola hoch zur Passhöhe und über die Schöllenschlucht Richtung Susten. Dann geht’s zum Grimsel, die serpentinenreiche Strecke bergab und über den Furka und Oberalp wieder zurück ins Hotel.

Mir persönlich ist diese kurven- und kehrenreiche Runde leider nicht vergönnt; beim Abstecher zum „Zwischenangriff“ in Sedrun – hier hat man ein 800 Meter tiefes Loch in den Gotthard gebohrt, um zum neuen Eisenbahntunnel zu gelangen – fahre ich mir einen Nagel in den Hinterradreifen.

Der Versuch, das Loch mit Dichtspray zu zubekommen, scheitert erwartungsgemäß, also bleibt nur noch der Pannenruf über den ADAC. Keine Stunde später ist der Abschlepper da. Das erste Problem: ich brauche einen neuen Schlauch. Das zweite Probem: die Motorradwerkstatt in Disentis hat im vergangenen Jahr geschlossen, jetzt müssen wir 20 Kilometer weiter Richtung Ilanz fahren.

In einem kleinen Dorf gibt es einen Händler, der den Schlauch aber erst bestellen muss. Gegen 16 Uhr soll ich wieder vorbeischauen, dann könnte er mit dem Reifenwechsel beginnen. Mal schauen, ob’s klappt. Nach dem Abendessen sind wir schlauer.

Da wartet dann auch eine ganz besondere Überraschung auf uns: ein kleiner Vortrag über Land und Leute – auf räto-romanisch.

Und wieder nur Sonne

Während es zu Hause kalt ist und regnet, haben wir einen weiteren Tag Glück mit dem Wetter. Die Sonne scheint und bis zum Nachmittag trübt kein Wölkchen den Himmel.

Von Tiefencastel aus geht es, zunächst auf einer schmalen Nebenstraße, Richtung Savognin und dann den Julierpass hinauf. Ein kurzer Fotostopp an den römischen Säulen, dann den Silvaplanersee entlang zum Maloja.

Auf dem Weg nach Chiavenna bieten sich immer wieder Abstecher in die neben der Hauptroute liegenden Dörfchen an. Handtuchbreit sind da die Straßen, trotzdem fährt hier der Postbus. Deren Fahrer sind in der Regel sehr motorradfahrer-freundlich eingestellt und nehmen auf den Pass-Straßen schon mal das Gas weg, um Platz zum Überholen zu schaffen.

In Italien angekommen, biegen wir ab zum Splügen. Die zehn engen, unübersichtlichen und noch dazu recht steilen Kehren im oberen Drittel sind immer wieder eine fahrerische Herausforderung. Oben auf dem Splügen angekommen erreichen wir die Grenze zur Schweiz und stürzen uns gleich wieder hinunter ins Tal des Hinterrheins.

Dann wartet der alte San Bernadino-Pass auf uns. Kurven- und serpentinenreich geht es hoch auf knapp über 2000 Meter. Ein Fotostopp am alten Hospiz und schon fahren wir wieder hinunter uns Tal. Wir sind jetzt in der italienisch-sprachigen Schweiz und nähern uns dem Tessin.

Nahe Bellinzona steigen die Temperaturen auf „unerträgliche“ 30 Grad. Zeit, wieder in die Berge abzuzweigen. Bei Biasca setzen wir den Blinker rechts und fahren zum Lukmanier. Der letzte Pass für diesen Tag und geradezu gemacht zum „ausrollen“.

Dunkle Wolken brauen sich über dem Gotthardmassiv zusammen. Ob das Wetter halten wird? Doch bald schon reißt der Himmel wieder auf und wir erreichen im Sonnenschein Disentis. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben, um morgen alle Pässe rund um den Gotthard fahren zu können. Noch soll es in der Schweiz schön und trocken bleiben; zumindest noch am Dienstag.

Petrus hatte ein Einsehen

Die Regenfahrt am Samstag: vergessen. Als am Sonntagmorgen um 6 Uhr (!) die Kirchturmglocken läuten genügt ein verschlafener Blick aus dem Fenster und schon ist klar: heute wird ein guter Tag werden. Dass, was da draußen rauscht ist nur die Albula, die direkt am Hotel vorbei fließt.

Nach dem ausgiebigen Frühstück geht’s kurz nach 9 Uhr los. Erstes Ziel ist Filisur. Ein Fotostopp am Landwasserviadukt wäre schön. Zwei zuvor im Garmin gesetzte Wegpunkte nahe der Eisenbahntrasse schaffen zumindest theoretisch die Möglichkeit eines guten Bildes. Vor Ort sieht jedoch alles anders aus. Die Schienen verschwinden irgendwo im Wald, von der Brücke ist hier nichts zu sehen. Dafür gibt’s ein Bild von grasenden Kühen unter Bäumen.

Der erste Paß an diesem Morgen ist der Albula. Von da aus geht es weiter zum Bernina. Kurzer Fotostopp am Bahnübergang mit Blick auf den verschneiten Gipfel nebst Gletscherzunge, dann ist die Passhöhe erreicht. Jetzt heißt es aufpassen, um
bei der Bergabfahrt den Abzweig nach Livigno nicht zu verpassen.

Während Dieters Gruppe kompakt beieinander bleibt, hat sich bei Uwe ein Bus in die Motorradfahrer gedrängelt. Und so verpasst einer der Teilnehmer den Abzweig, in dem verzweifelten Versuch, doch irgendwie an dem riesigen Gefährt vorbei zu kommen. Man kann ja nicht auf alles achten …

Eine halbe Stunde später sind alle wieder zusammen. Nach dem fast schon obligatorischen Tankstopp in der zollfreien Zone geht es Richtung Bormio und von da zum Umbrail. Uwe unternimmt noch einen kurzen Abstecher hoch zum Stilfser Joch, wo am Sonntagnachmittag riesiger Rummel ist.

Wie schön ist da doch die Fahrt über den abgeschiedenen Umrail. Offenpass und Fluela schließen sich an, dann ist die Runde für heute perfekt. Kurz nach 18 Uhr sind beide Gruppen wieder im Hotel.

Schön war’s, vor allem sonnig und trocken. Morgen geht’s Richtung Sankt Gotthard. Und der Wetterbericht schaut gut aus.

Trügerische Hoffnung

Diesmal sollte der Wetterbericht zutreffen. Von ausgiebigen Schauern am Alpenrand war die Rede – und die gab es zu genüge.

Zu Hause war das Wetter noch wie im April. Erst Regen, dann Sonnenschein und zur Abwechslung ein paar dunkle Wolken – die aber ohne Regen oder Sonnenschein. Also: vorsichtshalber die Regenkombi über die Gore gezogen und auch die „Gummifüße“ für die Stiefel rausgekramt. Ergebnis: bis Ulm war’s weitgehend trocken!

Dann aber kam es dicke: Regen, Regen, Regen – mal mehr, mal weniger, aber ununterbrochen. Die Fahrt durch den stickigen Pfändertunnel bei Bregenz, oft ein Graus, jetzt regelrechte Erholung: Hauptsache warm und trocken.

Gegen 17 Uhr war das Hotel in Tiefencastel erreicht. Die ersten Teilnehmer saßen schon frisch geduscht in der Gaststube. Keine zwei Stunden später waren dann auch die Letzten da. Müde, aber voller Erwartungen.

Was werden die nächsten Tage bringen? Heute ist die Schneefallgrenze auf 2000 Meter gesunken. Die Pässe, die wir morgen fahren wollen, liegen meistens bei 2500 Metern. Ob das klappen wird? Zumindest am Sonntagmorgen soll das Wetter noch durchwachsen sein, ab Mittag dann die Sonne scheinen. Lassen wir uns überraschen. Bis jetzt sind wir noch überall durchgekommen. Insofern sind wir zuversichtlich.

Schweizer Pässe

Am Samstag, den 18. Juni 2011, geht es los. Da treffen wir uns des abends in Tiefencastel, zu einer atemberaubenden Motorradtour über die schönsten, höchsten, entlegensten, unbekanntesten und gleichzeitig attraktivsten Pässe der Schweiz. Allein die Namen machen schon Lust, am liebsten gleich los zu legen:

Albula – Bernina – Forcella di Livigno – Passo d´Eira – Passo di Foscagno – Umbrail – Ofen – Fluela – Julier – Maloja – Splügen – San Bernadino – Lukmanier – Oberalp – Furka – Nufenen – Gotthard (Tremola) – Susten – Grimsel – Furka – Oberalp – Klausen – Pragersattel – Aecherli – Glaubenberg – Glaubenbielen

Einmal kreuz und quer durch die Schweiz – herrlich. Samstag ist Anreise, Sonntag werden wir uns vornehmlich im Nordosten der Schweiz bewegen (und nahe des Umbrailpasses vielleicht noch einen Abstecher zum Stilfser Joch unternehmen), Montag geht´s dann Richtung Gotthard, am Dienstag steht die große Gotthardrunde auf dem Programm und am Mittwoch werden wir auf weitgehend unbekannten Pässen zum Wilersee fahren. Hört sich gut an, oder?

Am Donnerstag fahren wir weiter ins Elsass, um dort den Rest der Woche zu verbringen. Mal sehen, wie viele Kilometer so zusammenkommen und wie die Reifen im Anschluss aussehen?

Noch gibt es für die Reise über die Schweizer Pässe ein paar freie Plätze. Vielleicht hast Du ja Lust? Eine kurze E-Mail genügt: kurvenfieber@mac.com.