Archiv der Kategorie: Friaul 2013

Zurück in einem Rutsch

TOURBERICHT FRIAUL
Samstag, 7. September 2013 | 7. Tag

Es geht wieder nach Hause. Kurz nach 8 Uhr haben die meisten bereits gefrühstückt. Die Koffer sind gepackt, die Motorräder reisefertig. So mancher wird in zwei Etappen den Weg gen Heimat antreten. Ich werde mit dem Ducato in einem Rutsch über die Autobahn nach Hause fahren – gut 850 Kilometer sollten bis zum Abend zu schaffen sein.

Eine halbe Stunde früher als geplant geht’s los. Schnell ist die italienische Autobahn erreicht; an der Zahlstation ist erfreulich wenig los, so dass die Grenze zu Österreich schnell näher rückt. Auch im Katschberg- und dem Tauerntunnel herrscht weitgehend freie Fahrt – dann klingelt das Telefon: Charly hat Probleme mit seinen VW-Bus, der Motor wird zu heiß.

Wir treffen uns auf dem nächsten Parkplatz und beratschlagen, was jetzt am besten zu tun ist. Nachdem sich wieder Öl im Kühlwasser befindet, wird es wohl das Beste sein, nicht mehr allzuweit zu fahren. Kleinarl ist nicht weit entfernt. Da hat Charly gute Bekannt – und wird von dort aus den Pannendienst anrufen. Der wird wenig später einen defekten Wärmetauscher diagnostizieren; ein Defekt, der hoffentlich in drei Tagen behoben sein wird.

Zwischenzeitlich hat der Verkehr auf Autobahn deutlich zugenommen. An der Grenze zu Deutschland der erste große Stau – und der Verkehrsfunk meldet bis hinter München zahlreiche weitere. Also fahre ich quer übers Land bis Regensburg und gehe da auf die Autobahn. Am späten Nachmittag Ist die A3 völlig frei, so dass die letzten 400 Kilometer zügig zurückgelegt werden können. Ein schöner Motorradurlaub geht zu Ende.

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Ein letztes Frühstück auf der Terrasse des Hotels, dann geht es wieder nach Hause. Die Woche im Friaul wird uns in angenehmer Erinnerung bleiben.

Achtung: Kühe im Nebel

TOURBERICHT FRIAUL
Freitag, 6. September 2013 | 6. Tag

Der letzte Tourtag unserer Reise ins Friaul ist angebrochen. Während sich Stefan noch einmal auf den Weg in Richtung Slowenien macht – um bei Jazbek, einem netten Hotelier unterhalb von Kobarid, eine schöne Mittagsrast einzulegen – wollen wir noch einmal Endurowandern.

Nur wenige Kilometer hinter Ravascletto zweigt die Straße zum „Zuof Plan“ ab. Das Hochplateau liegt auf gut 2000 Meter. Zweidrittel der Zufahrt sind asphaltiert, dann beginnt der Schotter. Gemessen an dem, was uns heute noch erwarten wird, eine reine Spazierfahrt.

Ab 1500 Meter hängen die Wolken tief. Nebelschwaden ziehen sich den Berg hinauf. Mal reißt es auf, mal beträgt die Sicht kaum 20 Meter. Wir gewinnen stetig an Höhe. Bei 1700 Meter müssen wir mitten durch eine Kuhherde. Die Rindviecher stehen geballt mitten auf dem Weg und machen nur widerwillig Platz.

Wieder im Tal, gönnen wir uns in der nächsten Bar einen Kaffee und machen uns dann auf den Weg zum „Monte Paularo“. Als wir durch Paluzza fahren kündigt ein Schild Bauarbeiten im weiteren Streckenverlauf an. Offensichtlich ist die Straße irgendwo gesperrt.

Doch bis zum Abzweig nahe Ligosullo läuft alles reibungslos. Wieder geht es hoch auf gut 2000 Meter. Zunächst asphaltiert, wird der kaum autobreite Weg bald unbefestigt. Die letzen 5 Kilometer arten in harte Arbeit aus. Der Schotter wird deutlich gröber, zahlreiche Auswaschungen und grobe Felsen im Untergrund fordern Mann und Maschine. Es scheint, als würden wir mitten durch ein Bachbett fahren. Und mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, wissen wir: das müssen wir alles wieder zurück …

Genug der Quälerei, wir haben wieder Asphalt unter den Rädern. Doch ein Absperrgitter und ein kreisrundes Schild mit roten Rand scheinen uns die Weiterfahrt zu verwehren. Rumdrehen würde unseren ganzen Zeitplan durcheinander bringen. Also handeln wir nach der altbewährten Devise: erst mal schauen, was der Grund für die vermeintliche Straßensperre sein könnte.

Zudem: es ist Freitagmittag nach 12 Uhr, da wird in Italien wohl nicht mehr allzuviel im Straßenbau gearbeitet werden. Stimmt: der Weg ist frei, von Bauarbeitern keine Spur. Nur in Paularo behindert uns ein aufgeschütteter Erdhügel ein wenig. Doch auch dieses Hindernis ist schnell überwunden, so dass wir uns – wie geplant – auf den Weg zur „Straniger Alm“ machen können.

Vom Lanzenpass zweigt linker Hand die zwischenzeitlich sogar ausgeschilderte Zufahrt nach Österreich ab. Grob geschotterte Kehren und ein steiler kurvenreicher Anstieg erweisen sich kurz vor der Mittagsrast noch mal als kleine Herausforderung – bislang bin ich diesen Weg immer in umgekehrter Richtung – bergab, von Österreich nach Italien gefahren.

Auf der gut 1500 Meter hoch gelegenen Alm lassen wir uns eine opulente „Bretteljause“ munden und gönnen uns zum Nachtisch noch einen Yoghurt mit Heidelbeeren. Genau so hatten wir uns diesen Tag vorgestellt.

Noch ein paar unbefestigte Kilometer durch den Wand, dann haben wir wieder festen Belag unter den Stollenreifen. Auf Nebenwegen geht es nach Kötschach und dann über den Plöckenpass wieder nach Italien. Gut 150 Kilometer stehen auf der Uhr, als wir kurz nach 16 Uhr wieder im Hotel eintreffen. Schnell werden die Motorräder verladen, dann ist Zeit für ein kleines Feierabendbier. So langsam geht unsere erlebnisreiche Woche im Friaul zu Ende – schade.

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Die Rindviecher haben ganz dumm geschaut, als wir plötzlich um die Ecke kamen. Aber: wir haben uns vertragen und sind ganz langsam gefahren.

Das kleine Pässe-Karrussel

TOURBERICHT FRIAUL
Donnerstag, 5. September 2013 | 5. Tag

Zwei Hände voll an attraktiven Passstraßen standen heute auf den Programm: Forcella Lavardet, Sella di Razzo, Passo di Pura, Passo di Mauria, Passo Chibiaba, Passo Staulanza, Passo Giau, Passo Tre Croci, Passo del Zovo und zum Schluss noch die Cima Sappada. Eine schöne, gut 300 Kilometer lange Runde mit einem Gesamtaufstieg von 7382 Höhenmetern. 6 Stunde 2 Minuten reine Fahrzeit, 3 Stunden 20 Minuten Pause bei einem Reisedurchschnitt von 50,8 km/h. Nackte Zahlen, die in keinster Weise den eigentlichen Fahrspaß widerspiegeln.

Durchs „Val Pesarina“ geht’s zunächst Richtung Westen. Nachdem wir eine Vielzahl an kleinen Ortschaften hinter uns gelassen haben, geht es kurvenreich und stetig ansteigend durch den Wald. Über den Razzo-Sattel „stürzen“ wir uns hinab zum Lago di Sauris und fahren durch einen engen, direkt in den Fels geschlagenen, dunklen Tunnel hoch zur Anhöhe des Pura-Pass. Im dortigen Rifugio legen wir eine kurze Kaffeepause ein, bevor es über den Mauriapass Richtung Pieve di Cadore geht.

In Venas setzen wir den Blinker links und sind endlich wieder auf kleinen Straßen unterwegs. So langsam wird es Zeit für eine Mittagspause. Auf der Zufahrt zum Passo Staulanza entdecken wir in einer Kehre ein Hinweisschild zur „Malga Vescova“. Gut einen Kilometer folgen wir dem unbefestigten Weg, dann kommen erste Zweifel auf, ob wir den richtigen Abzweig genommen haben. Doch kurz darauf weist uns ein neuerliches Schild den Weg, bald darauf haben wir auch dieses (spontane) Etappenziel erreicht.

Das auf gut 1800 Metern gelegene Agritourismo bietet neben Speckbrot vor allem selbstgemachte Polenta mit Wurst oder Käse an, die in dieser traumhaften Umgebung fast schon himmlisch schmecken. Zur „Verdauung“ gibt’s einen schnellen Ritt hoch auf den Giau, der mit seiner faszinierenden Aussicht immer wieder zu begeistern weiß.

Nach einem Tankstopp in Cortina fahren wir über den „Tre Croce“ Richtung Auronzo und legen am Fuße des kleinen „Passo del Zovo“ eine Kaffeepause ein. Gut 65 Kilometer sind es jetzt noch bis „zu Hause“ – um 18:23 Uhr sind wir wieder in Hotel.

Morgen treten wir die Rückfahrt nach Oslo an … wenn wir denn – wie eigentlich geplant – nach Norwegen gefahren wären. Sind wir aber nicht. Und so können wir noch einen ganzen Tag durchs Friaul streifen – und auch noch mal ein wenig Enduro fahren.

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Ausblick von der „Malga Vescova“. Auf einer kleinen Almhütte haben wir Polenta mit Wurst gegessen – und das Bergpanorama genossen.

Molti strade senza barriere

TOURBERICHT FRIAUL
Mittwoch, 4. September 2013 | 4. Tag

Heute ist Endurowandern angesagt, zumindest für einen Teil der Gruppe. Während Stefan mit den „Straßenfahrern“ über den „Passo Croce di Comelico“ Richtung Innichen und dann durchs Lesachtal fährt, um über das „Nassfeld“ und den abenteuerlichen „Passo di Lanza“ zurück nach Ravascletto zu gelangen, wollen Klaus, Andreas, Jörg und zunächst auch Peter mit mir ein wenig Schotter fahren.

Gleich hinter dem Hotel zweigt die Zufahrt zur „Panoramica del Vette“ ab. Bis auf 2000 Meter führt der kehrenreiche Weg hinauf und bietet fantastische Ausblicke in die umliegenden Täler und auf die karstigen Gipfel der Karnischen Dolomiten.

Wir lassen es ruhig angehen, legen den einen oder anderen Fotostopp ein und erreichen rechtzeitig zur ersten Kaffeepause Ovaro. Der Auftakt war schon mal vielversprechend, auch wenn die „Panoramica“ wieder ein Stück mehr mit Asphalt versehen wurde, als bei meinem letzten Abstecher.

Nach dem obligatorischen Espresso brechen wir auf in Richtung „Lago die Sauris“ und wollen dabei den „Passo delle Forcelle“ unter die Stollenreifen nehmen. Peter verabschiedet sich, mit einer „normalen“ Triumph ist ihm die Weiterfahrt (verständlicherweise) zu anstrengend.

Der Einstieg ist schnell gefunden, auch wenn ein Schild am Wegesrand vor Bauarbeiten warnt. Leider waren auch hier die „Teerkocher“ am Werk und haben die schmale, extrem steile und kurvenreiche Strecke bis zur Passhöhe mit frischem Asphalt versehen – schade.

Dafür ist der Weg hinunter zum Lago di Sauris überwiegend unbefestigt, so dass wir doch noch auf unsere Kosten kommen. Die Mittagsrast legen wir im uns bekannten Rifugio „Tita Piaz“ ein und gönnen und zwei große Pannini – eines mit ordentlich Schinken und das andere mit dick Käse.

Über die zwischenzeitlich ebenfalls durchasphaltierte, aber fahrerisch reizvolle „Sella di Razzo“ geht es Richtung „Forcella Lavardet“. Hier müssen wir (endlich) richtig „arbeiten“: grober Schotter und tiefe Auswaschungen fordern Mann und Motorrad. Bis zur Rampe mit den asphaltierten Kehren haben wir ordentlich zu tun.

Unser letztes Ziel ist die „Forcella del Zovo“. Gleich hinter Campolongo zweigt das schmale Sträßchen ab und führt kaum autobreit durch romantische Dörfer. Auf der Passhöhe angekommen, gönnen wir uns auf 1606 Meter im „Rifugio Forcella Zovo“ einen Strudel zum Kaffee. Der Blick auf die umliegenden Berge ist fantastisch – eigentlich wollen wir hier garnicht mehr weg.

Auf der Abfahrt ins Tal sind „leider“nur noch gut 700 Meter unbefestigt, gleichwohl sind wir hier – auf den schmalen, kurvenreichen und häufig sehr unübersichtlichen Straßen – mit unseren Enduros schon gut aufgehoben. Insofern war es insgesamt ein toller Tag, mit vielen Eindrücken, die wir allesamt nicht missen mögen. Vielleicht schaffen wir es ja auch morgen noch mal, ein wenig auf Schotter zu fahren …

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Auch wenn der Schotter zunehmend dem Asphalt weicht, ist eine Enduro auf der Panoramica del Vette noch immer das beste Motorrad.

Eine Tagestour ans Meer

TOURBERICHT FRIAUL
Dienstag, 3. September 2013 | 3. Tag

Die Lagune von Marano ist heute unser Ziel. Gut 150 Kilometer Wegstrecke werden wir zurücklegen, bis wir die Adria erreicht haben – immer Richtung Süden fahrend.

In Villa Santina zweigen wir von der N 52 ab und fahren auf einer herrlich kurvenreichen Bergstraße, im Schatten des Monte Piombada, Richtung San Francesco. In Pielungo wartet der nächste „Leckerbissen“ auf uns: ein kaum autobreites Sträßchen, das kurven- und kehrenreich durch den Wald führt. Der „Balkon des Friauls“ sei hier zu finden, steht auf einem Schild am Wegesrand – damit muss Clauzetto gemeint sein. Der kleine Ort bietet prachtvolle Ausblicke ins Tal. Eine Bar in unmittelbarer Nähe zur Kirche und direkt gegenüber der Tankstelle lädt zu einem kurzen Stopp ein.

Über Nebenwege erreichen wir bald darauf San Daniele, die Stadt, die für ihren Schinken berühmt ist. Wenig später werden die Karnischen Dolomiten im Rückspiegel immer kleiner. Die Berge liegen hinter uns, jetzt geht’s auf kurvenreicher. Strecke durchs flache Land.

Gut 80 Kilometer später haben wir unser Tagesziel erreicht: wir sind am Meer. Im Hafen von Marano liegt eine beeindruckende Flotte an Fischkuttern. Wir streifen ein wenig umher und finden am Marktplatz, direkt gegenüber des beeindruckenden Kirchturms, ein nettes Lokal auf dessen Speisekarte es nur Fisch gibt – den aber in allen Variationen. So hatten wir uns das vorgestellt – herrlich!

Satt und zufrieden treten wir die Heimreise an. Nahe Rivis taucht am Horizont zum ersten Mal wieder, zunächst nur schemenhaft, die gewaltige Bergkette der Karnischen Dolomiten vor uns auf.

In Meduno finden wir eine Bar in unmittelbarer Nähe zu einer Tankstelle. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen gönnen wir uns – neben dem obligatorischen Kaffee – noch ein Eis und den Maschinen einen vollen Tank.

Die letzte Etappe verspricht ein weiteres fahrerisches Highlight: es gilt den 1052 Meter hohen Monte Rest „zu bezwingen“. Wieder führt eine schmale Straße kurven- und kehrenreich durch den Wald, stellenweise scheint sie sich direkt an die senkrecht emporstreben Felswände zu schmiegen, um an Höhe zu gewinnen. Zügig klettern wir der kaum erkennbaren Passhöhe entgegen, um uns anschließend – nicht minder kurvenreich – wieder ins Tal zu stürzen.

Bald darauf erreichen wir Ravascletto. Das Feierabendbier auf der Terrasse schmeckt – nur Stefan nicht: der versucht den defekten Scheinwerfer einer 1200er GS zu reparieren.

Morgen wartet das Abenteuer auf uns: ein Teil der Gruppe will Enduro fahren. Neben der „Panoramica delle Vette“ soll es auch zur „Forcella Lavardet“ gehen. Mal sehen …

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Fischkutter an der Adria: Impressionen aus der Lagune von Marano. Am Marktplatz haben wir dann zu Mittag gegessen – bella italia!

Zum Forelle essen ins Soca-Tal

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Montag, 2. September 2013 | 2. Tag

Kurz nach 9 Uhr brummen die Motoren. Wir starten von der Terrasse des Hotels Bellavista zu einer gut 300 Kilometer langen Tour. Blauer Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperaturen – das verspricht ein schöner Tag zu werden.

Das erste Ziel ist der Monte Zoncolan, den wir auf kurvenreicher Strecke „erklimmen“. Die Westrampe, mit ihren vielen engen Kehren hinaufzufahren, hat seinen besonderen Reiz.

Weiter geht’s auf Nebenstraßen nach Tolmezzo und dann auf der N 52 immer Richtung Osten. In Chiusaforte zweigen wir rechts ab und folgen dem „Canale di Raccolane“. Es geht stetig bergan. Nach mehreren engen Kehrentunnels erreichen wir in Sella Nevea mit 1180 Metern der zunächst höchsten Punkt dieses Streckenabschnitts.

Wenig später finden wir am Wegesrand eine kleine Bar mit Sonnenterasse und legen ein verspätetes Kaffeepäuschen ein.

Am Passo di Pedril erreichen wir die Grenze zu Slowenien und tauchen ein in der Triglav-Nationalpark. Die Straße ist ein wenig rumpelig, die Streckenführung aber lässt keine Wünsche offen – bei strahlendem Sonnenschein inmitten diese traumhaften Bergwelt Motorrad fahren zu können, das hat schon was.

Unterwegs erinnern allerdings zwei alte Festungen daran, dass hier im Soca-Tal im Ersten Weltkrieg eine erbittert verteidigte Frontlinie lag. Im heute Vereinten Europa erscheint das irgendwie absurd.

Den Mangart haben wir links liegen gelassen, weil ein Bergrutsch die Zufahrt zum Gipfelplateau versperrt. Wenn wir Glück haben, finden wir statt dessen den Abzweig nach Lepena. Nahe eines wildromantische Seitenarms der Soca gibt es da ein kleines Lokal, das unheimlich leckere Forellen auf der Karte hat.

Wir haben Glück und können – in der Sonne sitzend – frischen Fisch mit Ofenkartoffeln und Gemüse genießen. Lecker! Dann wartet „der Virsc“ auf uns. 48 Kehren, vom Feinsten, die Hälfte davon kopfsteingepflastert. Wir lassen es munter angehen, bis wir im unteren Drittel auf eine Gruppe Harley-Fahrer treffen. Die bremsen vor jeder Kurve alles brutal zusammen, machen aber anschließend keinen Platz. Nach ein paar Kehren ist für uns Schluss mit lustig, wir setzen zum Überholen an und haben anschließend bis Kranjska Gora freie Fahrt.

Bald darauf ist wieder Italien erreicht; nach einem schnellen Ritt über die N 54 zweigen wir in Pontebba ins wildromantische Valle Aupa ab. So langsam wäre es Zeit für eine Pause, doch erst in Moggio findet sich eine Bar – natürlich direkt gegenüber der Kirche

Nach einem Espresso – für den üblichen Euro – müssen wir uns entscheiden: fahren wir relativ direkt und sind in gut 45 Kilometern in Ravascletto oder bauen wir noch einen Schlenker Richtung Villa ein und fahren auf winzig kleinen Straßen über die Berge?

Natürlich entscheiden wir uns für die zweite Variante und erreichen auf abenteuerlicher Trasse schließlich Zuglio. Jetzt noch schnell tanken, Punkt 18 Uhr sind wir wurde im Hotel – mit gut 310 Kilometer Wegstrecke auf dem Tacho. Schön wars, keine Frage. Morgen wollen wir ans Meer!

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Leckere Forellen aus der Socca – filetiert oder im Ganzen, auf alle Fälle sehr schmackhaft. Allein das lohnt einen Abstecher nach Slowenien.

Entdeckungstour ins Valle Dogna

TOURBERICHT FRIAUL
Sonntag, 1. September 2013 | Vortour

Es ist Sonntag. Charly ist schon da, alle anderen Teilnehmer werden erst im Laufe des Tages eintreffen. Und so wollen wir die Zeit nutzen und ein paar Strecken ausprobieren, die wir so noch nicht gefahren sind.

Ich lasse mich überreden, später als sonst üblich los zu fahren. Ein bisschen länger schlafen und ganz in Ruhe frühstücken – warum nicht? Das denkt sich wohl auch so manche italienische Familie, die das Wochenende ebenfalls im „Bellavista“ verbringt. An den Tischen um uns herum sitzen viele Mamas und Papas nebst Oma und Opa und vielen Bambini.

Gut gestärkt brechen wir um kurz nach 10 Uhr auf. Der „Monte Zoncolan“ ist unser erstes Ziel. Diesmal gehen wir den Berg von Norden an und fahren auf einer herrlich kleinen Straße bis nach Clavais. Der geplante Abzweig nach links führt ins Nirgendwo. Da, wo eigentlich ein Weg sein sollte, ist keiner. Nach einigen Suchen erreichen wir schließlich Liarus – von hier aus kennen wir den Weg.

Zügig geht es bergan. In vielen Kurven und Kehren gewinnen wir zunehmend an Höhe. Den „Zoncolan“ von dieser Seite aus anzufahren, hat durchaus was. Die drei kurzen Tunnels kurz vor dem Gipfel haben ihren Schrecken seit dem „Giro“ vor einigen Jahren verloren – zwischenzeitlich sind sie asphaltiert und beleuchtet.

Nach einem kurzen Fotostopp auf knapp 1800 Meter stürzen wir uns talwärts nach Paluzza, um „den Kampf“ mit einer italienischen Automatentankstelle aufzunehmen. Wir gönnen unseren Maschinen gut 11 Liter für satte 20 Eure und nehmen Kurs auf den „Lanzenpass“.

Rechtzeitig zur Mittagszeit erreichen wir das kleine Rifugio und bestellen – wie so oft – Spaghetti ragu. In der Sonne sitzend, genießen wir die kurze Rast. So macht Motorrad fahren Spaß.

Kurz hinter Pontabba zweigen wir ins „Val Dogna“ ab. Wir wollen herausfinden, ob es von dort aus einen Übergang nach Tarvisio gibt. Die Straße selbst ist als 18 Kilometer lange Sackgasse beschildert. Kurven- und kehrenreich geht es hinauf bis auf knapp 1400 Meter. Unterwegs bieten sich immer wieder imposante Ausblicke auf das gewaltige Bergmassiv, rechts der Straße.

Am Ende angekommen, geht es zwar noch weiter – zahlreiche Verbotsschilder aber machen deutlich, dass jetzt besser Laufen abgesagt wäre. Wir drehen um, zumal sich urplötzlich ein Gewitter zusammen zu Brauen droht. Von Nassfeld her schieben sich tiefdunkle Wolken über die Berge.

Im Tal angekommen finden wir gerade noch rechtzeitig eine Bushaltestelle, als auch schon ein heftiger Platzregen – mit Blitz und Donner – über uns hereinbricht. Wären wir heute Morgen gleich um 9 Uhr losgefahren, wären wir jetzt schon fast wieder in Hotel …

Nach gut einer halbe Stunde Wartezeit können wir weiterfahren und nehmen den direkten Weg nach Ravasletto. Gegen 16:30 Uhr sind wir zurück im Hotel Bellavista – gerade rechtzeitig, um Andreas beim Wechseln seines Vorderradreifens an der KTM zu zusehen.

Gegen 19 Uhr sind alle da; nach einem ersten Feierabendbier auf der Terrasse geht es zum Essen und dann an die Bar. Morgen wollen wir nach Slowenien zu. Virsc-Pass fahren. Mal sehen, ob das Wetter passt.

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Schnappschuss am Monte Zoncolan. Nach drei dunklen Tunnels schraubt sich die Straße in engen Kehren hoch aufs Gipfelplateau.

Auf dem Weg nach Italien

Was ist der beste Weg nach Ravascletto? Felbertauern, Gailberg, Plöckenpass? Dann würde ich ab Kitzbühl nur Landstraße fahren und wüsste nicht, wie lange ich möglicherweise vor einer roten Ampel vor der einspurigen Ersatzstraße am Felbertauern stehen würde?

Oder durch den Tauerntunnel und unterm Katschberg durch nach Spittal und dann über den Plöcken?

Oder bleibe ich bis ins italienische Tolmezzo auf der Autobahn und nähere mich Ravascletto von Süden?

Ich entscheide mich, mich spontan zu entscheiden und fahre erst einmal los. Zwei Motorräder im Ducato, eine Kühlbox voller Brötchen und eine große Kanne Kaffe – da kann erst mal nicht viel passieren.

Bis München rollt der Verkehr reibungslos. Kurz vor der bayerischen Landeshauptstadt meldet der Verkehrsfunk dann Stau auf allen Autobahnen: A9, A8, A99 und was es sonst noch so gibt – angeblich alles dicht.

Also „Plan B“, der hat schon mal gut funktioniert: „Optimale Route – Autobahn verbieten“ sind die Parameter, die ich auf dem Navi wähle und lasse mich so bis Rosenheim auf herrlichen Straßen um den zähfließenden Verkehr herumleiten.

Die Entscheidung, welche Strecke die optimalste sein könnte, fiel letztlich für die Autobahn. In der Dämmerung ging’s auf der A2 Richtung Italien. Vor mir die gewaltigen Gebirgszüge der Karnischen Dolomiten, die wie gleich mehrere hintereinander gereihte Ketten den Weg gen Süden zu versperren schienen.

Die Mautstation bei Tolmezzo bot dann wieder eine Besonderheit. Kaum war ich an der Schranke vorgefahren, öffnete sich eine Klappe, in die die Maut – 4,90 Euro – in Münzen eingeworfen werden sollte. Wie lustig.

Eine halbe Stunde später war ich in Ravascletto, nachdem ich mich zuvor in stockdunkler Nacht auf winzig kleinen, kurvenreichen Straßen bis auf fast 1000 Meter hinaufgeschraubt hatte. Ein erster Espresso auf der Terrasse und ich wusste: ich bin in Italien!

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Es wäre so schön gewesen …

Eigentlich säßen wir jetzt noch an Deck und würden die untergehende Sonne genießen. Heute hatten wir von Kiel aus in den Südwesten Norwegens aufbrechen wollen – doch leider gab es ein paar Unwägbarkeiten, so dass wir die Reise zunächst einmal verschieben mussten. Schade, schade – zumal das Wetter in Skandinavien gut gewesen wäre.

Statt dessen geht es jetzt nach Norditalien. Am Sonntag starten wir ins Friaul, da wo die Straßen besonders klein und kurvenreich sind. So ganz ohne Alternative hatten wir dann doch nicht absagen wollen.