Monatsarchiv: Oktober 2013

Ein versöhnlicher Abschluss

Strahlend blauer Himmel am frühen Morgen. Eine dicke weiße Wolkenwand wälzt sich über die Höhenzüge der Vogesen, aber die Sonne steht am Himmel und lacht uns an. So hätte es schon gestern sein sollen. Offensichtlich hatte es sich das für Sonntag angekündigte Regenband anders überlegt und uns verschont – herrlich!

Auf kurvenreicher Strecke geht es zunächst zum Odilienberg. Gleich hinter dem Parkplatz windet sich ein schmales Sträßchen talwärts; dass ist natürlich das unsrige. Weiter geht es immer Richtung Wissenbourg.

Nahe Landau überqueren wir die Grenze zu Deutschland und treffen gegen Mittag in der Kappeller Hopfestubb in Drusweiler ein. Hier essen wir noch einmal gemeinsam zu Mittag. Dann geht es wieder nach Hause. Und das heißt: die Motorrad/Saison 2013 ist zu Ende. Das Elsass-Wochenende war die letzte ADAC-Tour in diesem Jahr.

Noch einmal haben wir in diesen drei Tagen das gesamte Jahr durchlebt: mit Sonne, Nebel, Regenschauern und leichtem Schneefall, vielen Kurven, netten Teilnehmern, gutem Essen, einem schönen Hotel und vielen eindrücklichen Erlebnissen. Und so freuen wir uns schon auf das nächste Jahr. Da gehen wir wieder auf Tour – mit Euch.

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Der Nebel hält sich hartnäckig

Optimistisch starten wir in den neuen Tag. Nach einem grandiosen Frühstück – mit Käse, Schinken, Salami, Müsli, Eiern, Marmelade, Quark und Gugelhupf – geht es zunächst Richtung „Haute Königsburg“. Der Wetterbericht kündigt Hochnebel in den Morgenstunden an; ansonsten strahlenden Sonnenschein. Plus vier Grad sind es, als wir auf die Motorräder steigen – und zunächst eine Tankstelle suchen, weil bei einigen schon vor dem Start der Notstand droht.

Dichte Wolken hängen im Vogesenmassiv, doch der Abstecher über den Col de Fouchy stimmt uns hoffnungsvoll: der Nebel reißt auf und die in den Wäldern wabernden Wolkenfetzen zaubern eine ganz eigentümliche Stimmung in die schroffe Landschaft.

Bald darauf ist Schluss mit lustig. Als wir zur „Haute Königsburg“ abbiegen, wird der Nebel immer dichter. Man sieht kaum noch die sprichwörtliche Hand vor Augen. Ohne Navi hätten wir so manchen Abzweig sicher verpasst, da selbst die Schilder am Straßenrand fast nicht mehr zu erkennen sind. Meter um Meter gewinnen wir an Höhe und erreichen unser erstes Ziel.

Ein heißer Kakao am Kiosk weckt verfrorene Lebensgeister, die Aussicht hingegen tendiert gegen Null. Trotzdem wird fleißig fotografiert und gescherzt; wir sind bei bester Laune.

Unser nächstes Ziel ist die Ferme auberge hoch oben am Gaschney. Weil ab 500 Höhenmetern der Nebel dicht und undurchsichtig hängt, halten wir uns zunächst unten im Tal und fahren ein Stück über die elsässische Weinstraße. In den Wingerten werden fleißig die Trauben gelesen, in den Dörfern riecht es nach Most und so manchesmal bremst uns ein vollbeladener Traktor aus.

In die Nebelschwaden mischt sich immer wieder leichter Nieselregen, so dass wir froh sind, die Strecke ein wenig abgekürzt zu haben. Gegen 12:30 Uhr erreichen die Ersten unserer Gruppe das gut 1000 Meter hoch gelegen Gasthaus, in dem wir vorsorglich 23 Plätze haben reservieren lassen. Eine heiße Gemüsesuppe und eine leckere Käse-Quiche sind der Renner; während wir und beim Essen gütlich tun, geht der Regen draußen in Graupelschauer über.

Und so beschließen wir, eigentlich direkt zum Hotel zurück zu fahren. Doch kaum sitzen wir auf den Motorrädern, reißt der Himmel auf und die Sonne kommt raus. Da könnte man …

Doch erst einmal wird unser Tatendrang von einen Almabtrieb ausgebremst. Kurz vor Muhlbach zuckeln wir minutenlang hinter einer Herde Rindviecher und einer nicht minder großen Masse an Menschen her, bis diese (endlich) in eine Seitenstraße abbiegen. In Colmar stehen wir im nächsten „Stau“, führt uns der Weg doch durchs „Centre Commercial“ – und wie es scheint, scheint ganz Frankreich hier einkaufen zu wollen. Da wird es Zeit, dass wir uns – entgegen allen Ankündigungen – wieder in die Berge schlagen.

Bei Riquewihr zweigt ein schmaler Weg in die Weinberge ab und führt anschließend kilometerlang einsam durch den Wald. Kaum erreichen wir Höhen von mehr als 500 Metern, umgibt uns wieder dichter Nebel. In Saint-Marie-Aux-Mines tanken wir noch einmal voll. Gut 37 Kilometer sind es jetzt noch bis ins Hotel; eine gute dreiviertel Stunde Fahrt.

Doch wir haben uns verkalkuliert, denn die Route, die uns das Navi vorschlägt führt durch den Tunnel Richtung St. Die. Das kommt auf keinen Fall in Frage. Wir fahren natürlich über den Pass und weiterhin auf möglichst kleinen Straßen, auch wenn wir so gut 59 Kilometer brauchen, um wieder nach Le Howald zu gelangen.

264 Kilometer stehen an Ende des Tages auf dem Tacho: 6 Stunden Fahrzeit und 3 Stunden Pause. Bei Dieter und Stefan sind es noch ein wenig mehr geworden. Beide haben es sich nicht nehmen lassen, ein Stück auf der „Routes des Cretes“ zu fahren. Bis auf 1200 Meter ging es hinauf, bei leichten Schneetreiben und Temperaturen um null Grad. Das hatten wir vor Jahren schon mal, als wir im Oktober im Elsass unterwegs waren.

Gegen 18 Uhr waren alle zurück im Hotel und nach einer ausgiebigen heißen Dusche freute sich Jeder auf ein leckeres Abendessen. Morgen geht’s leider schon wieder nach Hause.

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Bis jetzt hatten wir Glück

Was haben die Meteorologen nicht wieder für Vorhersage gemacht. Vor einer Woche wurde für unsere Elsasstour noch strahlender Sonnenschein prognostiziert mit Temperaturen um 20 Grad, jetzt müssen wir Dauerregen, des morgens sogar Frost befürchten – und in den Höhenlagen auch Schnee.

Doch heute war wieder alles ganz anders. Beim Start ins lange Wochenende war das Wetter noch durchwachsen. Der eine oder andere kräftige Schauer ließ zunächst nichts Gutes befürchten. Doch hinter Landau wurde es schlagartig besser: der Himmel riss auf und die Sonne fing an zu scheinen. Der Gebirgszug der Vogesen war zwar noch in dunkle Wolken gehüllt, doch die zahlreichen Weinberge leuchteten gelb und golden im klaren Oktober-Licht.

Ein Großteil der Teilnehmer war schon da, als wir um 16 Uhr zu ersten Tour aufbrechen wollten. Einmal rund um das „Champ du Feux“ wollten wir fahren; gut 80 Kilometer. Die Straßen hatten wir dabei fast für uns alleine.

Bis auf über 1000 Höhenmeter führte uns die gewählte Route, auf zumeist kleinen, kurvenreichen Straßen. Im Wald hingen bereits die ersten Nebelschaden, die dieser Etappe am späten Freitagnachmittag ihren besonderen Reiz verlieh.

Kurz nach 18 Uhr waren wir zurück im „Grand Hotel“ von Le Howald. Fabrice verwöhnte uns am Abend dann mit einem typisch elsässer Menü. Nach einer Sülze mit Rote Beete und Weißkohl gab es Sauerkraut, verschiedene Würstchen und Bauchfleisch satt.

Der Auftakt war gelungen, das Wetter passte, Jeder wurde satt und die Stimmung war wieder mal gut. Morgen wollen wir ein Stück Richtung „Route des Cretes“ fahren und hoch oben am Gaschney zu Mittag essen. Hoffentlich hält das Wetter.

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Rückblick auf acht Tage Sonnenschein

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Samstag, 5. Oktober 2013 | 8. Tag

Es geht wieder nach Hause. Noch einmal frühstücken wir gemeinsam, dann geht Jeder seiner Wege. Stefan und Hartmut aber auch Manfred wollen auf zwei Tage zurückfahren, Lutz, Werner sowie die meisten anderen direkt. Dieter, Konrad, Charly, Franz-Josef und auch ich fahren mit dem Auto zurück – das Motorrad auf dem Anhänger verzurrt oder auf der Ladefläche. Gut 500 Kilometer sind es bis Frankfurt, die sind schnell runtergerutscht.

Wir starten bei strahlendem Sonnenschein; leider fängt es auf halber Strecke ordentlich an zu regnen. Ab Waltershausen schüttet es stellenweise kräftig; das ist uns in den vergangenen Tagen glücklicherweise erspart geblieben. Dichte Wolkenfetzen hängen in den Ausläufern des Thüringer Waldes, es ist richtig ungemütlich.

Natürlich haben wir während der Tour darüber diskutiert, ob es klug war, so spät ins Riesengebirge zu fahren. Morgens war es, mit Temperaturen um null Grad, schon reichlich frisch. Dafür hatten wir die ganze Woche blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Vier Wochen früher wäre es etwas wärmer aber auch regnerisch gewesen.

Man muss einfach Glück haben und ein Wagnis eingehen. Schließlich sind Andere schon in Hochsommer tagelang im Regen in Frankreich unterwegs oder in Südtirol – nach einem Kälteinbruch – für zwei Tage eingeschneit gewesen, weil die Straßen für Motorradfahrer unpassierbar waren.

Zugegen, schlechtes Wetter hätten wir auch haben können und dann wär’s bitter geworden. Hatten wir aber nicht – und es war herrlich. Vielleicht sollten wir im nächsten Herbst doch nach Cornwall fahren? An der englischen Küste – bei Torquay – sind für die nächsten Tage durchweg Sonnenschein mit Temperaturen bis 19 Grad vorhergesagt …

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Wohl dem, der sein Motorrad auf dem Hänger nach Hause fuhr. In Thüringen begann der große Regen – nach acht Tourtagen voller Sonnenschein.

Ein Abstecher zur „Biker-Höhle“

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Freitag, 4. Oktober 2013 | 7. Tag

Die letzte Tagesetappe – heute Abend werden wir wieder in Cunnersdorf, nahe Bad Schandau, sein. Dort hat unsere kurzweilige Reise durchs Riesengebirge am vergangenen Samstag begonnen.

Unser erstes Ziel ist die Ruine der ehemalige Burg Trosky. Errichtet auf den beiden berühmten Basaltkegel „Panna“ und „Baba“ reichen die Ursprünge der Festung bis ins Jahr 1380 zurück. 1618 gelangte das imposante Gemäuer in den Besitz des berühmten Wallenstein. Im 30-jährigen Krieg hatte es große militärische Bedeutung und wurde sowohl von den Schweden, wie auch von den kaiserlichen Truppe erobert. Letztere steckten sie 1648 in Brand. Anschließend begann der Verfall.

Nach einen Fotostopp geht’s weiter durchs Adlergebirge, dessen bizarre Felsformationen zu begeistern wissen. Die Suche nach einem netten Lokal für die Mittagsrast gestaltet sich erwartungsgemäß schwierig; bei Noviny Pod Ralskem finden wir schließlich ein nettes Gasthaus. Kurz darauf treffen auch Stefan und Dieter mit ihren Gruppen ein, so dass wir quasi gemeinsam essen.

Jetzt ist es nicht mehr weit zur legendären Bikerhöhle, die von einem tschechischen Motorradclub nahe Velenice betrieben wird. Im Internet haben wir begeisternde Berichte gelesen. Dass man mit dem Motorrad durch eine Höhle fahren könne, in der es eine Bar gebe, an der man auf der eigenen Maschine sitzend seine Bestellung aufgeben könne.

Wir sind ein wenig enttäuscht. Die Höhle selbst ist relativ klein, die Bar gleich am Anfang – mehr als ein netter Gag ist der Abstecher hierher nicht.

Zum Hotel ist es nun nicht mehr weit. Hinter Decin gönnen wir uns noch eine Kaffeepause und einen letzten Apfelstrudel; bald darauf passieren wir die Grenze zu Deutschland. Um 17:20 Uhr sind wir wieder in Cunnersdorf. Zündung aus, das war’s – leider.

Noch einmal werden wir zusammen zu Abend essen, morgen geht’s dann wieder nach Hause. Schön war sie, die Woche im Riesengebirge. Kalt, aber sonnig und mit vielen schönen Erlebnissen verbunden. Danke.

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Mit dem Motorrad bis an die Bar. Das ist das Besondere der legendären Bikerhöhle, die unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt.

Es „regnet“ Blätter von den Bäumen

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Donnerstag, 3. Oktober 2013 | 6. Tag

Es ist schon galaktisch: ein herrlicher Sonnenaufgang kurz vor dem Frühstück und dann strahlend blauer Himmel satt! Die sternklare Nacht hat die Temperaturen ordentlich in den Keller gedrückt, so dass die Sitzbänke regelrecht vereist sind. Die dicke, gefrorene Schicht Reif lässt sich nur herunterkratzen!

Gut 250 Kilometer Wegstrecke liegen heute vor uns. Wir werden noch einen Schlenker über Polen unternehmen, um dann so langsam Richtung Trutnov einzuschwenken. Trotz der niedrigen Temperaturen springen alle Motorräder problemlos an, so dass wir uns gegen 9 Uhr auf die Rückreise machen können.

In Jesenik halten wir uns links, um bald darauf auf kleinen, verschwiegenen Pfaden Richtung Staré Mèsto – und damit zur polnischen Grenze – abzuzweigen. Auf dem Weg dorthin erleben wir ein faszinierendes Naturschauspiel: es regnet Blätter! Offensichtlich sind durch den Frost der Nacht die Zweige an den Bäumen abgestorben, die nun permanent zu Boden rieseln und die Fahrbahn stellenweise mit einem dichten, grünen Teppich bedecken. Das haben wir bisher noch nie erlebt!

Im „Wintersportgebiet“ des „Masyw Sniezbika“ finden wir, nach einigem Suchen, in der Hubertushütte eine nette Gelegenheit zur Pause. In der Sonne ist es mittlerweile so warm, dass sich der heiße Kakao auch auf der Terrasse genießen lässt.

Gut 50 Kilometer sind wir jetzt noch von der Grenze zu Tschechien entfernt. Ein Schild warnt vor schlechter Wegstrecke – nicht ohne Grund. Die vor uns liegende Trasse durch den Wald ist so was von rumpelig, dass wohl nur eingefleischte GS-Fahrer ihren Spaß haben – die aber richtig!

Bald darauf fahren wir über eine kleine Brücke und sind wieder in Tschechien. Topfebener Asphalt und gut ausgebaute Straßen begrüßen uns. Auf der Suche nach einem Lokal zur Mittagsrast lernen wir öfter als uns lieb ist die Bedeutung des Wortes „Zavreno“ kennen: geschlossen.

In Hotel Zdobnice werden wir schließlich fündig und machen eine lange Pause. Die restlichen 100 Kilometer bis nach Trutnov genießen wir noch einmal bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Gegen halb sechs erreichen wir unser Ziel.

Lucka, die äußerst zuvorkommende Mitarbeiterin des „Grand Luxury Hotel“ hat, zusammen mit ihrer netten Kollegin Danka, alles perfekt für uns vorbereitet, so dass uns der Aufenthalt in Trutnov sicher noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird.

Morgen geht’s zurück, Richtung Bad Schandau. So langsam neigt sich unsere Reise dem Ende zu. Irgendwie schade …

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Die Sitzbänke sind zugefroren. Das Eis darauf lässt sich nur mühsam abkratzen. So kalt ist es am Morgen – aber nur im Schatten.

Heute bleiben die Temperaturen einstellig

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Mittwoch, 2. Oktober 2013 | 5. Tag

Wie schön, morgens einmal nicht die Koffer packen zu müssen. Wir bleiben noch eine Nacht im „Stara Posta“ und können deshalb gleich auf die Maschinen steigen. Der große Stausee oberhalb von Bruntál ist unser Ziel.

Wir folgen der gut ausgebauten Straße 44 ein kurzes Stück, um dann nach rechts auf die 450 abzubiegen. Die führt kurvenreich und schmal zum fast 1000 Meter hoch gelegenen „Karlova Studanka“. Heute bleiben die Temperaturen einstellig und so ist es in dieser Höhe doch recht schattig.

Wir umrunden den Stausee weitläufig in südwestlicher Richtung. Kleine und recht rumpelige Straßen wechseln sich ab mit breitem, glatt geteerten Asphalt, grandiose Höhenzüge – die fantastische Aussichten bieten – mit dunklen Waldwegen, die deutlich in Renaturierung begriffen sind.

Die verspätete Kaffeepause nutzen wir gleich zum Mittagessen und gönnen uns ein heißes Gemüsesüppchen mit Fleischeinlage. Die Möglichkeiten einzukehren sind rahr gesät und von den wenigen Gaststätten haben viele Anfang Oktober schon geschlossen.

Gut 70 Kilometer sind es jetzt noch bis zum Stausee. Auf einem schmalen Waldweg kommt uns Stefan mit seiner Gruppe entgegen. Er fährt die heutige Tour genau anders herum. Kaum ist die Hand zum Gruß erhoben, sind sie auch schon im Rückspiegel verschwunden. Spätestens heute Abend werden wir uns wiedersehen.

Gegen 14:30 erreichen wir den Stausee und biegen ab zum „Yachthafen“. Ein paar Boote dümpeln im Wasser, drei Angler versuchen ihr Glück – und wir lassen diese Idylle auf uns einwirken. In Sichtweite liegt eine kleine Bar, in der wir uns den Nachmittagskaffee gönnen. Dann geht’s so langsam zurück ins Hotel.

Wird auch Zeit, denn die Sonne versteckt sich zusehends hinter Wolken und so wird es unangenehm kalt. Noch einmal müssen wir rauf auf gut 1000 Meter, dann ist es nicht mehr weit bis zum „Stara Posta“. Nach und nach treffen auch Stefan und Dieter ein – morgen treten wir – in zwei Etappen – leider schon wieder die Heimreise an.

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Sieht aus wie in Skandinavien: der große Stausee bei Bruntál. Der war Ziel unserer heutigen Tagesetappe.

Hilfe, wie kommen wir nach Polen?

TOURBERICHT RIESENGEBIRGE
Dienstag, 1. Oktober 2013 | 4. Tag

Die Sonne scheint am strahlend blauen Himmel, als wir des morgens zur nächsten Tagesetappe aufbrechen. An die Temperaturen nahe des Gefrierpunktes haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt. So mancher trägt mittlerweile zwei lange Unterhosen übereinander und alles an Pullovern, was noch unter die Jacke passt, ohne die Bewegungsfreiheit allzusehr einzuschränken.

Ja, es ist stellenweise bitterkalt. Und doch würde keiner diese Tour missen wollen. Die bunten Blätter an den Bäumen, die klare Luft, die unglaubliche Fernsicht in einer immer wieder aufs neue faszinierenden Landschaft – das alles hat schon was.

Auch heute wollen wir wieder über weite Strecken dem Grenzverlauf zwischen Tschechien und Polen folgen – wenn wir denn über die Grenze kämen …

Zunächst geht es ins Adlergebirge. Dort finden sich imposante Felsformationen, wie die auch in dem uns bekannten Elbsandsteingebirge vorkommen. Für eine Besichtigung hätten wir zwar Zeit, doch weil wir gerade erst gut 20 Minuten unterwegs sind, wollen wir lieber noch ein bisschen fahren. So haben wir einen Grund zum wiederkommen.

Wir nehmen Kurs auf Hrbitov Machov. Da wollen wir die Grenze nach Polen passieren. Dass am Ortseingang ein Sackgassenschild steht, mutet zwar ein wenig merkwürdig an, doch (noch) denken wir uns nichts dabei.

Nach gut einem Kilometer Fahrt ist erst einmal Schluss. Der alte Schlagbaum ist noch zu erkennen, auch die Grenzschilder stehen. Doch auf der polnischen Seite geht es nur unbefestigt weiter. Also wird erst einmal die Lage sondiert.

Während die Gruppe wartet, schaue ich mal, ob der holprige Pfad, der nach Polen führt, für alle passierbar sein dürfte. Schließlich ist die Weiterfahrt nicht ausdrücklich verboten. Es geht ein Stück in den Wald hinein. Dann tauchen links und rechts des Weges Schilder auf, die auf einen militärischen Sperrbereich hinweisen. Kurz darauf stehen auf einem Parkplatz erste Armeefahrzeuge. Als dann in 400 Metern die Durchfahrt verboten wird, drehe ich um. Wahrscheinlich würden wir erheblichen Ärger kriegen, wenn wir weiterfahren und erwischt würden.

Während wir kurz darauf, wieder an der Grenze stehend, in Landkarte und Garmin nach einer Alternative suchen, treffen nacheinander auch Stefan und Dieter mit ihren Gruppen ein. Es hilft alles nichts, wir müssen zurück. Nicht weit entfernt liegt Mala Cemna. Auf der Zufahrt steht ebenfalls ein „Sackgassen-Schild“. Doch gemäß der Devise „erst mal schauen“, lassen wir uns davon nicht beirren und versuchen hier unser Glück.

Tatsächlich gibt es einen kurzen Verbindungsweg zwischen beiden Ländern. Der darf zwar von motorisierten Fahrzeugen eigentlich nicht benutzt werden, aber wenn wir unsere Motorräder schieben würden …

Kurz darauf sind wir in Polen – endlich! Eigentlich wäre es Zeit für eine Kaffeepause und in Kudowa-Zdroi laden zahlreiche reizvolle Gaststätten zu einem kurzen Stopp. Doch weil wir gerade erst gestanden haben, wollen wir weiter.

Kurvenreich schlängelt sich die Straße 387 das Isergebirge hinauf. Wenige Kilometer hinter Dusznik-Zdroj setzen wir den Blinker links und folgen über viele, viele Kilometer dem Grenzverlauf zwischen Polen und Tschechien, der durch einen mäandernden Bach markiert wird.

Zwischenzeitlich sind wir wieder „in den Bergen“ und bewegen uns auf gut 800 Metern Höhe. Der Wind pfeift ordentlich und so ist die aufgeschobene Kaffeepause, die wir dann in Zieleniec einlegen, mehr als willkommen.

Das volle Kontrastprogramm dann zur Mittagszeit in Jablonne Nad Orlici: Da finden wir direkt am Marktplatz das Hotel/Restaurant „Zum Schwarzen Bären“ und genießen unser Essen bei strahlendem Sonnenschein. Es ist so warm, dass wir gleich zwei Pullover ausziehen müssen.

Das Altvatergebirge „durchpflügen“ wir am späten Nachmittag in allen Richtungen, um dann schlußendlich doch auf die Straße 44 zu treffen. Die führt in vielen Kehren noch einmal hoch auf über 1000 Meter. Doch leider war vor uns der Straßenbau aktiv und hat vermutlich Schlaglöcher ausgebessert, von denen es offensichtlich viele gab: die gesamte Südrampe ist mit Split und frischem Bitumen überzogen, so dass wir nur ganz langsam vorwärts kommen – schade.

Morgen haben wir einen Tag Aufenthalt und wollen in den Südosten fahren. Dort gibt es einen großen Stausee. Der ist unser Ziel. Auf die kurvenreiche Strecke dorthin freuen wir uns schon heute.

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Direkt an der Grenze. Der Weg vor uns führt in ein militärisches Sperrgebiet. Also drehen wir um und suchen einen anderen Übergang nach Polen.