Monatsarchiv: August 2009

Ja, wo fuhren sie denn?

Neun Tage waren wir in Masuren, Kaliningrad und Litauen unterwegs und so langsam fragen sich einige Teilnehmer: Wo sind wir denn überhaupt lang gefahren?

Dies nachzuvollziehen ist dank GPS kein Problem mehr. Garmin-Navis sind erfreulicherweise mit einem so genannten Track-Picker ausgestattet, der die gefahrene Route in Form von kleinen Wegpunkten abspeichert. Die lassen sich auf den PC auslesen und in der Garmin-eigenen Software „Mapsource“ oder etwa google-maps darstellen. So lässt sich jederzeit nachvollziehen, wann man wo war und welche Straßen gefahren wurden.

Das Programm „GPSies“ bietet die Möglichkeit, diese Infos allen interessierten Teilnehmern (und Motorradfahrern) mit nur einem Mausklick zugänglich zu machen. Unter http://www.gpsies.com/mapUser.do?username=kurvenfieber kannst Du sehen, wo Dieter, Georg und Uwe mit ihren Gruppen an welchen Tagen unterwegs war.

Die Tracks sind tageweise nach Tourguide geordnet; zudem gibt es für jeden Tourguide eine Gesamtübersicht, in der die komplette Route während der Reise festgehalten ist.

Wir wünschen Dir viel Spaß und stellen fest, dass unsere Reise durch Masuren, Kaliningrad und Litauen schon etwas ganz besonderes war.

Es mangelt mal wieder an Plattenplatz

So langsam muss ich anfangen, die Filme fürs Nachtreffen zu schneiden. Damit ich das nicht nur am heimischen Schreibtisch sondern auch unterwegs tun kann, werde ich diesmal alle Dateien auf mobilen Festplatten speichern. Von LaCie gibt es da schöne, die 500 GB fassen.

Alle mir bislang vorliegenden Bilder und Videos dieses Jahres habe ich darauf ablegen können. Auch die 1,7 GB (oder 1456 Fotos), die Ute mir von unserer Toskana-Reise auf 4 CDs gebrannt hat. Während Wolfgang die Pan European durch die Kurven schaukelt, sitzt Ute als Sozia hinten drauf und fotografiert fleißig. So ist schon manch tolle Aufnahme entstanden!

Jetzt habe ich aber doch noch zwei neue Platten bestellen müssen. Um die Videos bearbeiten zu können, muss ich sie in mein Schnittprogramm iMovie importieren. Und das braucht Platz! Ruckzuck waren die 500 GB voll, aber noch nicht alle Clips eingelesen. Glücklicherweise waren die neuen Platten innerhalb von zwei Tagen lieferbar, so dass es mir am Wochenende bestimmt nicht langweilig werden wird.

Grenzerfahrungen

Im Laufe unserer zahlreichen Motorradtouren haben wir schon viele Landesgrenzen überquert, die nach Russland jetzt das erste Mal. Niemand wusste, was uns dabei erwarten würde. Im Internet war meist Beängstigendes zu lesen. Etwa von bewaffneten Kontrollposten, die einen Passierschein verlangen würden, wenn man im 7 Kilometer-Streifen rund um die Landesgrenze des Oblast Kaliningrad die Hauptroute verlassen würde. Schmuggel und illegaler Grenzübertritt sollten so verhindert werden.

Wir haben ganz andere Erfahrungen gemacht!

Bei Braniewo, dem ehemaligen Braunsberg, sind wir auf die B 54 abgebogen, die uns in wenigen Kilometern direkt zur polnisch-russischen Grenze führte. Die polnischen Zöllner konnten gar nicht verstehen, warum wir, um nach Litauen zu gelangen, durch die russische Enklave fahren wollten. Da gebe es doch schöne Straßen – ohne Grenzkontrollen – außen rum.

Am ersten russischen Posten mussten wir eine Meldekarte ausfüllen. Das war schnell erledigt. Dann durften wir in Vierer-Gruppen zur eigentlichen Zollkontrolle vorfahren. Die zur Einreise nötigen Formulare hatten wir uns zuvor beim ADAC besorgt – leider waren sie veraltet. Ein freundlicher russischer Zöllner, der ein wenig deutsch sprach, gab uns neue Papiere und half geduldig beim ausfüllen. Nicht immer landeten die geforderten Angaben in der richtigen Zeile; dann gab´s ein neues Formular, denn durchstreichen oder korrigieren durfte man nichts.

Das alles geschah in einer freundlich-ruhigen Atmosphäre. So mancher Grenzübertritt nach Italien oder Frankreich war, als es noch kein vereintes Europa gab, seinerzeit wesentlich zeitraubender, anstrengender und vor allem weniger kooperativ.

Wenn alle Papiere richtig ausgefüllt waren – natürlich in doppelter Ausfertigung – , ging man an einen Schalter; hier saß eine nette Russin, die ebenfalls ein wenig deutsch sprach. Die tippte alle Angaben seelenruhig in ihren Computer. Den von uns mühsam ausgefüllten Zollformularen schenkte sie dabei kaum Beachtung und entnahm alles Wissenswerte lieber dem Reisepass oder den beigefügten Fahrzeugpapieren. Eines der Zollformular wurde an die amtlichen Dokumente geheftet, das andere weggeschmissen. Merkwürdig, aber wahrscheinlich Vorschrift.

War alles in Ordnung, bekam man ein Dokument, in dem auf russisch geschrieben stand, dass man mit dem Motorrad unterwegs sei und wie lange man sich im Oblast Kaliningrad aufhalten dürfe. Dann folgte noch die Frage nach dem Versicherungsschutz für´s Motorrad, den so mancher leider verneinen musste.

Alle Teilnehmer, die bei der HUK versichert waren, hatten keine grüne Versicherungskarte für den Geltungsbereich Russland. Die HUK weigert sich – offensichtlich als einzige Versicherung – eine entsprechende Versicherungszusage zu geben, obwohl Russland seit dem 1. Januar 2009 dem „Grüne-Versicherungskarten-Abkommen“ beigetreten ist. Also musste, nachdem alle Zollformalitäten erledigt waren, ein nahegelegenes Versicherungsbüro angefahren werden. Ein unnötiger, zeitraubender Stopp, der für die Betroffenen mit zusätzlichen Kosten verbunden war.

Das war es dann aber auch schon. Als Einzelreisender wäre man in gut einer halben Stunde im Oblast Kaliningrad gewesen. Wir waren angenehm überrascht. Kein Koffer musste geöffnet werden, keine Personenkontrollen – „alles ganz geschmeidig“, wie Michael zu sagen pflegte.

Die Ausreise über die Kurische Nehrung verlief noch einfacher und schneller; ob man bei der Einreise über Litauen an jener Grenze allerdings eine KFZ-Versicherung abschließen kann, blieb uns verborgen. Dieser Grenzübergang scheint wenig frequentiert, so dass HUK-Versicherte hier vielleicht ein Problem bekommen könnten.

Das werden wir möglicherweise in zwei Jahren ausprobieren können. Dann wollen wir wieder nach Kaliningrad. Eventuell fahren wir dann von Rostock aus mit der Fähre nach Kleipeda, von dort auf die Kurische Nehrung und weiter in den Oblast Kaliningrad: Abenteuer, zweiter Teil.

Werkstatt-Termine

Die neuen Touratech-Koffer sind endlich dran, an der BMW. Sieht gut aus, finde ich – hat aber auch fünf Stunden gedauert, bis der Werkstatt-Mitarbeiter alle Löcher an die passenden Stellen gebohrt hatte. Die erste Bewährungsprobe wird die Tour in die Pyrenäen sein. Da kommen die Alu-Boxen das erste Mal zum Einsatz.

Seit gestern steht die alte G/S wieder in der Werkstatt. Die BMW-Niederlassung in Frankfurt will prüfen, ob der Anlassertausch ursächlich für den Kabelbrand gewesen sein kann. Natürlich hielt man das zunächst für völlig abwegig. Aber dann fand sich auf dem Werkstatt-Auftrag doch das entscheidende Wörtchen Kulanz. Mal sehen, ob nach erfolgter Reparatur doch eine Rechnung gestellt wird.

Bis Ende August soll die „alte Kuh“ wieder laufen, Anfang September fahren wir dann für eine Woche in die Pyrenäen. Das wird die letzte große Tour in diesem Jahr. Anfang Oktober laden wir zum Abschlußwochenende an die Mosel – und dann müssen die Filme fürs Nachtreffen geschnitten werden. Mitte November wollen wir Rückblick auf die abwechslungsreiche Saison 2009 halten. Vom 13. bis 15. November finden in Bad Breisig wieder unser traditionelles Nachtreffen statt. Eine Einladung dazu werden wir noch verschicken.

Noch einmal nach Kaliningrad?

TOURBERICHT KALININGRAD – LITAUEN – MASUREN
Samstag, 15. August 2009 | 10. Tag

Kaum zu glauben, dass wir vor wenigen Tagen noch in Kaliningrad und an der Memel waren. Jetzt sitzen wir wieder im Garten des Hotel Weiss in Angermünde und denken ein wenig wehmütig an die abwechslungsreichen Tage in Russland und Litauen zurück.

Von Bromberg aus ging’s heute zurück nach Deutschland. Immer auf der B 10. Fast 300 Kilometer lang. Unterwegs ein nettes Kaffeepäuschen und zum Mittag ein letztes Mal Bigos – dann waren wir wieder in Deutschland. Auf kleinen Kopfsteinpflasterstraßen rumpelten wir durch die Uckermark und hatten am späten Nachmittag unser Hotel erreicht. Von hier aus waren wir am Donnerstag vergangener Woche zu unserer Reise gen Osten gestartet. Und morgen, am Sonntag, geht´s von hier aus (schon wieder) zurück nach Hause.

Ein erstes Fazit? Wir waren sicher nicht zum letzten Mal im „Oblast Kaliningrad“. Beim nächsten Mal aber werden wir mindestens drei Tage Zeit mitbringen. Und nachdem uns Litauen durchaus auch gefallen hat, wäre eine Reise durchs gesamte Baltikum eine schöne Variante. Es gibt also noch einiges zu entdecken, in den nächsten Jahren. Wer will mit dabei sein?

So langsam gehts nach Hause

TOURBERICHT KALININGRAD – LITAUEN – MASUREN
Freitag, 14. August 2009 | 9. Tag

Es ist kurz nach 9 Uhr, als wir unser Hotel an den Masurischen Seen verlassen, besser gesagt: verlassen wollen. Wenn Wolfgangs V-Strom denn anspringen würde. Tut sie aber nicht. Erst als wir die Maschine fremdstarten, läuft der Motor wieder. Eine falsch angeschlossene Griffheizung hatte die Batterie über Nacht leergesaugt; die hatte Strom auch bei abgeschalteter Zündung gezogen.

Los geht’s. Doch allzuweit kommen wir nicht. Nach gut 50 Kilometern Stecke steht Dieter mit seiner Gruppe am Straßenrand. Die nächste Panne: an Eberharts Honda ist eine Schraube an der Ölwanne abgerissen. Das ganze Hinterrad ist eingesaut, eine lange, dünne Ölspur findet sich auf der Straße wieder. Wie das passiert ist, weiß kein Mensch, wie wir das Problem lösen, auch nicht.

Nachdem man uns auch in einer nahe gelegenen Werkstatt nicht helfen kann, kriegt Eberhart kurzerhand das Ersatzmotorrad und die defekte Honda wird in den Begleitbus verladen. Manchmal ist es doch mehr als nützlich für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.

Gegen Mittag erreichen wir das geschichtsträchtige Schlachtfeld von Tannenberg und Grunwald. Hier wurde einst der Deutsche Orden vernichtend geschlagen, hier besiegte Jahrhunderte später die deutsche Armee die zahlenmäßig überlegenen russischen Truppen. Wieviel Blut damals wohl diesen Hügel heruntergeflossen sein muss und welche Qualen die Soldaten einst zu erleiden hatten, vermag sich heute niemand vorzustellen. Schrecklich war es allemal.

Gegen Nachmittag sind wir auf der gut ausgebauten Bundesstraße, die uns direkt nach Bromberg führt, unterwegs. Das ist fahrerisch zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, aber wir wollen pünktlich ankommen. Etwas außerhalb der Stadt liegt unser Hotel, in dem wir die letzte Nacht in Polen verbringen werden. Morgen geht’s zurück nach Angermünde – hoffentlich ohne weitere Pannen.

Liebe auf den zweiten Blick?

TOURBERICHT KALININGRAD – LITAUEN – MASUREN
Donnerstag, 13. August 2009 | 8. Tag

Diesmal haben mich die Masurischen Seen fasziniert. Lag es vielleicht am Licht? Gelegentliche Schauer hatten die Luft reingewaschen und die dann anschließend kräftig scheinende Sonne schuf eine ganz eigentümliche Stimmung – toll!

Dabei hatte der Tag wenig vielversprechend begonnen: ein reichlich zerknirschter Charly suchte seinen Zündschlüssel und fand ihn nicht. Also musste ein Akku-Schrauber besorgt werden, um das Lenkradschloss aufzubohren; anschließend wurde die Zündung kurzgeschlossen und die BMW lief wieder. Bis zur nächsten Tankstelle – da musste dann auch noch der abschließbare Tankdeckel aufgebrochen werden. Ansonsten verlief alles reibungslos.

Gegen Mittag hatten wir das so genannte Drei-Länder-Eck erreicht. Hier waren einst Preußen, Litauen und Polen aneinander gestoßen, heute markiert die Stelle die Grenze zwischen Russland (Kaliningrad), Litauen und einem deutlich größeren Polen.

Auf verschlugenen Pfaden ging es nach dem Mittag quer durch Masuren nach Glycko, wo wir direkt am Kanal einen leckeren Kaffee nebst Pfannkuchen mit Preiselbeeren genießen konnten. Noch gut eine Stunde Fahrt und wir waren im Hotel, das malerisch an einem der vielen masurischen Seen lag.

Morgen geht’s schon langsam wieder Richtung Heimat, ins ehemalige Braunsberg, mit einem kleinen Schlenker über das geschichtsträchtige Tannenberg. Gut 350 Kilometer werden zu fahren sein.

Sehenswertes Kaunas

TOURBERICHT KALININGRAD – LITAUEN – MASUREN
Mittwoch, 12. August 2009 | 7. Tag

Der Regen hat sich verzogen, vom Hotelzimmer aus lässt sich ein Blick auf die Memel werfen, die direkt an Jurbarkas vorbeifließt und nur wenige Kilometer vor der Stadt die Grenze zu Russland bildet. Wir folgen, nach einem opulenten Frühstück, dem Flußlauf Richtung Osten und erreichen bald darauf Kaunas, die einstige Hauptstadt von Litauen.

Unser Ziel ist die sehenswerte Altstadt, in der sich viele schmuck renovierte Häuser und zahlreiche Kirchen finden. Gemütlich bummeln wir durch die engen Gassen und finden nahe des Rathauses ein nettes Lokal, in dem wir eine kleine Mittagsrast einlegen.

Auf der Rückfahrt werden wir fast von einem heftigen Regenschauer erwischt. Doch wir können uns gerade noch in eine nahegelegene Tankstelle retten. Nach einer Tasse Kaffee scheint die Sonne wieder. Wenig später sind wir im Hotel – und Stefan nutzt die Gelegenheit, das angeschmorte Kabel zum Anlasser wieder einzuziehen. Der muckt zwar ein wenig, ist doch das Gehäuse reichlich in Mitleidenschaft gezogen, aber er funktioniert letztlich. Klasse!

Uwe, bei Dir brennt was

TOURBERICHT KALININGRAD – LITAUEN – MASUREN
Dienstag, 11. August 2009 | 6. Tag

Auf einmal war Helmut neben mir. „Bei Dir brennt was“, ruft er mir zu, „da qualmt’s ganz heftig unterm Tank“. Schnell rechts ran und tatsächlich, irgendein Kabel scheint ordentlich zu schmoren.

Das hat gerade noch gefehlt: 15 Kilometer vor der Zufahrt zur Kurischen Nehrung und 65 Kilometer bevor wir mit der Grenze zu Litauen wieder Europa erreichen, mit einem kaputten Motorrad im russischen Kaliningrad liegen bleiben! Mit einem Visum, das um 24 Uhr ungültig wird.

Aber glücklicherweise sind ja Stefan und Dieter dabei. Schnell sind Tank, Sitzbank und Motordeckel demontiert. Sofort wird klar, was Ursache der dramatischen Rauchentwicklung war: Ein Kabel am neu eingebauten Anlasser war wohl nicht richtig verlegt. Irgendetwas scheuerte durch und darauf hin fing’s an zu kokeln. Noch ein wenig länger und mir wäre wahrscheinlich die ganze Maschine abgebrannt. Mal sehen was die Werkstatt, die BMW-Niederlassung in Frankfurt, dazu sagt. Dort wird man wahrscheinlich jede Verantwortung von sich weisen.

Die beiden Elektrikspezialisten hatten das Problem schnell im Griff: Das Kabel klemmen wir ab, das brauchen wir nicht mehr und hier legen wir einfach ein neues – nach 20 Minuten Schrauberei am Straßenrand lief die BMW zwar nur, wenn sie angeschoben wurde, aber sie lief!

Den Passierschein für die Kurische Nehrung hatten wir schon vorab besorgt, so dass am Sperrposten nur ein kurzer Halt von Nöten war. Die erste Kaffeepause legten wir im ehemaligen Rositten ein, dann wollten wir zur Grenze, weil das schon für den Morgen angekündigte schlechte Wetter unaufhaltsam näher zog.

Der Grenzübertritt von Kaliningrad nach Litauen verlief völlig problemlos; bald darauf waren wir auch in Nidden und hatten nach einigem Suchen den Sommerwohnsitz von Thomas Mann gefunden. Ein wirklich idyllisches Fleckchen inmitten der Kurischen Nehrung.

Dann kam der Regen. Zunächst einmal 40 Kilometer lang bis zur Fähre ans Festland. An der langen Autoschlange Richtung Kleipeda mogelten wir uns elegant vorbei, dann lagen nach 150 Kilometer Strecke vor uns – mit Regen, Regen, Regen ….

Kurz nach sieben waren wir in Jurbarkas und fanden uns in einem Hotel wieder, dem man seine sozialistische Vergangenheit immer noch ansah. Dafür entschädigte uns die Küche, in der eine sehr nette Köchin werkelte, die alles daran setzte uns satt zu bekommen – was ihr auch vortrefflich gelang.

Morgen wollen wir einen Abstecher in die sehenswerte Altstadt von Kaunus unternehmen und dann geht es weiter nach Masuren.

Angekommen in Kaliningrad

TOURBERICHT KALININGRAD – LITAUEN – MASUREN
Montag, 10. August 2009 | 5. Tag

Wir sind da, im Oblast Kaliningrad. Und all die Vorhersagen, die uns Böses weismachen wollten, haben sich als unwahr erwiesen.

Nach dem Start, des morgens um 9 Uhr, sind wir über die „Elblinger Berge“ nach Frombork gefahren, um an der Kirche, in der einst Kopernikus das Weltbild relativierte, ein Foto zu machen. 20 Minuten später standen wir am Grenzübergang nach Kaliningrad.

Am ersten Posten musste nur die Meldebescheinigung ausgefüllt werden. Dann ging es in Vierer-Grüppchen zum Zoll. Hier galt es die Zollerklärung akribisch genau auszufüllen. Ein Schreibfehler und es gab einen neuen Zettel. Die Erklärung musste dann, nebst Reisepass und Fahrzeugpapieren, am Zoll abgegeben werden. Alle relevanten Daten wurden im Computer erfasst – und dann gab es ein offizielles Einreisedokument. Bei 20 Motorradfahrern dauerte das natürlich so seine Zeit, aber nach gut 3 Stunden waren wir durch.

In Sichtweise des Hafens von Kaliningrad legten wir noch ein kleines Kaffeepäuschen ein, um dann – mitten im Berufsverkehr – die Stadt zu durchqueren. Zweispurig quälten sich Auto an Auto durch die breiten Alleen und Paradestraßen, hielten immer wieder Busse den Verkehrsfluß auf. Hier mußten wir Nerven zeigen, wobei viele Autofahrer Platz machten und Passanten am Straßenrand häufig fröhlich winkten.

Durchs Braunschweiger Tor fahrend, erreichten wir bald das Zentrum von Kaliningrad. Rechter Hand die alte Börse und dann die Kant-Insel mit dem Dom – einem der wenigen noch erhaltenen Bauwerke aus der Zeit vor dem Krieg. Doch in Sichtweise anhalten war unmöglich: dicke Betonbarrieren versperrten die Zufahrt zum Bürgersteig.

Also rechts ab, von der Hauptroute abweichen, erst einmal in die falsche Richtung fahren, weil anderes nicht möglich ist und dann bei nächster Gelegenheit wenden. Wieder zurück, scharf rechts und dann ist da auch schon der Dom, an dem Imanuel Kant begraben liegt.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang um das zwischenzeitlich renovierte, historische Bauwerk, stürzen wir uns wieder ins Verkehrsgetümmel und erreichen gegen 19 Uhr das Hotel in Svetlogorsk. Da in Russland die Uhren anders gehen, ist es hier schon 20 Uhr.

Nach dem verspäteten Abendessen sitzen wir noch ein wenig an der Bar zusammen. Morgen klingelt der Wecker für unsere innere Uhr eine Stunde früher, dann geht es über die Kurische Nehrung nach Litauen.