Optimistisch starten wir in den neuen Tag. Nach einem grandiosen Frühstück – mit Käse, Schinken, Salami, Müsli, Eiern, Marmelade, Quark und Gugelhupf – geht es zunächst Richtung „Haute Königsburg“. Der Wetterbericht kündigt Hochnebel in den Morgenstunden an; ansonsten strahlenden Sonnenschein. Plus vier Grad sind es, als wir auf die Motorräder steigen – und zunächst eine Tankstelle suchen, weil bei einigen schon vor dem Start der Notstand droht.
Dichte Wolken hängen im Vogesenmassiv, doch der Abstecher über den Col de Fouchy stimmt uns hoffnungsvoll: der Nebel reißt auf und die in den Wäldern wabernden Wolkenfetzen zaubern eine ganz eigentümliche Stimmung in die schroffe Landschaft.
Bald darauf ist Schluss mit lustig. Als wir zur „Haute Königsburg“ abbiegen, wird der Nebel immer dichter. Man sieht kaum noch die sprichwörtliche Hand vor Augen. Ohne Navi hätten wir so manchen Abzweig sicher verpasst, da selbst die Schilder am Straßenrand fast nicht mehr zu erkennen sind. Meter um Meter gewinnen wir an Höhe und erreichen unser erstes Ziel.
Ein heißer Kakao am Kiosk weckt verfrorene Lebensgeister, die Aussicht hingegen tendiert gegen Null. Trotzdem wird fleißig fotografiert und gescherzt; wir sind bei bester Laune.
Unser nächstes Ziel ist die Ferme auberge hoch oben am Gaschney. Weil ab 500 Höhenmetern der Nebel dicht und undurchsichtig hängt, halten wir uns zunächst unten im Tal und fahren ein Stück über die elsässische Weinstraße. In den Wingerten werden fleißig die Trauben gelesen, in den Dörfern riecht es nach Most und so manchesmal bremst uns ein vollbeladener Traktor aus.
In die Nebelschwaden mischt sich immer wieder leichter Nieselregen, so dass wir froh sind, die Strecke ein wenig abgekürzt zu haben. Gegen 12:30 Uhr erreichen die Ersten unserer Gruppe das gut 1000 Meter hoch gelegen Gasthaus, in dem wir vorsorglich 23 Plätze haben reservieren lassen. Eine heiße Gemüsesuppe und eine leckere Käse-Quiche sind der Renner; während wir und beim Essen gütlich tun, geht der Regen draußen in Graupelschauer über.
Und so beschließen wir, eigentlich direkt zum Hotel zurück zu fahren. Doch kaum sitzen wir auf den Motorrädern, reißt der Himmel auf und die Sonne kommt raus. Da könnte man …
Doch erst einmal wird unser Tatendrang von einen Almabtrieb ausgebremst. Kurz vor Muhlbach zuckeln wir minutenlang hinter einer Herde Rindviecher und einer nicht minder großen Masse an Menschen her, bis diese (endlich) in eine Seitenstraße abbiegen. In Colmar stehen wir im nächsten „Stau“, führt uns der Weg doch durchs „Centre Commercial“ – und wie es scheint, scheint ganz Frankreich hier einkaufen zu wollen. Da wird es Zeit, dass wir uns – entgegen allen Ankündigungen – wieder in die Berge schlagen.
Bei Riquewihr zweigt ein schmaler Weg in die Weinberge ab und führt anschließend kilometerlang einsam durch den Wald. Kaum erreichen wir Höhen von mehr als 500 Metern, umgibt uns wieder dichter Nebel. In Saint-Marie-Aux-Mines tanken wir noch einmal voll. Gut 37 Kilometer sind es jetzt noch bis ins Hotel; eine gute dreiviertel Stunde Fahrt.
Doch wir haben uns verkalkuliert, denn die Route, die uns das Navi vorschlägt führt durch den Tunnel Richtung St. Die. Das kommt auf keinen Fall in Frage. Wir fahren natürlich über den Pass und weiterhin auf möglichst kleinen Straßen, auch wenn wir so gut 59 Kilometer brauchen, um wieder nach Le Howald zu gelangen.
264 Kilometer stehen an Ende des Tages auf dem Tacho: 6 Stunden Fahrzeit und 3 Stunden Pause. Bei Dieter und Stefan sind es noch ein wenig mehr geworden. Beide haben es sich nicht nehmen lassen, ein Stück auf der „Routes des Cretes“ zu fahren. Bis auf 1200 Meter ging es hinauf, bei leichten Schneetreiben und Temperaturen um null Grad. Das hatten wir vor Jahren schon mal, als wir im Oktober im Elsass unterwegs waren.
Gegen 18 Uhr waren alle zurück im Hotel und nach einer ausgiebigen heißen Dusche freute sich Jeder auf ein leckeres Abendessen. Morgen geht’s leider schon wieder nach Hause.

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