TOURBERICHT FRIAUL
Freitag, 6. September 2013 | 6. Tag
Der letzte Tourtag unserer Reise ins Friaul ist angebrochen. Während sich Stefan noch einmal auf den Weg in Richtung Slowenien macht – um bei Jazbek, einem netten Hotelier unterhalb von Kobarid, eine schöne Mittagsrast einzulegen – wollen wir noch einmal Endurowandern.
Nur wenige Kilometer hinter Ravascletto zweigt die Straße zum „Zuof Plan“ ab. Das Hochplateau liegt auf gut 2000 Meter. Zweidrittel der Zufahrt sind asphaltiert, dann beginnt der Schotter. Gemessen an dem, was uns heute noch erwarten wird, eine reine Spazierfahrt.
Ab 1500 Meter hängen die Wolken tief. Nebelschwaden ziehen sich den Berg hinauf. Mal reißt es auf, mal beträgt die Sicht kaum 20 Meter. Wir gewinnen stetig an Höhe. Bei 1700 Meter müssen wir mitten durch eine Kuhherde. Die Rindviecher stehen geballt mitten auf dem Weg und machen nur widerwillig Platz.
Wieder im Tal, gönnen wir uns in der nächsten Bar einen Kaffee und machen uns dann auf den Weg zum „Monte Paularo“. Als wir durch Paluzza fahren kündigt ein Schild Bauarbeiten im weiteren Streckenverlauf an. Offensichtlich ist die Straße irgendwo gesperrt.
Doch bis zum Abzweig nahe Ligosullo läuft alles reibungslos. Wieder geht es hoch auf gut 2000 Meter. Zunächst asphaltiert, wird der kaum autobreite Weg bald unbefestigt. Die letzen 5 Kilometer arten in harte Arbeit aus. Der Schotter wird deutlich gröber, zahlreiche Auswaschungen und grobe Felsen im Untergrund fordern Mann und Maschine. Es scheint, als würden wir mitten durch ein Bachbett fahren. Und mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, wissen wir: das müssen wir alles wieder zurück …
Genug der Quälerei, wir haben wieder Asphalt unter den Rädern. Doch ein Absperrgitter und ein kreisrundes Schild mit roten Rand scheinen uns die Weiterfahrt zu verwehren. Rumdrehen würde unseren ganzen Zeitplan durcheinander bringen. Also handeln wir nach der altbewährten Devise: erst mal schauen, was der Grund für die vermeintliche Straßensperre sein könnte.
Zudem: es ist Freitagmittag nach 12 Uhr, da wird in Italien wohl nicht mehr allzuviel im Straßenbau gearbeitet werden. Stimmt: der Weg ist frei, von Bauarbeitern keine Spur. Nur in Paularo behindert uns ein aufgeschütteter Erdhügel ein wenig. Doch auch dieses Hindernis ist schnell überwunden, so dass wir uns – wie geplant – auf den Weg zur „Straniger Alm“ machen können.
Vom Lanzenpass zweigt linker Hand die zwischenzeitlich sogar ausgeschilderte Zufahrt nach Österreich ab. Grob geschotterte Kehren und ein steiler kurvenreicher Anstieg erweisen sich kurz vor der Mittagsrast noch mal als kleine Herausforderung – bislang bin ich diesen Weg immer in umgekehrter Richtung – bergab, von Österreich nach Italien gefahren.
Auf der gut 1500 Meter hoch gelegenen Alm lassen wir uns eine opulente „Bretteljause“ munden und gönnen uns zum Nachtisch noch einen Yoghurt mit Heidelbeeren. Genau so hatten wir uns diesen Tag vorgestellt.
Noch ein paar unbefestigte Kilometer durch den Wand, dann haben wir wieder festen Belag unter den Stollenreifen. Auf Nebenwegen geht es nach Kötschach und dann über den Plöckenpass wieder nach Italien. Gut 150 Kilometer stehen auf der Uhr, als wir kurz nach 16 Uhr wieder im Hotel eintreffen. Schnell werden die Motorräder verladen, dann ist Zeit für ein kleines Feierabendbier. So langsam geht unsere erlebnisreiche Woche im Friaul zu Ende – schade.
Die Rindviecher haben ganz dumm geschaut, als wir plötzlich um die Ecke kamen. Aber: wir haben uns vertragen und sind ganz langsam gefahren.