Zum Glück ist heute Montag

Tag eins unserer kurzweiligen Motorradwoche in den Alpen. Spätestens nach dem gemeinsamen Frühstück stellt sich die spannende Frage: wohin fahren wir heute? Eine kleine Runde zum Einschwingen soll es sein. So mancher hat erst kurz vor der Tour neue Reifen aufgezogen und die müssen „eingefahren“ werden. Nach dem vorsorglichen Hinweis vor ein paar Tagen, vor dem Abreise mal nach der Profiltiefe zu schauen, war der eine oder andere doch etwas erschrocken: knapp 1 Millimeter Rest auf dem Vorderradreifen ist keine gute Basis für rund 1500 Kilometer, für wir in den nächsten Tagen fahren wollen. Jetzt sind alle Motorräder frisch besohlt – also kann es losgehen.

Hahntennjoch – Namloser Tal – Ehrenbergklause – Gaichtpass – Oberjochpass – Riedbergpass – Schnepfegg – Hochtannberg – Flexenpass – Arlberg und dann noch ein kleines Nebensträßchen Richtung Landeck, das war der Plan für heute.

Pünktlich um 9 Uhr wollten wir starten. Doch an einem Motorrad sollte vorsichtshalber noch mal der Luftdruck kontrolliert und der Tankinhalt geprüft werden. Als ob man das nicht gestern Abend in aller Ruhe hätte machen können.

Eigentlich könnte nicht mehr viel Sprit drin sein, hieß es. Nach der letzten Tagestour am Gardasee sei der Boxer gleich in den VW-Bus geschoben worden. Kurioserweise signalisierte die Tankanzeige: fast voll! Sind wir also pragmatisch und fahren erst mal los 😉

Das Hahntennjoch ist das erste Ziel. Maximal 30 km/h sind aus Imst heraus bergan erlaubt. Vor uns fährt ein älterer Herr in einem roten Polo, der das gesetzte Limit deutlich unterschreitet. Stellenweise kriechen wir mit gerademal 20 km/h den Berg hinauf und haben Sorge, in den Kurven umzufallen. Doch der Autofahrer macht bereitwillig Platz, als die 30er-Beschilderung einer 60er-Beschränkung weicht und so schrauben wir uns recht gemütlich der Passhöhe entgegen.

Zum Glück ist heute Montag. Wir haben die kurvenreiche Straße, die immer wieder prachtvolle Ausblicke bietet, bei strahlend blauem Himmel ganz für uns allein. Keine „Tiefflieger“, keine „Spaßbremser“, keine Pulks an Moppedfahrern, die einem auf der eigenen Fahrspur entgegen kommen – in diesem Augenblick scheinen nur wir unterwegs zu sein.

Auch beim obligatorischen Fotostopp auf der Passhöhe treffen wir kaum andere Motorradfahrer. Herrlich!

Wir schwingen uns kurven- und kehrenreich ins Lechtal hinab und biegen bald darauf rechts ab in „Namloser Tal“, das uns nach Reute führt. Hoch oben auf dem Berg thront die „Ehrenberger Klause“, zu der eine spektakuläre Hängebrücke führt.

Zunächst dem Lauf des/der Lech folgend, gehts in Tannheimer Tal und dann zum Haldensee, zuvor musste allerdings noch den Gaichtpass erklommen werden. Im Seecafé lagen wir eine kleine Pause ein und genießen von der Sonnenterrasse die fantastische Aussicht.

Unterdessen merkt Charly an, dass es nun doch bald mal tanken müsse. Er könne es sich garnicht erklären, aber ganz plötzlich sei im Display die Reserveleuchte angegangn … Also legen wir kurz vor der Grenze noch einen außerplanmäßigen Stopp ein.

Kaum in Deutschland angekommen, stürzen wir uns den kurvenreichen Oberjochpass nach Bad Hindelang hinunter und schrammen wenig später an Sonthofen vorbei. Auf schmalen Nebenwegen cruisen wir durchs Oberallgäu und genießen die herrlichen Aussichten. Schön ist es hier, in der Tat.

Hinter dem Riedbergpass rückt die Grenze zu Österreich immer näher. Ist ist fast 13 Uhr – Zeit für eine Mittagspause. In Hittisau kehren wir im Landhotel Hirschen ein; hier verspricht der Koch nicht zu Unrecht eine ungewöhnliche Küche. Eine vegane Kartoffelroulade mit Wirsing hatte ich bislang noch nicht gegessen.

Während wir noch einen Espresso schlürfen, donnert es mehrfach. So mancher der umliegenden Berggipfel hüllt sich in dunkle Wolken, während andernorts der Himmel noch strahlend blau ist. Also beschließen wir optimistisch zu sein und darauf zu bauen, dass uns unsere Route trocken durch die Gewitterfront führen wird.

Wir haben Glück – noch. Manchmal tröpfelt es nur leicht, manchmal war der Regen schon durch und nur die Straßen sind noch nass, aber es regnet nicht. Und wenn es anfängt, biegen wir meist in die andere Richtung ab. Kurz vor der kleinen schmalen Straße den Schnepfegg hinauf, baut sich aber bedrohlich eine dunkle Wolkenwand vor uns auf. Weil es bis hoch zum Pass keine Möglichkeit für so viele Motorräder gibt, anzuhalten, stoppen wir am Ortsausgang von Bizau und werfen vorsorglich die Regenkombis über. Ob das wirklich Not tut?

Kaum fahren wir bergan, wird es schon wieder heller. Die parallel zur „Bregenzer Ach“ verlaufende L 200 erreichen wir noch völlig trocken. Kaum dass wir jedoch in Richtung Hochtannberg abzweigen, bricht heftiger Platzregen über uns herein. Eine Gruppe GS-Fahrer sucht in einem kleinen unbeleuchteten Tunnel Schutz und zieht sich dort die Regenkombis an. Mutig – ob der hier oft langdonnernde Linienbus noch Platz zum Ausweichen hätte?

Minuten später ist der Spuk vorbei. Der Himmel ist wieder blau, als wir über den Hochtannberg fahren und in Warth die nachmittägliche Kaffeepause einlegen.

Zwei Pässe liegen noch vor uns. Am Flexen halten wir noch einmal kurz, um ein Bild von der „Installation“ zur Europäischen Wasserscheide zu machen. Dann geht es weiter zum Arlberg.

Als wir hinter den hölzernen Lawinengalerien links abbiegen und uns die ersten Cabriolets mit geöffnetem Verdeck entgegenkommen, ist klar: jetzt müssten wir eigentlich trocken im Hotel ankommen. Obwohl: ein paar Kilometer sind noch zu fahren und in den Bergen ändert sich das Wetter schnell.

Bei Pians legen wir den offiziellen Tankstopp ein und fahren dann auf kleinen Nebenwegen Richtung Landeck.

Kurt vor 18 Uhr erreichen wir trocken das Hotel und genießen das Feierabendbier auf der Terrasse.

Schön war der Tag, trotz des kleinen Schauers. Morgen könnte das Timmelsjoch das Ziel sein oder die Zillertaler Höhenstraße. Schauen wir mal, wie das Wetter sein wird.

—-

Kaffeepause:

Seecafe Barbist

A 6672 Halden/Haldensee

Mittagessen:

Landhotel Hirschen

Platz 187

A 6952 Hittisau

Kaffeepause:

Wälder Metzge

Nr. 73

A 6767 Warth

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