Tagesarchiv: 03/06/2018

Rund um den Arlberg

Strahlend blauer Himmel, schon am frühen Morgen. Die Gewitterwolken der Nacht haben sich verzogen, die Berge direkt vorm Hotel erstrahlen in ganzer Pracht.

Heute will ich nur eine kleine Runde fahren und gegen 16 Uhr zurück im Hotel sein, treffen doch am Nachmittag die Teilnehmer der Tour ein. Vom Hahntennjoch zum Arlberg und auf dem Rückweg vielleicht noch mal zur Piller Höhe – das ist der Plan.

In Imst findet sich schnell der Abzweig, zum 1894 Meter hoch gelegenen Übergang, der vom Inntal ins Lechtal führt. Ortsauswärts darf nicht schneller als 30 km/h gefahren werden – und wie lange die Beschränkung gilt, wird auf den Meter genau angezeigt.

Bis kurz vor der Passhöhe liegt das Limit dann bei 60 km/h, was angesichts der kurvenreichen und recht unübersichtlichen Strecke aber auch in Ordnung ist. Oben am Pass angekommen, gibt es den obligatorischen Fotostopp.

Bergab warnen dann zahlreich Hinweisschilder vor allen möglichen Gefahren – nur nicht vor den „Tieffliegern“, die einem hier rücksichtslos um die Ohren fahren.

Heute, am Sonntagmorgen, da geht es noch. In den Nachmittagsstunden wird am Hahntennjoch wieder einmal die Hölle“ los sein. „Entgegenkommende Motorradfahrer haben uns gar nicht mehr gegrüßt, sondern immer nur mit der Hand zum Boden gezeigt, damit wir langsamer fahren“, erklären Wolfgang und Thorald am Abend ein wenig fassungslos. Überall habe die Gendamerie gestanden und Radarkontrollen durchgeführt.

Ich lege auf der 29 Kilometer langen Strecke noch mal einen Fotostopp ein und kann dabei gut nachvollziehen, warum mittlerweile laut über eine Streckensperrung nachgedacht wird: das Rauschen des nahegelegenen Baches und das Zwitschern der Vögel ist nur für Sekunden zu hören, dann bricht der nächste Pulk Motorradfahrer mit lauten Auspuffanlagen durch die engen Kehren. Auf die Dauer ganz schön nervend …

Im Lechtal angekommen, setze ich den Blinker links und folge dem Verlauf der Bundesstraße 198. Und weil diese ziemlich breit angelegt ist, freue ich mich über schmale Nebenwege, die parallel dazu verlaufen.

Bei Steeg zweigt ein kleines Sträßchen nach/ins Kaisertal ab, an dessen Ende ein kleiner Gasthof zur Kaffeepause einlädt. Leider wird gerade die Straße erneuert, so dass der Abzweig werktags derzeit nur in der Mittagszeit befahren werden darf, wenn die Bauarbeiter Pause machen – das passt leider nicht in die Tourenplanung der nächsten Tage. Da heute aber Sonntag ist, habe ich Glück …

In Warth biege ich links ab, Richtung Lech und lege auf dem Flexenpass ein kleines Picknick-Päuschen ein. Nur der gesetzte Wegpunkte auf dem Navi erinnert an die Passhöhe – das entsprechende Hinweisschild scheint irgendwie abhanden gekommen zu sein.

Dafür erregt ein großer Felsen meine Aufmerksamkeit, der die europäische Wasserscheide symbolisiert, die über den Flexenpass verläuft. Einst sollen Hexen hier ihr Unwesen getrieben haben. Die einen kamen, um das Wasser nach der Schneeschmelze ins Schwarze Meer zu lenken, die anderen, um Sturmflut an der Nordsee auszulösen. Seit dem der Felsen „installiert“ ist, kann jeder Besucher mit den Händen das Wasser mal zur linken oder zur rechten Seite schöpfen. Das wurde den Hexen zu dumm – und seither ist Ruhe; sagt man …

Fahrerisch ist die alte Flexenstraße reizvoller als der Arlberg, führt sie doch durch eine überdachte Galerie, die sich eng an den Fels schmiegt. Ursprünglich war mal daran gedacht, die Strecke still zu legen und durch einen Tunnel zu ersetzen – Pläne, die an der Finanzierung scheiterten.

Es geht zurück Richtung Landeck und weil ich gut in der Zeit liege, ist noch ein Abstecher zur Piller Höhe drin. Ein kleiner, aber lohnender Umweg führt an Burg Wiesberg vorbei, die wohl im 13. Jahrhundert hoch oben über dem Paznauntal errichtet wurde.

Kurz hinter Landeck steigt dann ein besonders schmales Sträßchen zur Piller Höhe hinauf. In den umliegenden Mooren wurden alte Festungsanlagen ausgegraben sowie ein ehemaliger Brandopferplatz. Irgendwie gruselig, oder?

Nahe der Anhöhe stehen stählerne Skulpturen links des Weges, die offensichtlich eine geschichtliche Bedeutung haben. Noch habe ich diese nicht herausgefunden ;-(

Kurz vor dem Ziel wird dann noch einmal vollgetankt. Auch wenn es nur noch 900 Meter bis zum Hotel sind, ein Espresso muss jetzt noch sein.

Auf der Sonnenterrasse des Hotels warten schon die ersten Teilnehmer. Nach einem herzlichen Hallo gilt es mit anzupacken: Charly GS will aus dem VW-Bus ausgeladen werden.

Kurz nach 17 Uhr sind alle da. Heute gibt es schon um 19 Uhr Abendessen und morgen, da stürzen wir uns in unser erstes gemeinsames Abenteuer.