Läuft sie oder läuft sie nicht? Seit Sonntagnachmittag muckt die 1100 S. Irgendwas scheint mit der Ladereglung nicht in Ordnung zu sein. Nachdem Dieter noch am späten Abend die Batterie getauscht hatte, schien der Fehler zunächst behoben. Ausreichend Spannung war da, die Lichtmaschine lieferte Strom – alles gut.
Nicht so ganz, denn am nächsten Tag muckte der Boxer wieder. Besser mal in die Werkstatt fahren? Fehlanzeige – Montags haben in Frankreich alle Werkstätten zu. Heute dann mit einer „Leck mich a A-Mentalität“ in den Tag gestartet – wird schon irgendwie klappen, zur Not müssen wir schieben? Aber dann siegte die Vernunft.
Ab nach Villard zum BMW-Händler. Der diagnostizierte, dass neue Kohlen für die Lichtmaschine gebraucht würden und der Anlasser auch einen Knall habe. Lieferzeit plus Einbau: gut drei Tage – wenn´s gut geht auch nur zwei.
Keine Option, denn morgen gehts weiter Richtung Barcelonette. „Wenn das so ist“, meinen die Schrauber, man hätte da noch eine verunfallte S in der Garage stehen. Da könne man ja mal schauen, ob die gebrauchten Teile – wenn auch nicht mehr neuwertig – noch funktionieren. Sie tun es und nun läuft der Boxer wieder …
Wir nahmen unterdessen zunächst Kurs auf Autrans, um uns dann Richtung Süden zu halten. Mein Ziel war hingegen die alte D 218, die von Autrans in nördlicher Richtung zum Tunnel von Mortier abzweigt. Die Weiterfahrt ist von dort unterbrochen, doch ein kleiner Forstweg schlägt einen weiten Bogen und führt zurück auf die Hauptroute. Ob das funktioniert, wollte ich gern einmal ausprobieren.
Der Durchfahrt in den Tunnel ist gesperrt. Mit einer kleinen Enduro könnte man sich vorbeimogeln, die Straße soll im weiteren Verlauf nach einem Bergsturz aber unpassierbar sein, also keine Experimente. Vor allem nicht alleine.
Der Forstweg aber ist fahrbar – für Fahrzeuge unterhalb von 3,5 Tonnen. Arg rumpelig und stellenweise ohne Asphalt geht es durch den Wald, vorbei am Abzweig zum Col de la Moliere, von dem aus es eine unbefestigte Abfahrt grobe Richtung Grenoble geben soll.
Der Forstweg selbst endet nach einigen Kilomtern direkt auf dem Col de la Croix Perrin, in 1220 Metern Höhe. Linker Hand das gleichnamige Hotel mit Sonnenterrasse – und weil es schon nach halb elf ist, wird gleich eine Kaffeepause eingelegt. Das war schon mal ein guter Anfang.
Das nächste Ziel ist ein Netz an Forstwegen, das bei Gallmiche abzweigt. Über viele Kilometer geht es auf schmaler Trasse durch den Wald, zum 1440 Meter hoch gelegenen Col de Malaterre.
Bald darauf ist auch ein idyllisches Plätzchen für ein kleines Picknick gefunden.
Den obligatorischen Kaffee zur Verdauung gibt es in Saint-Martin-en-Vercors.
Etliche Cols und Kilometer später. stehe ich am Absperrgitter zum Grands Goulets. Die abenteuerliche Straße durch den Fels darf schon seit Jahren aus Sicherheitsgründen nicht mehr befahren werden. Ein Blick auf die alte Strecke lässt erahnen, was uns da entgeht.
Statt dessen führt jetzt ein langer Tunnel durch den Berg – auch auf der anderen Seite ist die Zufahrt zur alten Trasse versperrt. Logo ;-(
Irgendwie präsentiert sich das Vercors heute in ungewohnten Facetten. Statt vieler Schluchten und enger Straßen überwiegen die weiten Blicke und breiter Asphalt. Auch schön, aber irgendwie anders.
So langsam wird es Zeit ein wenig Sprit nach zu fassen und/oder eine kleine Kaffeepause einzulegen. In bietet sich zu letzterem Gelegenheit, gibt es doch in Sainte-Nazaire-en-Royans eine Bar, die auch lecker Eis verkauft.
Durch den abenteuerliche Gorges de la Bourne geht es schließlich zurück ins Hotel. Kurz vor 18 Uhr sind alle wieder zurück. Da lässt sich das Feierabendbier ganz entspannt genießen.
Abendessen gibt es wieder auf der Terrasse und dann gehts auch schon ab ins Bett. Morgen warten weitere 300 kurvenreiche Kilometer auf uns. Wir fahren weiter Richtung Barcelonette.