Frankreich, Schweiz, Italien – das sind die Länder, die heute bereist werden „müssen“, um dem eigentlichen Ziel – Sardinien – näher zu kommen. Über Kandel fahre ich auf die elsässische Autobahn, vorbei an Straßburg, Richtung Mühlhausen. Der Verkehr läuft flüssig, ich komme gut voran. Beim letzten Mal war ich die ersten 100 Kilometer auf der A 5 unterwegs; eine Katastrophe!
Doch meine Erinnerung ist trügerisch. Irgendwie hatte ich noch eine Tankstelle auf der französischen Seite, kurz vor der Grenze zur Schweiz, im Sinn. Doch leider: Fehlanzeige! Noch reicht der Sprit, also erst mal weiter.
Von den befürchteten Kontrollen keine Spur; sowohl die Einreise nach Frankreich, wie auch die in Schweiz, verlaufen völlig unproblematisch. Niemand will meine Papiere sehen. Im Land der Eidgenossen stelle ich den Tempomat auf 117 km/h, lasse mit lautstark von Tessiner Volksmusik bedudeln und komme völlig staufrei voran – noch. An der Zufahrt zum Gotthard-Tunnel meldet der Verkehrsfunk hohes Verkehrsaufkommen, mit mindestens 30 Minuten Wartezeit, (in der Gegenrichtung, vom Tessin aus Richtung Norden, werden sogar 90 Minuten Stillstand gemeldet).
Noch läuft der Verkehr
Kurz vor dem Tunnel halte ich zum tanken – und erschrecke mich fürchterlich. 1,67 in Schweizer Franken werden für den Liter Diesel aufgerufen! Dafür gibt’s aber einen Gutschein für einen Kaffee und eine Münze fürs Klo. Dann geht’s ja 😉
Die kleine Pause hat den Vorteil, dass sich der Stau von Nord nach Süd zwischenzeitlich aufgelöst hat und ich völlig problemlos in die 17 Kilometer lange Röhe einfahren kann. Gut 15 Minuten dauert die Fahrt unter 1000 Meter Felsgestein hindurch, dann bin ich im Tessin, eine knappe Stunde später in Varese.
Ausreichend Platz für unsere Motorräder
Die meisten Teilnehmer sind bereits da. Kurz einchecken – und schon geht’s los. Irgendwie ist man nicht auf Motorradfahrer eingestellt und auf Abendessen schon gar nicht. Das Restaurant habe heute geschlossen, heißt es – zunächst. Das kann nicht sein. Wir haben Halbpension gebucht. Schnell den Mac aus dem Rucksack gekramt und auch die Buchung verwiesen. Stimmt: mit Abendessen.
Ein paar hektische Telefonate später, aus denen immer wieder deutlich das Wort „problema“ herauszuhören ist, ist klar: wie kriegen Abendessen – aber kein Bier. Das ließe sich so schnell nicht organisieren. Dafür gäbe es reichlich Wein zum Essen, es täte Ihnen furtchbar leid, wenn wir auf der Rückreise von Sardinien wieder vorbei kämen, wäre alles vorhanden …
Bliebe noch die Frage, wie lange fünf Minuten nach italienischer Zeitrechnung sind? Der eigentliche Plan, zwischen halb acht und acht zu essen, musste verworfen werden. Viertel nach acht wäre gut. Dann wurde es 20 nach acht und schließlich halb neun. Ein letztes Mal hieß es dann „cinque minuti“ und fünf Minuten später stand die Pasta auf dem Tisch, gefolgt von leckerem Kalbfleisch und gedünsteten Gemüse. Einfach lecker – das Warten hatte sich gelohnt.
Wir sind in Italien: Pasta als Vorspeise.
Morgen gehts auf Landstraßen nach Genua und dann mit der Nachtfähre nach Olbia. Sardinien, wir kommen!