Punkt 9 Uhr sind alle da. Vom Rasthof Heidenfahrt starten wir ins Elsass. Unterhalb des Grand Ballon, in Muhlbach bei Munster, liegt unser Hotel. 345 Kilometer Wegstrecke liegen vor uns – ein „ordentliches Stück Arbeit“.
Die ersten 130 Kilometer legen wir deshalb auf der Autobahn zurück: A60, A61, A65. In Kandel geht es nach einer guten Stunde Fahrt endlich runter von der Bahn, einmal durch den Kreisel, den ersten Feldweg links und schon sind wir im Hofmarkt Zapf. Eigentlich wollten wir hier nur einen Kaffee trinken. Doch es gibt auch lecker Frühstück. Und so sitzen wir unter großen Sonnenschirmen am Feldesrand und lassen es uns gut gehen – toll.
Bald darauf ist Frankreich erreicht. Bei Scheibenhardt passieren wir die Grenze und fahren auf Nebenwegen mehr oder weniger parallel zur A35. Nach gut eineinhalb Stunden stoppen wir in Vendenheim. Im „La Tocante“ haben wir uns angekündigt; in der alten Scheune soll einst Napoleon seine Pferde gewechselt haben. Heute gibt es hier lecker Flammkuchen und andere Köstlichkeiten.
Auch wenn so mancher nach dem (zweiten) Frühstück eigentlich nichts zu Mittag essen wollte, so ein kleiner Flammkuchen mit Munster-Käse, Speck und Zwiebeln geht immer … Und so sitzen wir an einer langen Tafel im Hof und lassen es uns schmecken.
So langsam wird es Zeit für „die Berge“. Mit dem „Col du Kreutzberg“ bietet sich ein erster Vorgeschmack auf die herrlich kurvenreichen Straßen des Elsass, die uns heute und morgen erwarten. Doch jetzt ist erst mal Tankenstellensuche angesagt. Frank wird schon unruhig. Noch drei Kilometer, sagt mein Navi, dann gäbe es Sprit – doch diese Auskünfte sind nicht immer verlässlich.
Also legen wir in der nächsten Bar einen kurzen Stopp ein und fragen lieber noch mal. „Ja, die Tankstelle ist immer noch da“, sagt uns die Besitzerin freundlich lächelnd. Weil es sowieso Zeit für einen kurzen Stopp wäre, nutzen wir die Gelegenheit für eine kleine Kaffeepause unter einer mächtigen Kastanie.
Bestellt werden Kaffee mit Milch, Kaffee Creme und Kaffee Noir – vor und stehen anschließend ganz viele Tassen schwarzer Kaffee mit jeweils zwei Döschen Milch. So feine Unterschiede wie bei uns, gibt es in Frankreich nicht. Die „Grundbasis“ des schwarzen Kaffees wird mit etwas Dosenmilch zum Milchkaffee. Reisen bildet.
Der anschließende Tankstopp entwickelt sich zum üblichen Drama. Die Tanke ist zwar da, hat aber zu. An einer Säule gibt es zwar einen Automaten, aber der will unsere Kredit- und EC-Karten nicht. Hatte ich auf der Zufahrt nicht ein kleines Hinweisschild zu einem Super U gesehen? Richtig! Der Supermarkt hat eine Tankstelle und an der kann sogar in bar bezahlt werden.
Über den schmalen Col de Fouchy schlängeln wir uns weiter Richtung Weinstraße. Der Touristenrummel hat uns wieder, Auto reiht sich an Auto, überholen in einer Gruppe völlig sinnlos. Also ergeben wir uns unserem Schicksal und bummeln ein wenig durch die Städte. Bald darauf ist Munster erreicht und dann auch Muhlbach.
Auf der kleinen Terrasse des Hotel genießen wir das Feierabendbier während die Sonne so langsam hinter dem Gipfel des Gaschney versinkt. Zum Abendessen gibt es reichlich Sauerkraut mit Wurst und Schinken und einen köstlichen Nachtisch. Genau so hatten wir uns den heutigen Tag vorgestellt.
… Vogesen kenn‘ ich. Sehr gut sogar, Bin gespannt wie’s bei Euch auf Eurer Tour weiter ergeht und welche Routen Ihr nehmt. Ich liebe Frankreich – Land und Leute und Laissez-faire und alles … bis auf das Essen. Mal sehen, ob es bei Euch im Elsaß auch mal was anderes zu essen gibt als verkochtes Kraut und ebenso verkochtes Fleisch, meistens in klebrigen Bierteig gepackt. Nach einer Woche darben in Frankreich freue ich mich jedes Mal tierisch auf die deutsche und insbesondere auf die schwäbische Küche. Trotzdem bleibe ich unseren linksrheinischen Nachbarn treu und werde denen auch dieses Jahr wieder einen mehrtägigen Besuch mit dem Motorrad abstatten. Es ist einfach so frei und schön und wild dort. Vive la France !