Eigentlich hatte die Wetter-App, die von vielen immer wieder gerne aufgerufen wird, für heute Morgen nur bewölkten Himmel gemeldet. Der scheint aber einige Löcher zu haben, so dass es beim Frühstück regnet. Auch als wir gegen 9 Uhr starten sind die Straßen noch reichlich nass. Die Beschwichtigungsversuche, dass es nach dem nächsten Pass schon ganz anders aussehen wird, verfangen wenig.
Doch genau so ist es. Kaum fahren wir auf den Col de l’Echelle zu, hört der Regen auf. Der Himmel bleibt bedeckt, aber die Straßen sind trocken. Wir fahren durch Briancon und halten uns dann grob Richtung Gap. Auf kleinen Nebenstraßen geht es immer gen Süden.
Bei einem kurzen Stopp entdecken wir bei einer der KTMs einen Nagel im Hinterrad – so sieht es zumindest aus. Sofort bietet jeder Unterstützung an: Montiereisen, Pannenspray, Ersatzschlauch, Kompressor – alles ist vorhanden. Wird aber nicht gebraucht, weil der „Übeltäter“ nur eine Krampe war, die sich lediglich in einen dicken Stollen gebohrt hatte. Aufatmen.
Kurz vor der Auffahrt zum Col de Parpaillon treffen wir auch eine Gruppe italienischer Enduristi. Wir begutachten gegenseitig unsere Motorräder, freuen uns, dass wir den gleichen Weg haben und verabschieden uns mit einem freundlichen „a dopo“ – bis gleich.
Die Auffahrt zum Parpaillon ist fast eine Spazierfahrt, ordentlich Schotter und ein paar enge Kehren, aber nichts, was uns ins Schwitzen bringen würde. Dann stehen wir vor dem großen Tunnelportal. Die beiden Stahltore sind weit geöffnet, dahinter ein dunkles, matschiges, mehrere hundert Meter langes Loch, durch das wir jetzt durch müssen.
Zwei Mulistrada-Fahrer aus der Schweiz, unterwegs mit ganz normaler Straßenbereifung (!) muntern uns auf und empfehlen uns, nicht in der Mitte zu fahren. Da sei es doch sehr morastig …
Nett wie wir sind, lassen wir zunächst den Italienern den Vortritt und stürzen uns dann ins Ungewisse. Natürlich ist die Fahrt durch den stockfinstren Tunnel halb so wild, dafür hat es die Abfahrt über die Südrampe in sich: viel Geröll, rutschige Steine, morastiger Untergrund und so manches „Bächlein“, das unseren Weg kreuzt oder der Abfahrt sogar für ein paar Meter folgt.
Nahe des Fort de Tournoux haben wir wieder Asphalt unter den Rädern und fahren über den Col de Larche wieder nach Italien. Oben auf dem Pass legen wir in einer kleinen Bar noch ein Päusschen und und müssen dann so langsam eine Tanke suchen. Die finden wir auch, haben dann aber wieder so unseren Kampf mit dem Automaten: unsere Kredit- und EC-Karten will er nicht, mit Barem aber funktioniert es.
Leider hängen die Wolken tief in den Bergen, so dass wir den geplanten Abstecher auf schottrigen Wege hoch zu einem alten Fort kurzfristig aus dem Programm nehmen und gleich ins Hotel fahren. So sind wir schon etwas früher als geplant in Cuneo. Vielleicht gar nicht so verkehrt, wollen wir morgen doch die Ligurische unter die Stollenreifen nehmen. Und das wird sicher anstrengend.