
Was für ein herrlicher Morgen. So langsam vertreibt die Sonne die Nebelschwaden, die über dem Latroptal hängen. Der Wetterbericht stimmt uns zuversichtlich, heute soll es trocken bleiben. Das erste Ziel ist der „Kahle Asten“, auf dessen Gipfel wir im Turmrestaurant unsere vormittägliche Kaffeepause einlegen wollen.
Der „Kahle Asten“ ist mit 841,9 Metern der zweithöchste Berg in Nordrhein-Westfalen. 1,3 Meter höher ist mit 843,2 Metern nur der Langenberg. Auf dessen Gipfel führen allerdings keine Straßen.
Eigentlich wollen wir einen weiten Bogen nach Norden, bis Olsberg, schlagen, doch eine Großbaustelle bei Bad Fredeburg vereitelt unseren Plan. Nach zwei vergeblichen Versuchen ein „Schlupfloch“ zu finden, müssen wir eine komplett neue Route suchen, denn die ausgeschilderte Umleitung kostet Zeit. Damit ist die mühsam ausgetüftelte Route für den Vormittag Makulatur; Stefan übt sich als Tourguide wieder erfolgreich im Improvisieren. Wie ursprünglich geplant rollen wir um 10:40 Uhr am Parkplatz auf dem Gipfelplateau aus; gut gemacht.
Blauer Himmel, Sonnenschein – das ist am Kahlen Asten eher die Ausnahme. Der Berg gehört mit knapp 1.400 Sonnenstunden im Jahr zu den sonnenscheinärmsten Orten im Jahr. Wir hingegen haben Glück, das Wetter passt.
Eigentlich öffnet das Lokal am Astenturm erst um 11 Uhr. „Ihr kriegt gerne schon vorher einen Kaffee, wenn Ihr früher da seid“, hatte uns der neue Wirt Emilian auf Anfrage mitgeteilt. Und so nehmen wir auf den dunklen Holzbänken Platz und genießen diesen exklusiven Service. Danke.
Wir blicken auf eine karge Hochheide und genießen die Aussicht. Über den Gipfel verläuft die Rhein-Weser-Wasserscheide. Das Wasser der Lenne, die hier entspringt, fließt Richtung Westen durch die Ruhr in den Rhein, das Wasser des am Südhang gelegenen Oderborn über die Eder und Fulda in die Weser.
Unser nächstes Ziel ist der Edersee. Bei unserem letzten Besuch war der mächtige Stausee fast trocken gefallen; jetzt ist er wieder randvoll mit Wasser. Die Zahl der Motorradfahrer nimmt deutlich zu, je näher wir dem, gemessen an den 11,8 Quadratkilometern Wasseroberfläche zweitgrößten Stausee Deutschlands kommen. Zum „Schaulaufen“ am Ufer haben wir keine Lust, zumal die Höchstgeschwindigkeit mit maximal 30 km/h drastisch beschränkt ist.
Gleichwohl genießen wir die Anfahrt an den nordwestlichen Zipfel, ist im Gasthaus „Appelbaum“ nahe Vöhl doch der Mittagstisch für uns gedeckt. Wir sitzen im idyllischen Garten und studieren die Speisekarte. Der französische Ziegenkäse, der im heißen Gusspfännchen gegrillt und mit Kirschtomaten dekoriert wird, findet unseren Zuspruch, ebenso die hausgemachte Gemüseterrine mit Basilikumnudeln – einfach lecker.
Der Rhabarberkuchen, der liebevoll im holzbeheizten Steinofen gebacken und auf großen Blechen in die Küche getragen wird, ist „leider“ für die Kaffeetafel am Nachmittag gedacht. Ein Stückchen hätten wir wohl zum Nachtisch noch geschafft …
Wir treten den Rückweg an, queren die Eder, die sich linker Hand zu dem gewaltigen See aufstaut und eiern auf den nächsten Kilometern kurvenreich bergan erst einmal einer Harley-Gruppe hinterher. In wilden Bögen geht es nach Lichtenfeld, Frankenberg, Dreislar und vorbei an Hallenberg nach Liesen. Unterwegs legen wir noch einen Tankstopp ein, macht sich bei dem einen oder anderen schon ein wenig Nervosität breit …

Schon allein der selbstgebackenen Kuchen wegen lohnt ein Stopp im Gasthof Liesetal. Wir sitzen auf der Terrasse und können uns zwischen Aprikosen-Schmand-, Mohn- oder Himbeerkuchen kaum entscheiden. Alles sehr lecker in dieser ländlichen Idylle. Hinter dem Haus stehen ein paar Kühe auf der Weide und muhen gelegentlich laut und wohl auch ein wenig neidisch. Einfach herrlich.
Auf dem Weg zurück zum Hotel wollen wir noch für einen Fotostopp an der Quelle der Ruhr halten. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Meter. Der Weg ist schlecht ausgeschildert, aber dank der App „Map Out“ finden wir sicher unser Ziel – und „überqueren“ dabei den Verlauf der Ruhr auf ihren ersten hundert Metern.
Die eigentliche Quelle liegt etwas versteckt im Wald, auf 666,5 Metern Höhe. Aus einem aus dem Waldboden ragenden Plastikrohr plätschert ein müdes Rinnsaal, aus dem einmal ein mächtiger Fluss werden soll. Wenige Meter darunter ist die Ruhr in Stein gefasst und mit einer Gedenktafel versehen. Im Durchschnitt sollen hier 2.500 Liter Wasser in der Stunde fließen, 0,7 Liter in der Sekunde – wir hatten den Eindruck, es war deutlich weniger.
Die Ruhr selbst ist ein 219,3 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins, der heute vornehmlich der Trink- und Brauchwasserversorgung des Ruhrgebiets dient. Im 19. Jahrhundert war das anders, da galt der Fluss als eine der meistbefahrenen Wasserstraßen Deutschlands. Bei Duisburg-Ruhrort mündet die Ruhr in den Rhein; zwischenzeitlich werden nur noch die letzen zwölf Kilometer, ab dem Mühlheimer Rhein-Ruhr-Hafen, für die Schifffahrt genutzt.
Auf der Rückfahrt zum Hotel geht es mitten durch den Weihnachtswald. Der Baum zum Fest wird rund um Schmallenberg im großen Stil angepflanzt und, sobald er die entsprechende Größe hat, gefällt und in ganz Deutschland verkauft. Der Borkenkäfer scheint dem weihnachtlichen Grün nichts anhaben zu können. Die Kiefer aber stirbt.
„Mittlerweile holen wir Waldarbeiter aus Finnland, weil wir nicht mehr genügend eigene Leute haben, die erkrankte Bäume fällen und das tote Holz aus dem Wald bringen können“, ereifert sich am Abend ein freundlicher Sauerlönder am Nachbartisch. „Und eigene Sägewerke, um das Holz verarbeiten zu können, haben wir auch kaum noch; brauchten wir ja alles nicht mehr“, schimpft er. Statt dessen würden die Baumstämme nach China verkauft, dort klein gesägt und dann für teuer Geld wieder nach Deutschland exportiert. Das sei doch verrückt. Da mögen wir nicht widersprechen.
Angesichts des herrlich warmen Sommerabends verlegen wir das Abendessen wenig später nach draußen. Mit einem kühlem Bier stoßen wir auf den herrlichen Tag an und lassen uns überraschen, was die Küche heute bietet. Schweinelendchen in Pfefferrahmsoße werden aufgetischt und Boef Stroganoff mit Kroketten, die heiß begehrt sind. Noch lange sitzen wir zusammen und genießen die gemeinsame Zeit. Morgen geht es schon wieder nach Hause.
Viel zu früh geht ein schöner Tag zu Ende. Noch lange sitzen wir zusammen und genießen einen herrlichen Sonnenuntergang.

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Die gefahren Strecke kannst Du in der Landkarte von MapOut nachverfolgen, die Route selbst haben wir mit ein paar Bildern in ein Reliefe-Video hochgeladen.

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Hier haben wir Pause gemacht beziehungsweise übernachtet:
Samstag / Kaffeepause
Bergresort Hochsauerland
Astenturm 1
59955 Winterberg
Tel.: 02981 8960
Samstag / Mittagessen
Landhaus Appelbaum
Basdorfer Straße 12
34516 Vöhl
Tel.: 05635 9930110
Samstag / Kuchenpause
Landhaus Liesetal
Liesetal 9
59969 Hallenberg-Liesen
Tel.: 02984 92120
Übernachtung Fr-So
Gasthof Röhrig
Hauptstr. 25
57392 Schmallenberg
Tel.: 02972 6369
Gasthof Hubertus
Latroperstr. 24
57392 Schmallenberg-Fleckenberg
Tel. 02972 1731
Fragen zu dieser und allen anderen Touren, die wir anbieten, beantworten wir gerne per Mail unter kurvenfieber@mac.com