Zwei Tage bleiben uns noch, bevor am Samstagabend unsere Motorradtour durch die „Toskana des Nordens“ so langsam zu Ende geht. Heute wollen wir dem „alten Herrn Ribbeck“ im Havelland einen Besuch abstatten.
Strahlend blauer Himmel schon am frühen Morgen. Der Wind frischt auf, die Temperaturen sind gerade so zweistellig. Ideales Wetter zum Motorrad fahren. Neuruppin ist unser erstes Ziel. Inmitten der Altstadt liegt das „Up-Hus-Idyll“ – ein sehenswerter, renovierter Gebäudekomplex, den die Besitzer im Jahr 1990 für 10.600 Mark kauften – und dafür auf den gerade zuteilungsreifen Trabbi verzichteten.
Ein kleiner Bericht im Reiseführer machte Lust, sich die zwischenzeitlich renovierte Häuserzeile mal anzuschauen. Doch „Altstadtbesichtigungen“ sind auf dem Motorrad nichts, zumal uns einige Baustellen und Sackgassen behindern, so dass wir auf gelegentlich unorthodoxem Wege über das reichlich vorhandene Kopfsteinpflaster rumpeln und nur einen kurzen Blick auf die Sehenswürdigkeit werfen. Amüsant war’s allemal.
Gut eine halbe Stunde später erreichen wir Ribbeck, den kleinen Ort, in dem ein Birnbaum und die Großzügigkeit seines Besitzers einst Geschichte schrieb – und ein wunderschönes Gedicht. Wir sitzen im Hofgarten beim „Ribbecker“, essen (natürlich) Birnenkuchen, trinken Kaffee und schlendern anschließend zur kleinen Kirche, um einen Blick auf den Stumpf des legendären Birnbaums vom alten Herrn Ribbeck zu werfen, der 1911 einem Sturm zum Opfer fiel.
Weiter geht’s Richtung Kloster Lehin, wo wir in der Zillestube unsere Mittagspause einlegen wollen. Bei Küstritz queren wir auf einer kleinen Fähre die Havel. Die wird mittels eines Kette durch den Fluß gezogen. Nahe des anderen Ufers gerät die Kette unter Spannung, plötzlich geht ein heftiger Ruck durch die Fähre und sechs von acht Motorräder fallen einfach um, obwohl die Fahrer im Sattel saßen und die Füße fest am Boden hatten.
Helle Aufregung! Zum Glück ist nichts passiert – nur ein ordentlicher Schreck sitzt und in den Knochen. Mit vereinten Kräften stellen wir die Maschinen wieder in die Senkrechte und können bald darauf weiterfahren. Einen kurzen Zwischenstopp legen wir noch am „Sprunghügel“ von Otto Lilienthal ein. Nahe Drewitz, am Mühlenberg, schaffte er 1891 die ersten Flugversuche. Heute erinnert ein filigranes Denkmal daran.
Zwei Wege führen dorthin. Stefan folgt dem Verlauf der asphaltierten Straße, während wir das Ziel über einen entsprechend ausgeschilderten Feldweg erreichen. Und der führt erfreulicherweise noch drei Kilometer legal unbefestigt durch den Wald, bis wir die Straße wieder erreichen.
In der Zillestube wartet schon ein leckeres Mittagessen auf uns. Im Biergarten sitzend, lassen wir uns von der Küche verwöhnen, bevor wir einen Abstecher zum gut 80 Kilometer entfernt Ferchesarer See unternehmen. Dort soll ein Nachbau des U 96 liegen, „das Boot“, in verkleinertem Maßstab. Doch das U-Boot muss wohl gerade abgetaucht sein – also genießen wir die stimmungsvolle Aussicht und beschließen, im nahegelegenen „Café Waldschlösschen“ die Nachmittagspause einzulegen. Eine Idee, die auch Stefan hatte, den wir hier mit seiner Gruppe wiedertreffen.
Auf zumeist gut ausgebauten Straßen geht’s zurück in Hotel, nicht ohne vorher noch mal getankt zu haben. Und so ist es schon fast halb sieben, als wir die Motoren für heute abstellen. Schön war’s wieder, am vorletzten Tag unserer Reise durch die Uckermark.
Mittlerweile wächst ein neuer Birnbaum an der Kirche von Ribbeck. Der alte war 1911 einem Sturm zum Opfer gefallen.
wie immer lesenswert geschrieben, nur…. die Ortsnamen…
Ist beinahe so, als ob ich alter Saupreuß permanent Franken und Bayern verwechseln tät 😉
Na, die Namen, so sie denn falsch geschrieben sind, werden wir schon noch korrigieren. Freut mich, dass Dir die Berichte ansonsten gefallen.