Tourstart mit Hindernissen

DIENSTAG, 16.6.2020 – 1. Tourtag: Die GS springt nicht an – wieder einmal. Schon bei der letzten großen Tour, im vergangenen Herbst in den Cevennen, mussten wir die offensichtlich altersschwache Batterie mit einem PowerPack überbrücken, um den Boxer wieder zum Leben zu erwecken. Einmal gestartet, lief die BMW wieder. Doch heute morgen will der Zweizylinder nicht.

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Wir stehen in der „Tiefgarage“ des Hotel Solaria und versuchen das Motorrad mittels Autobatterie zu starten. Doch der Versuch schlägt fehl. Nichts geht. Der Motor macht keinen Mucks. Wie sich später herausstellte, hatten die dicken Zangen des Starthilfekabels wohl keinen ausreichenden Kontakt zu den Batteriepolen bekommen. Der zu Hilfe gerufene ÖAMTC konnte die GS zwei Stunden später mit einem PowerPack problemlos starten. Da saßen wir schon bei der ersten Kaffeepause … und Charly immer noch im Hotel.

„Wie wird das Wetter heute“, war eine heiß diskutierte Frage beim Frühstück. Das Regenradar verheißt trockene Straßen Richtung Klagenfurt. Oben am Radstädter Tauern aber hängen die Wolken tief und die Temperatur liegen gerade mal bei sieben Grad. Also werfen wir uns vorsichtshalber in den Regenkombi und hoffen darauf, dass   der Himmel schon auf den ersten Kilometern aufreißen wird.

Kaum haben wir den Talpass in Tweng erreicht, sind die Straßen wieder trocken. Eigentlich wollten wir über den Katschberg Richtung Gmünd fahren, der aber ist wegen Bauarbeiten seit gestern täglich von 7 bis 15 Uhr gesperrt. Also weichen wir ins Thomatal aus, über das wir auch den Rückweg antreten werden. Den Abzweig zur Nockalm lassen wir links liegen und erreichen bei Kremsbrücke wieder die Katschberg-Straße. In Gmünd legen wir noch einen Tankstopp ein und orientieren uns wenig später Richtung Sachsenburg. Nun folgen wir dem Lauf der Drau und nicht mehr der Lieser, die uns die vergangenen Kilometer begleitet hat.

Im idyllischen Sachsenburg hätte der malerische Marktplatz zu einer kleinen Pause eingeladen. Aufgrund von Corona haben wir unsere „Pausenplätze“ aber vorreserviert und legen die erste Kaffeepause in der nicht weit entfernt gelegenen „Auszeit“ ein.

In Greifenburg biegen wir auf die  kurvenreiche Straße über den 1074 Meter hohen Kreuzbergsattel ab. Die führt vorwiegend durch den Wald, bietet aber jede Menge Fahrspaß. Vom Drautal gelangen wir so übers Gitschtal ins Gailtal. Gebremst wird die zügige Fahrt nur von einem Bauarbeiter, der hochkonzentriert auf seiner Fräsmaschine sitzt und uns ganz langsam vor die Vorderräder fährt. Irgendwann schreckt er dann auf, wir lachen uns an – und schon geht es weiter.

 

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Hinter Hermagor orientieren wir uns nach Möderndorf. Wir überqueren die Gail und fahren direkt auf die Garnitzenklamm zu. Der kleine Garnitzenbach hat im Laufe der Jahrtausende eine gut 4,5 Kilometer lange Schlucht in die Kranichen Alpen gegraben. Strudeltöpfe, Wasserfälle und steilaufragende Felsformationen wissen zu begeistern.

Unser Ziel aber ist die Egger Alm, die nahe der Grenze zu Italien liegt. Kurvenreich steigt das kaum autobreite Sträßchen auf gut 1.500 Meter an. Unvermutet bremst uns ein großer Betonmischer im oberen Drittel aus, der sich im Schritt-Tempo den Berg hinauf quält. Doch das „Hindernis“ ist schnell überwunden

Die Egger Alm ist eigentlich ein kleines Hüttendorf und keine Alm, auf der nur – wie sonst üblich – allein ein Gebäude zu finden ist. 1872 standen in diesem Hochtal rund 60 Hütten und Stallungen. 70 Pferde, 140 Kühe (von denen 116 gemolken wurden), 20 Stück Galtvieh (junge Kühe, die noch keine Milch geben), 100 Ziegen und ebenso viele Schafe. Im 20. Jahrhundert wurde die Alm teilweise gar nicht mehr bewirtschaftet. Seit 2008 ist Elisabeth Buchacher mit ihren Kolleginnen wieder aktiv und produziert vor allem leckeren Gailtaler Käse. Für die Gäste ihrer Almhütte „Alte Käserei“ gibts zudem frische Buttermilch und so manche leckere Jause. Für uns ist ein langer Holztisch reserviert, an dem wir (mit Abstand) sitzen und den Aufenthalt am Karnischen Hauptkamm genießen können.

Zurück im Tal folgen wir auf Nebenstraßen dem Lauf der Gail, um dann nach Norden, zur 1110 Meter hoch gelegenen Windischen Höhe abzuzweigen. So langsam nähern wir uns dem Millstätter See. Doch Brückenbauarbeiten in Feistritz an der Drau erfordern eine alternative Routenführung, um über das gleichnamige Flüsschen zu kommen. Ein kleiner Umweg und wir können bei Ferndorf wieder auf die eigentlich geplante Route stoßen.

So langsam wird es Zeit für die nachmittägliche Kaffeepause. Die wollen wir an der Sommereggeralm einlegen. Die mautpflichtige Tschiernock-Panoramstraße führt uns auf schmaler Trasse hinauf bis auf 1.700 Meter. 4 Euro kostet der Spaß, zu entrichten an einem Mautautomat, der im letzten Drittel der Strecke steht.

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Nach dem wir brav unseren Obolus entrichtet haben, ist der Alpengasthof nicht mehr weit. Wir genießen die Aussicht, einen leckeren Kaffee und einen „Topfenkuchen“. Für all das hat sich die Maut gelohnt …

Gut 85 Kilometer und ein Tankstopp liegen vor uns, als wir uns auf den Rückweg nach Obertauern machen. Gleich hinter Gmünd legen wir noch einen Fotostopp an der „Geteilten Kirche“ ein. Ursprünglich soll an Stelle des Gotteshauses ein kleines Marterl (ein so genanntes Flurkreuz) gestanden haben, das als „Kreuz am Bichl“ bezeichnet würde. Bichl ist die Bezeichnung für einen kleinen Hügel. 1588 entstand die erste Kapelle, die „Kreuzbichlkapelle“ bezeichnet wurde..

Wahrscheinlich wurde, um den Reisenden bei ihrer Andacht Schutz vor schlechtem Wetter zu bieten, der gegenüberliegende Raum für die Gläubigen errichtet. Genutzt wurde dieser bei Prozessionen, auch sollen Kaufleute hier Dankgebete gesprochen haben, wenn sie die Tauern und den Katschberg überquert hatten, ohne von Wegelagerern überfallen worden zu sein. Vermutet wird zudem, dass zum Tode verurteilte Delinquenten an der Kappelle ihre letzte Gebete sprachen, bevor sie an der Gmünder Richtstätte aus dem Leben schieden …

Heute stehen wir mit unseren Motorrädern hier und schauen staunend auf das bauliche Kuriosum.

Um 18:22 Uhr sind wir zurück im Hotel, nachdem wir in Tamsweg noch einmal vollgetankt hatten – und waren den ganzen Tag nur auf trockenen Straßen unterwegs gewesen.

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Nach dem Feierabendbier gehts zum Duschen und anschließend zum Abendessen. Heute gibt es unter anderem Kartoffelrahmsuppe, Schweinebraten in Biersauce mit Röstzwiebeln und einen Powidl-Mandel-Strudel auf Vanillesauce.

Die gefahrene Strecke haben wir für Dich  in einem kleinen „Reliefe-Video“ zusammengefasst:

Die Landkarte zeigt die gefahrene Strecke in Gänze:

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Morgen wollen wir einen Abstecher zur Wegscheide unternehmen. Mal sehen, wie da das Wetter sein wird …

 


 

Übernachtung:
Hotel Solaria
Ringstraße 6
A 5562 Obertauern

Tel.: +43 6456 72500
Mail: info@hotel-solaria.at
Web: http://www.hotel.solaria.at

 

Kaffeepause (vormittags):
Auszeit
Obergottsfeld 79
A 9751 Sachsenburg (Kärnten)

Tel.: +43 4769 33110

 

Mittagessen:
Egger Alm
Nachbarschaft Egger Alm
A 9624 Egg

Tel.: +43 650 3910520

 

Kaffeepause (nachmittags)
Alpengasthof Sommeregger
Am Tschiernock 30
A 9871 Seeboden

Tel.: +43 664 75021638
Mail: info@sommereggeralm.at
Web.: http://www.sommereggeralm.at

Die Fahrt auf der Tschiernock-Panoramastraße ist mautpflichtig.
Im oberen Teil der Straße gibt es einen Kassenautomaten – Gebühr: 4 Euro pro Motorrad

 

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