Mittagspause an der Wegscheide

Mittwoch, 17.6.2020 – 2. Tourtag: „Wenn Ihr über die Simonhöhe kommt, fahrt Ihr ein kleines Stück auf einem unbefestigten Weg durch den Wald. Hinten raus ist dann wieder alles asphaltiert“, hatte uns Andrea, die Wegscheiderin“, vorab zugerufen. Weil ich ungern zweimal die gleiche Strecke fahre, ist die kurze „Enduroeinlage“ unausweichlich – aber völlig unproblematisch – um zum Gasthaus Simale an der Wegscheide zu gelangen. Das ist das Ziel des heutigen Tages.

Am Morgen sind die Straßen trocken, als wir in Obertauern starten. Statt auf der Bundesstraße rund um Mauterndor zu fahren, geht’s diesmal mitten durch die mittelalterliche Stadt.

Schloß Moosham umfahren wir im weiten Bogen und steuern so aufs Thomatal zu. Ab Madling folgen wir dem Lauf der Mur, die ordentlich Wasser führt. Nahe Predlitz verlassen wir das Salzburger Land und erreichen die Steiermark. Nun folgt die B95 der Turrach, deren Quelle hoch oben am Radstädter Tauern liegt. Eine kleine Parkbucht lädt zu einer kurzen P…-pause sein. Während sich Einzelne ins Gebüsch schlagen, donnert eine Gruppe Harley-Fahrer an uns vorbei. Werner und Axel plaudern unterdessen mit einem Straßenarbeiter, der sich als GS-Fahrer zu erkennen gibt. 

 

Steil, aber relativ gut ausgebaut, führt die Straße auf die 1783 Meter hoch gelegene Turracher Höhe. Im „Panorama-Hotel“ haben wir uns zur Kaffeepause angekündigt; schon die serpentinenartige Zufahrt macht deutlich, dass wir eine gute gute Wahl getroffen haben. Der Blick vom Parkplatz auf den kleinen See ist fantastisch, Kaffee und „ein bisschen was Süßes“ sind es auch. 

Unser Blick fällt auf ein Schwimmbecken, das vom Ufer aus in den See ragt. Zwei Schwimmer, die bei Temperaturen nur wenige Grad über Null, im Wasser planschen, genießen unsere Hochachtung – aber nur so lange, bis uns der Oberkellner aufklärt. Das Wasser, im 25 Meter langen Seebad, wird durch einen ganz besonderen Wärmeaustausch ganzjährig auf 30 Grad temperiert. (An die Energiebilanz wollen wir dabei aber besser nicht denken). Vielleicht sollten wir mal im „Hotel Hochschober“ buchen, um das selber ausprobieren zu können. Bei 148 Euro pro Nacht und Person fängt der Spaß an …

Deutlich herausfordernder als die Fahrt hinauf auf die Turracher Höhe, ist die Wegstrecke, die südlich in Richtung Ebene Reichenau führt. In engen, steilen Kurven windet sich die B95 talwärts nach Kärnten. Wir folgen dem Lauf der Gurk, die uns ein Stück des Weges begleitet.

Am Hochrindl biegen wir scharf rechts ab und „mäandern“ über Sirnitz und Steuerberg nach Sankt Ulrich. Feldkirchen würde ich gern umfahren. Möglich sollte dies über ein kleines Sträßchen sein, das östlich nach Sankt Urban führt. Ob das klappt? Wir haben es ausprobiert und einen malerischen, kaum autobreiten Weg entdeckt, der sich in zahlreichen Serpentinen den Hang hinauf hangelt. 

Kurz vor der Simonhöhe verpassen wir (erwartungsgemäß) den Abzweig zur „St. Pauler Straße“. Der liegt versteckt hinter einer Rechtskurve. Also nutzen wir die Gelegenheit zu einem kurzen Fotostopp und unternehmen einen zweiten Anlauf. 

Noch ist der schmale Weg asphaltiert, doch kaum taucht die schmale Trasse in den Wald ein, wird’s schottrig. Nur noch wenige hundert Meter und wir rollen am „Gasthaus Simale“ an der Wegscheide aus. Hier bin ich vor Jahren, mit Christian, vom Hotel Solaria, mal bei einer Endurowanderung eingekehrt; die „Wegscheide“ hat mir so gut gefallen, dass ich hier bei einer unserer Touren unbedingt noch mal einkehren wollte. Diesmal hat’s geklappt.

Wir sitzen im Schatten des kleinen Schulhauses auf der Terrasse, inmitten der Wimitzer Berge, und lassen uns von Andrea erzählen, was die Küche heute zu bieten hat. Die Entscheidung fällt nicht leicht, klingt doch alles sehr lecker. Mir haben es die Fleischnudeln auf Sauerkraut angetan – ein typisches Gericht aus Kärnten; aber auch je eine schöne Scheibe Schweinefleisch mit Kartoffeln und Kraut findet reichlich Abnehmer.

Wir speisen an historischer Stätte – wenn man das so sagen will: Am 17. September 1809 wurde im jenseits der Straße gelegenen Gasthaus der legendäre Räuber Simon Kramer, genannt „Krapfenbäck Simale“, von französischen Soldaten erschossen. Zwei Jahre waren sie schon hinter ihm her, jetzt stellten sie ihn beim Kartenspiel. Als er ein Messer zog, fiel ein Schuss, der ihn am Hals verletzte. Der Räuberhauptmann verblutete; er wurde nur 24 Jahre alt.

Fahren wir über den „Eggen“ oder lieber außen rum, war die Frage, die sich nach der Mittagspause stellte. Andreas meinte sich zu erinnern, dass besagte Strecke einer üblen Enduropiste gleichen würde. Auf der Landkarte ist die „Straße“ hingegen als normaler Verbindungsweg eingezeichnet. 

Zum Ausprobieren sind wir leider nicht gekommen. Auf dem Weg nach Obermühlbach ist die Zufahrt zum Eggen wegen Bauarbeiten gesperrt. Also fahren wir auf „normalen“ Straßen nach Sankt Veit an der Glen und zweigen anschließend auf die Straße zum 969 Meter hohen Pisweger Sattel ab. Kurvenreich geht es vor allem nach der Passhöhe vom Wimitztal ins Gurktal. Wir fahren direkt auf den imposanten Gurktaler Dom zu, der mit seinem beiden mächtigen Doppeltürmen zu begeistern weiß. 

Drei Kilometer lang geht es zügig über die B93, dann ist Straßburg (in Kärnten) erreicht. Schon von weitem ist die eindrucksvolle Burg Straßburg sichtbar, die bis ins 18. Jahrhundert hinein Sitz der Gurktaler Bischöfe war. Weil es eigentlich noch zu früh für die Kaffeepause ist – und wir sowieso noch einen Schlenker über den „Gunzenberg“ unternehmen wollen – biegen wir scharf rechts auf die L67b ab und stürmen auf einer herrlich kurvenreichen Strecke die 1021 Meter hoch gelegene Passhöhe hinauf. 

In Möbling heißt es aufpassen, um nicht auf die (mautpflichtigen) Schnellstraße abzubiegen, sondern auf Nebenstrecken nach Pöckstein-Zwischenwässern zu fahren. Kurz darauf sind wir wieder in Straßburg, finden unterhalb der Burg einen Parkplatz für unsere Motorräder und legen im „Gasthof Seiser“ (mit angeschlossener Fleischerei  gleich nebenan) die nachmittägliche Kaffeepause ein. 

Vor historischer Kulisse ist Eis der große Renner – in der Waffel oder als „heiße Liebe“ mit leckeren Himbeeren. 

Gut 100 Kilometer sind es noch zurück ins Hotel. Das Navi weist optimistisch eine Fahrzeit von „nur“ eineinhalb Stunden aus. Viel länger werden wir nicht unterwegs sein – zuzüglich eines Tankstopps in Tamsweg. Zunächst aber gilt es, den Einstieg zur „Prekova“ zu finden. Das herrlich schmale und kurvenreiche Sträußchen schlängelt sich bis auf 1.200 Meter den Hang hinauf. 

Wieder folgen wir dem Lauf von zwei Flüssen: zunächst der Feistritz, dann der Metznitz. Zügig geht es auf relativ breiter Straße durchs Tal, denn geht es bergan auf 1.400 Meter, zur Flattnitzer Höhe. Jetzt ist es der Paalbach, der die Richtung vorgibt. 

In Stadl an der Mur setzen wir den Blinker links und erreichen bald darauf Tamsweg. Schnell werden die Tanks für den nächsten Tag randvoll gefüllt, bevor wir von Mauterndorf aus wieder den Radstädter Tauern hinauf fahren. Gegen halb sechs rollen die Motorräder in die Tiefgarage.

Auch wenn vereinzelt dunkle Wolken bedrohlich tief am Himmel hingen, waren wir doch den ganzen Tag über auf trockenen Straßen unterwegs. Das Feierabendbier haben wir uns insofern redlich verdient.

Schnell unter die Dusche und schon gehts zum Abendessen. Heute verwöhnte uns die Küche bei Einbruch der Dunkelheit mit Rindssupe mit Leberknödel, Sous vide gegartem Schweinrücken, mit Barbecue-Sauce und Kartoffelspalten sowie einer leckeren Schokomousse (die ich leider schon aufgegessen hatte, bevor ich sie fotografieren konnte).

Die Strecke, die wir heute unter die Räder genommen haben, siehst Du im nachfolgenden Kartenausschnitt.

200617_Mi_Wegscheide

Den Routenverlauf, zusammen mit ein paar Fotos, haben wir wieder in einem Reliefe-Video zusammengefasst. Die gefahrene Strecke siehst Du hier:

 

Morgen wollen wir den Radstädter Tauern mal die andere Richtung herunterfahren und die Seen östlich von Salzburg zu entdecken.


 

Übernachtung:
Hotel Solaria
Ringstraße 6
A 5562 Obertauern

Tel.: +43 6456 72500
Mail: info@hotel-solaria.at
Web: http://www.hotel.solaria.at

 

Kaffeepause (vormittags):
Panoramahotel Turracher Höhe
Turracher Höhe 24
A 9565 Ebene Reichenau

Tel.: +43 4275 82410
E-Mail: anfrage@panorama-turrach.at
Web: http://www.panorama-turrach.at

 

Mittagessen:
Gasthaus Simple (an der Wegscheide)
Kreuth 12
A 9556 Liebenfels

Tel.: +43 664 4301060
E-Mail: info@aufderwegscheide.at
Web: http://www.aufderwegscheide.at

 

Kaffeepause (nachmittags):
Gasthof Seiser
Hauptstraße 13
A 9341 Straßburg

Tel.: +43 4266 2225
E-Mail: office@fleischerei-seiser.at
Web: http://www.fleischerei-seiser.at

 

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s