Endlich einmal morgens nicht wieder alles zusammenpacken müssen. Nur einmal – nämlich heute – bleiben wir bei unserer Reise Richtung Pyrenäen für zwei Nächte an einem Ort. Und so können wir ganz entspannt zum Frühstück gehen, das keine Wünsche offen lässt.
Anschließend ist Sammeln vorm Hotel angesagt. Aus der großen Garage rollen wir auf die Straße und warten darauf, dass die Gruppen neu eingeteilt werden. Zwei Routen stehen zur Wahl: eine „kurze“ mit gut 300 Kilometern, die auf der spanischen Seite bleibt und eine längere, die auf der Rückfahrt hinüber nach Frankreich wechselt.
Alle Gruppen aber müssen erstmal durch den Tunnel von Vielha. Der wurde erst 1948 fertiggestellt. Bis dahin war „die Mutter aller Täler“, wie Vielha auch heißt, von Rest des Landes fast abgeschnitten. Eine Zufahrt aus Spanien war nur über den mehr als 2000 Meter hohen Pass „Port de la Bonaigua“ möglich, über den wir gestern nach Vielha gefahren sind.
Es ist noch ein wenig frisch, als wir gegen 9 Uhr starten. Lange Zeit fahren wir zudem erst einmal im Schatten. Die Sonne hat es nach dem Tunnel noch nicht über die Berge geschafft. Entsprechend frisch sind die Temperaturen. Kurz vor „Pont de Suert“ biegen wir rechts ab auf die N 260 und folgen dann dem Lauf des Flüsschens „Isâbena“, das die ersten kleinen Schluchten, durch die wir heute fahren werden, gegraben hat.
Anschließend geht’s wieder auf die N 260, die in der Michelin-Karte zwar eine grüne Linie trägt, aber meist gut ausgebaut ist und zum Tempobolzen verleitet. Die Landschaft aber ist in der Morgensonne faszinierend.
Wo immer möglich suchen wir die „alten“ Straßen, die langsam im Verfall begriffen sind, auf denen wir mit Steinschlag rechnen müssen, die aber herrliche Aussichten bieten.
Nach dem einen oder anderen Fotostopp und einer kleinen FaKaffeepause nähern wir uns hinter Puyarruego dem Highligt des heutigen Tages: es geht kilometerlang durch eine enge Schlucht, in der die Straße so schmal ist, dass sie nur in eine Richtung befahren werden darf. Freundlicherweise machen die wenigen Autos vor uns bereitwillig Platz, so dass wir immer wieder überholen können – und in folgedessen erst einmal auf Fotostopps verzichten.
Noch mal eine Runde drehen will dann aber auch niemand, so dass wir es bei einem Foto am Schluchtausgang belassen und dann weiterfahren. Nur wenige Kilometer später sehen wir oben am Berg Sonnenschirme im Wind flattern. Kaum erreichen wir Fanlo, findet sich auch schon ein Hinweisschild zu einer kleinen Bar, die über einen kurzen Schotterstich zu erreichen ist.
Im Schatten sitzend genießen wir Bocadillos (Baguettes) und erholen uns ein wenig von den Strapazen des Fahrens bei hohen Temperaturen.
Der Rückweg über die N 260 ist bis Campo mehr Pflicht als Kür. Dann aber wird die Straße wieder schmal und kurvenreich; die nächste Schlucht wartet auf uns. Bis Castejon de Sos lassen wir uns treiben, dann ist Zeit für eine Kaffeepause. Ein wenig Müde von der Hitze und entsprechend verschwitzt ziehen wir den Aufenthalt im Schatten ein wenig in die Länge und genießen das laue Lüftchen, das gelegentlich weht.
Alle freuen sich schon auf den gut sechs Kilometer langen Tunnel von Vielha. Darin ist es angehen kühl. Der Plan, bis zum Tunneleingang alle Lastwagen vor uns niedergekämpft zu haben, um dann freie Fahrt zu haben, scheitert grandios: statt auf weniger stoßen wir auf immer mehr Schwerverkehr, so dass wir bis zum Tankstopp in Vielha nichts mehr riskieren und die letzten Kilometer einfach mitschwimmen.
Morgen geht’s zurück nach Frankreich. Carcasonne, Châteauneuf und Macon sind die letzten drei Etappen unserer Pyrenäenreise. Gut 1300 Kilometer haben wir seit Sonntag schon zurückgelegt.