TOURBERICHT SCHOTTLAND
Freitag, 15. Juni 2012 | 2. Tag
Es kam wie vorhergesagt: Regen in Newcastle. Schon auf dem Schiff ziehen wir die Regenkombis an; draußen regnet es „junge Hunde“. Trotzdem müssen wir bei der Ausfahrt vom Fährgelände die Ausweise vorzeigen, mancher auch seinen Integralhelm abnehmen. Wovor haben die Briten Angst?
Es dauert ein wenig, bis alle aus unserer Gruppe die Parkbucht vor dem ersten Kreisel erreichen; so lange stehen wir im Nassen und hoffen, dass das schlechte Wetter nicht den ganzen Tag anhält. Dann geht es endlich los: zunächst auf die A1 Richtung Morpeth.
Nachdem wir nun schon das siebte Mal in Großbritannien sind, haben wir uns recht schnell an den Linksverkehr und die vielen Kreisel gewöhnt. Auf Nebenwegen erreichen wir Belsay und damit die A 696. Die führt direkt in „The Cheviot Hills“ und damit zu „Carter Bar“, einem großen Stein, der die Grenze zu Schottland markiert. Hier haben wir vor zehn Jahren, auf unserer ersten Schottlandreise, ein schönes Erinnerungsfoto geschossen.
Eigentlich wollten wir ja den direkten Weg zum Hotel nehmen. Da der Regen aber deutlich nachgelassen hat, und es jetzt eigentlich nur noch nieselt, beschließen wir kurzerhand, doch einen Umweg entlang des Kielder Stausees zu fahren. Statt auf breiten, vielbefahrenen Straßen sind wir so auf kurvenreichen Nebenwegen unterwegs.
Zunächst folgen wir über viele Kilometer – oder besser gesagt: Meilen – dem weitestgehend unsichtbaren Hadrianswall. In Bellingham finden wir einen netten Pub zur Mittagsrast. Weil wir so verfroren aussehen, wird für uns umgehend der Kamin angeworfen.
Chili con Carne ist der Renner bei der Essensbestellung; und weil die Vorräte scheinbar nicht ausreichen, steht plötzlich eine Nachbarin mit einer großen Schüssel an Nachschub an der Bar. Die war wohl kurzfristig zur Unterstützung angefordert worden.
Auf herrlich kleinen Straßen geht es anschließend Richtung schottische Grenze, an der natürlich ein Erinnerungsfoto gemacht werden muss. Wir queren die Borders und erreichen auf Nebenwegen Hawick. Für eine Kaffeepause ist es eigentlich noch zu früh. Also fahren wir weiter, über einen eindrucksvollen singletrack nach Mountbenger. Die schmale und kurvenreiche Straße verläuft in einem herrlich grünen Talgrund; die Gipfel der Berge sind in dichte Wolken gehüllt. Manchmal ziehen Nebelschwaden über die Straße, an deren Rändern viele Schaafe weiden. Einsam ist es hier, kilometerlang treffen wir auf keine Menschenseele.
Mit der Folge, dass sich auch keine Möglichkeit zur Einkehr findet: Das erste Inn, an dem wir vorbeikommen, steht zum Verkauf, das zweite wird gerade renoviert, das dritte ist im Verfall begriffen. Also: weiterfahren.
Oberhalb des Talle-Reservoires reißt der Himmel plötzlich auf und zaubert eine mystische Stimmung zwischen See und den Bergen. Das muss im Foto festgehalten werden!
Bald darauf haben wir das Tinto-Hotel nahe Biggar erreicht. Im Zimmer steht der übliche Wasserkocher mit Tee und Kakao im Beutel, die Heizung funktioniert, das Badewasser ist schnell eingelassen. Im heißen Wasser liegend war der Tag rückblickend gar nicht so schlecht. Geflucht haben nur die, die zu wenig anhatten und gefroren haben oder Jene, deren Regenkombi nicht dicht war. Aber auch das war abends an der Bar schon wieder vergessen.
Morgen geht es weiter nach Oban. Dort haben wir einen Tag Aufenthalt.
An der Grenze zu Schottland hörte es auf zu regnen. Genauso hatten wir uns das gewünscht. (Von nun an sollte es nur noch nieseln).
…am Hadrianswall habt ihr Chili con Carne gegessen??? Ich dachte, Ihr wagt euch eher an Haggis, Scotch Broth oder Cullen Skink!!!