Tagesarchiv: 06/06/2012

Ein stundenlanges Kurvenkarussel

Der letzte Tag unserer Schlemmerreise ist angebrochen. Noch einmal wollen wir die Zeit zum intensiven Motorrad fahren nutzen. In Innichen hängen früh am Morgen noch dunkle Wolken am Himmel, aber in Kötschach, auf der österreichischen Seite, scheint die Sonne.

Kurvenreich gehts durch Lesachtal. Einige Engstellen lassen erahnen, wie anspruchsvoll die Streckenführung einst gewesen sein muss. Doch trotz zunehmendem Ausbau macht die gut 50 Kilometer lange Fahrt noch immer viel Spass.

Im Gailtalerhof treffen sich alle drei Gruppen bei Christine zur Kaffeepause. Das MoHo-Hotel ist immer wieder Anlaufpunkt bei unseren Touren. Anschließend trennen sich unsere Wege. Während „der andere Uwe“ und Dieter über den Plöckenpass zum Lago di Sauris fahren, steuern wir auf Nebenwegen erst einmal den Passo di Pramollo an.

Oben auf der Passhöhe ist es windig und kalt, so dass wir auf das eigentlich obligatorische „Gipfelfoto“ verzichten. Zumal wir auf der Anfahrt eine paar Autos „vernascht“ haben, die wir jetzt nicht wieder vor uns haben wollen.

In Pontebba zweigen wir auf die schmale Trasse zum Passo di Lanza ab. Vor Jahren noch in „Renaturierung“ begriffen, ist der Asphalt zwischenzeitlich runderneuert. Auch die Serpentinengruppe, die lange Zeit weggerutscht war und nur aus grobem Schotter bestand, ist wieder instandgesetzt. Gleichwohl ist die schmale, teilweise sehr kurvenreiche Trasse, immer noch anspruchsvoll.

Auf der „Passhöhe“ ist das kleine Refugio geöffnet; wir gönnen uns eine ordentliche Portion Spaghetti. Bald darauf stürzt sich die schmale Straße abenteuerlich ins Tal. In Paularo halten wir uns westlich und erreichen nach kurvenreicher Fahrt Paluzza.

In Sutrio zweigen wir auf die alte Trasse zum Monte Zoncolan ab. Auch hier ist der einst grobe Schotter zwischenzeitlich (leider) dem Asphalt gewichen. Doch tiefe Wasserabflussrinnen und Laubreste machen die Fahrt noch immer zur Herausforderung.

Gleich hinter dem Gipfel des Zoncolan hatten einst drei unbefestigte und unbeleuchtete Tunnels für erhöhten Adrinalinausstoß gesorgt. Nachdem eine Etappe des Giro hier entlang führte, waren die Tunnels beleuchtet und die Fahrbahn in Ordnung gebracht worden. Doch so langsam greifen italienische Verhältnisse Platz: die Beleuchtung funktioniert schon nicht mehr und der Belag zeigt erste Aufbrüche!

Nach der Kaffeepause zweigen wir ins kurvenreiche Val Pesarina ab. Kein Auto ist vor uns, wir sind ganz allein unterwegs – herrlich! An der Forcella Lavardet angekommen, entscheiden wir uns gegen den schottrigen Abzweig nach San Stefano di Cadore, sondern fahren weiter nach Auronzo.

Von hier aus geht es noch einmal die 16 Serpentinen zum San Antonio-Pass hinauf und dann weiter zum Kreuzbergpass. Kurz nach 18 Uhr sind wir wieder in Hotel. Heute haben wir uns die Reifen garantiert nicht eckig gefahren. Insofern war der heutige Tag der gelungene Abschluss einer wirklich schönen Motorradtour durch Südtirol.

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Im Gailtalerhof hatten sich alle drei Gruppen zur Kaffeepause getroffen. Danach trennten sich unsere Wege.

Schnee und eine fantastische Fernsicht

Blauer Himmel schon am frühen Morgen. Heute wollen wir die große Sellarunde fahren; nach dem gestrigen Regentag eine Tour, die so ganz nach unseren Wünschen ist. Als wir um kurz nach 9 Uhr die Motoren starten, lacht die Sonne bereits von Himmel. Einzelne Wolkenfetzen hängen noch in den Bergen – es verspricht ein schöner Tag zu werden.

Im Val di Landro liegt die Straße noch im Schatten; entsprechend frisch sind die Temperaturen. Ein kurzer Fotostopp am Drei Zinnen-Blick, dann biegen wir ab zum Misurina-See. Über den Tre-Croci geht es nach Cortina und dann den Giau hinauf. Zum ersten Mal an diesem Tag „knacken“ wir die 2000er-Marke.

Die Fernsicht ist fantastisch. Durch den Regen gestern ist die Luft ganz klar, zudem liegt auf den Bergen eine leichte Schicht an reinweißem Neuschnee – das Panorama ist einmalig! Auf kleinen Nebenwegen erreichen wir Arabba und „erklimmen“ kurz darauf kurven- und kehrenreich den Pordoi. Schon von weitem türmt sich die beeindruckende Felswand des massigen Gebirgsstock vor uns auf.

Auf der Passhöhe selbst liegt Schnee, zusammengeschoben an den Rändern. Gestern waren alle Pässe über 2000 Meter mit einer geschlossen Schneedecke überzogen. Heute ist, bei strahlendem Sonnenschein, davon kaum noch etwas zu erahnen.

Mit der Sella und dem Grödnerjoch fahren wir über zwei weitere 2000er, bevor wir in einer kleinen Bar zum Mittagessen einkehren. Auf herrlich kleinen Nebenstraßen geht es anschließend aufs Würzjoch hinauf und über das wildromantische Lüserntal zurück in Richtung Bruneck.

Nach mehr als 200 Kilometern „Kür“ auf feinsten Straßen, die wir fast für uns alleine hatten, sind die letzten 50 Kilometer auf der SS 49 lästige Pflicht. Wir klinken uns in den Verkehr ein und lassen uns gen Osten treiben. Kurz nach 18 Uhr sind wir zurück im Hotel und genießen das Feierabendbier auf der sonnenüberfluteten Terrasse.

Morgen wollen wir durchs Lesachtal Richtung Kötschach-Mauthen fahren und dann über den Plöcken zum Monte Zoncolan. Die alte Schotterpiste ist zwischenzeitlich komplett durchasphaltiert, aber an der Forcella Lavardet gibt es noch ein mehrere Kilometer langes Stück unbefestigte Strasse …

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Schnee am Pordoi, Anfang Juni. Als wir kamen, war die Straße schon wieder geräumt.