LAGO DI LEDRO: 1. TOURTAG / Montag, 17.6.2019 – Da können wir schon eine halbe Stunde früher ans Frühstückbuffet, als alle anderen Hotelgäste und trotzdem staut es sich des morgens am Kaffeeautomat 😉 Gleichwohl genießen wir in aller Ruhe all die süßen Leckereien, die sich links der Küchentür befinden – auf der rechten Seite findet sich das Kontrastprogramm: Salami, Schinken, Mortadella und Käse.
Vom Monte Baldo zum Monte Lessini und über den Pasubio zurück an den Lago di Ledro – das ist das Programm des heutigen Tourtages. Doch erst einmal gilt es ausreichend Sprit zu bunkern, hat es doch so mancher bei der gestrigen Anfahrt nicht mehr geschafft noch zu tanken.
Ein paar Kehren unterhalb von Pieve di Ledro gibt es eine kleine Tankstelle mit Bedienung. In Italien heißt das mindestens 10 Cent Zuschlag pro Liter zu den sowieso schon happigen Spritpreisen – aber allemal besser, als den Tankstopp im stickigen Garda einzulegen.
Mit Bedienung – und damit mindestens 10 Cent teurer pro Liter als ohne
Am Ufer des Gardasees angekommen, geht es zunächst nur langsam vorwärts. Ein Linienbus bremst uns ein wenig aus, Wohnmobile stehen uns im Weg und ganz viele Autofahrer; doch auf der ersten Kilometern, auf denen wir gemeinsam unterwegs sind, wollen wir uns noch nicht vorbeischlängeln.
„Nahkampf“ am Gardasee – so langsam gewöhnen wir uns wieder an den italienischen Fahrstil
Steil führt die Straße hoch zum Kreisel bei Nago-Torbole. Ein Blick in den Rückspiegel lohnt sich, liegt der Lago di Garda doch malerisch hinter uns.
Im Rückspiegel wird der Gardasee immer kleiner.
Wenig später erklimmen wir kurven- und kehrenreich den Monte Baldo, auf dessen Straßen wir heute fast alleine unterwegs sind. Meter um Meter gewinnen wir an Höhe und genießen die fantastische Aussicht.
Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt ist eine Kaffeestopp angesagt. Charly nützt die Gelegenheit die gerade erst reparierte Verkabelung seines Navi fachmännisch und mit „Spezialwerkzeug“ zu reparieren. Irgendwie haben sich die Kabel gelockert …
Bald darauf stürzen wir uns kurven- und kehrenreich hinunter nach Avio, um anschließend den Monte Lessini zu erklimmen. Die Veroneser Voralpen begeistern durch ihre Abgeschiedenheit und wilde Ursprünglichkeit. Die schmale Straße windet sich durch dichte Wälder, in denen die Bäume bizarre Formen annehmen und karstiges Gestein den Boden durchbricht.
Den knapp 1.400 Meter hohen „Passo Fittanze“ haben wir heute für uns alleine. Nur eine Herde Kühe macht uns die Straße streitig.
Hier stehe erst einmal ich 😉
Auf kleinen Nebenwegen fahren wir weiter zum „Passo Branchetto“ und genießen dabei immer wieder die herrliche Aussicht auf eine Landschaft, die angesichts ihrer schönen Schroffheit zu begeistern weiß.
Im Rifugio Branchetto warten Erika und Mattia auf uns. Obwohl am Montag eigentlich Ruhetag ist, wollen sie uns doch bekochen. Pasta in unterschiedlichsten Variationen ist der Renner – vor allem Gnocchi di malga al burro fuse e ricotta affumicata und Fettucine ai fungi misti sind der Renner; Lutz gönnt sich zum Nachtisch noch ein Stück Linzer Torte, die von Ingrid kritisch beäugt wird.
Wir bedanken uns für die herzliche Gastfreundschaft und machen uns auf den Weg zum „Passo Xon“. Die abenteuerlich Baustellen-Umleitung vom Samstag lassen wir dabei genauso aus, wie so manchen verlockenden Abschnitt ohne Asphalt. Schon allein Letzteres wäre ein Grund zum Wiederkommen …
In Recoaro Therme hat uns das Leben wieder. Die rund 6.300 Einwohner zählende Stadt an der Grenze zu den Provinzen Trient und Verona ist ein Zentrum der Hydrotherapie; bei der so genannten Wasserheilkunde wird das kühle Nass in unterschiedlichen Aggregatszuständen zur therapeutischen Behandlung akuter oder chronischer Beschwerden eingesetzt.
Im Zentrum des quirligen Örtchens zweigt die Zufahrt zum „Passo Xom“ ab. Die kleine Bar mit dem leckeren Eis hat leider geschlossen aber in Valli di Pasubio finden wir eine adäquate Möglichkeit eine kleine Pause zu machen.
Über die Strada Statale 46 del Pasubio fahren wir im weitern Verlauf zum „Passo Plan della Fuggaze“ und weiter Richtung Rovereto. Die gut ausgebauten rund 40 Kilometer Wegstrecke gehören uns an diesem sonnigen Nachmittag ganz alleine – nicht ein Auto, das wir hätten überholen müssen. Anfangs taucht linker Hand immer wieder das Ossario des Pasubio auf, ein Beinhaus, in dem sich die sterblichen Überresten von etwa 5000 überwiegend italienischen Gefallenen finden, die im Ersten Weltkrieg an der Pasubiofront ihr Leben ließen.
Der Übergang am Fuggaze wurde wahrscheinlich schon von den Römern genutzt und war selbst immer wieder Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Nach dem Dritten Italienischen Unabhängkeitskrieg bildete der Pass 1866 beispielsweise die Reichsgrenze zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien.
Kurz vor Rovereto erhaschen wir einen Blick auf die in die steile Felswand gebaute Einsiedelei San Colombano. Der irische Heilige Columban soll hier von 543 bis 615 in einer Höhle gelebt haben, nachdem er zuvor den eigentlichen Bewohner – einen Drachen – getötet hatte. Zwischen Ende des 10. und Beginn des 11. Jahrhunderts wurde am Grottenzugang unter einem natürlichen Dach aus Felsgestein eine kleine Kirche errichtet. 102 in den Felsen gehauene Treppenstufen führen hierher. 1996 ließ die Autonome Provinz Trient umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchführen. Seitdem erstrahlt die Einsiedelei wieder in ihrem alten Glanz. Eindrucksvoll sind insbesondere die Freskomalereien, die den Kampf zwischen dem Heiligen Columban und dem Drachen sowie das Paradies darstellen. In einer ruhigen Minute muss ich mir mal anschauen, wie man da am besten mit dem Motorrad hinkommt.
Im Fels versteckt: die Einsiedelei San Colombano
In Garda tanken wir noch einmal voll, um am nächsten Morgen gleich „durchstarten“ zu können. Natürlich erwischen wir, unachtsam wie wir sind, die Zapfsäule mit Bedienung – und zahlen einen saftigen Aufpreis, obwohl sich die Bedienung erst einmal nicht hatte sehen lassen …
1,769 pro Liter – weil wir Dämel wieder an der falschen Säule stehen
Kurz nach 18 Uhr sind wir zurück im Hotel Garden“. Auf der Terrasse wartet schon ein „Gruß aus der Küche“ auf uns.
Für den kleinen Hunger nach der Tour
Nach dem obligatorischen Feierabendbier geht’s unter die Dusche und dann zum Essen. Heute wartet auf uns Kartoffelgirella aus dem Val di Cresta, gefüllt mit Casera-Salat, Erdbeeren und Kaminwurz auf uns, anschließend Gnocchi di Malga mit Butter und Thymian sowie ein Schweinefilet mit gebutterten Kräutern und einer Kartoffeltorte.
Natürlich durfte auch ein leckerer Nachtisch nicht fehlen.
Morgen wollen wir vom Tonale aus zum Mortirolo fahren und über den Croce Domini wieder zurück.
……wäre gerne dabei gewesen 😎
Herbert