Fahren wir mal zum Gipfelkreuz

Zwei Tage bleiben uns noch im Waldviertel – der heutige sollte für die Enduristi besonders erlebnisreich werden.

Zunächst aber gilt es Profanes zu tun: an Charlys GS hat das Rücklichtbirnchen wohl einen Wackelkontakt und brennt mal, mal brennt es nicht. Das tut es zwar schon seit Wochen (oder eben auch nicht), aber heute, um viertel vor neun, muss es unbedingt gewechselt werden. 

Dem armen Dieter sollte die Aufgabe zufallen, die Fehlerursache zu diagnostizieren und am besten gleich zu beheben. Der Wackler war schnell gefunden, der Birnchentausch war da schon schwieriger. Natürlich brach das Glas vom Sockel, der mühsam mit einer Zange aus dem Rücklicht „notoperiert“ werden musste. Dann aber leuchtete alles, wie es sollte.

Für die Endurofahrer begannen die Abenteuer wenig später. Kurz hinter dem Hotel führte ein steiler und sehr ruppiger Weg bergan. Der war mir noch von unserer ersten Waldvierteltour (vor vier Jahren) als nicht so ganz einfach fahrbar in Erinnerung. Als Jörg etwas den Schwung verlor und Klaus sich mit eben diesem vorbeimogeln wollte, strauchelte er ein wenig und kippte kopfüber vom Motorrad. Da saß er nun – und lachte.


Zu zweit konnten wir seine kleine Yamaha wieder auf die stollenbereiften Räder stellen – und schon gings weiter.

Am nächsten Anstieg grub sich die GS dann mit dem Hinterrad ein. Einmal die falsche Spur erwischt und schon ging es keinen Zentimeter mehr weiter. Viel Gas half garnichts: das Hinterrad drehte nur durch und die Kupplung fing an zu stinken.


Mit vier Mann wuchteten wir den schweren Zweizylinder aus der tiefen Kuhle und versuchten, die GS vorsichtig rückwärts so den Hang herab zu rangieren, dass die Räder wieder auf festem Untergrund standen. Ein hartes Stück Arbeit.

Im zweiten Anlauf klappte es dann problemlos, so dass wir schon bald das erste Ziel des Tages erreichen konnten: das Gipfelkreuz. Um dorthin zu gelangen mussten wir tatsächlich ein paar Schrittw laufen: Endurowandern eben 😉


Die Mittagspause legten wir im „Mohndorf“ Armschlag ein, suchten das Restaurant „Zum Mohnwirt“ auf uns aßen „Mohnkäse“ mit Speck.

Natürlich führte uns die Route anschließend durch weite Mohnfelder – und anschließend mal wieder in einen Wald. Die geplante Route war mit einer Schranke und dem Verbotsschild „Forststraße“ blockiert. Also galt es spontan eine Alternative zu suchen.


Die erste scheitere kläglich, als Andi seine KTM auf  einer Wiese in einem kleinen Wassergraben „versenkte“. Beim zweiten Versuch „verirrten“ wir uns im Wald. Uns war nicht ganz klar, ob der Hinweis auf eine Forststraße für den Weg galt, auf den wir abgebogen waren oder für den Schotterweg daneben. Das machte uns schon bald ein junger Landwirt klar, der uns unvermutet mit einem riesigen Traktor folgte.

Zunächst sah es so aus, dass wir ein wenig schneller wären, doch in einer Lichtung gab es kein Weiterkommen. Wir mussten wenden. Da aber war der Landwirt vor. Der fragte erbost, was wir hier machten? Andi erklärte ihm, dass wir uns wohl verfahren hätten und den Weg nach Winterberg suchen würden. Im tiefsten niederösterreichisch wurde daraufhin lautstark diskutiert – dann aber beugte sich der Waldbesitzer über die Karte im Tankrucksack der KTM und zeigte uns den Weg. So konnten wir  – in aller Freundschaft – den geordneten Rückzug antreten.

Weit sollten wir nicht kommen. Schon bald stoppte Andi an einem alten Bahnübergang, um zu erfragten, ob wir Lust hätten, rund fünf Kilometer über das alte Schotterbett zum nächsten Übergang zu fahren. Die Entscheidung nahm uns Peter ab: seine KTM hatte einen Plattfuß vorne – nix mit Schotter fahren.


Da der mitgeführte Kleinkonpressor nicht genügen Luft in den Schlauch pumpen konnte, wollten wir uns – ganz langsam fahrend – auf den Weg zur nächsten Tankstelle machen. Nach gut 1000 Metern kamen wir an einem Haus mit großer Garage vorbei, in der zwei Motorräder standen. Der Besitzer war gerade dabei die Fassade zu verputzen und sah irgendwie nach „Schrauber“ aus. Kurzerhand stoppte Harald und fragte, ob er zufälligerweise einen Kompressor hätte – hatte er! Nutze aber nix: der Schlauch war wohl durchs Walken mittlerweile so kaputt, dass die Luft schneller raus als reinströmte.

Nun war guter Rat teuer. Wir könnten in Hotel fahren und das Motorrad mit dem Auto und Anhänger holen, war eine der Gedanken. Und dann am Hotel reparieren. Schlauch und Montiereisen wären vorhanden. Dann hatte Jörg eine geniale Idee: Vielleicht gibt es in der Nähe ja einen Reifenhändler, meinte er.


Flugs war das Vorderrad ausgebaut, auf der KTM von Harald festgezurrt und schon gings los. Eine Stunde später war der Schaden behoben und alle Enduros waren wieder fahrbereit.

Mehr sollte heute nicht passieren. Viel gefahren sind wir nicht – „nur“ gut 120 Kilometer -, dafür haben wir viel erlebt. Davon konnten wir den Anderen beim Abendessen ausführlich erzählen.

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