Reicht die Zeit noch für ein Foto? Ich bin auf dem Weg nach Idstein, um einen beruflichen Termin wahrzunehmen. Weil das Wetter schön ist, nehme ich das Motorrad und toure durch die Ausläufer des Taunus in die alte Residenzstadt. Mein Weg führt vorbei an einem römischen Wachturm, dessen Überreste durch Zufall gefunden wurden und der vor einigen Jahren rekonstruiert worden ist. Ich liege gut im Plan. Zeit für ein Bild ist also noch.

Vier bis fünf Legionäre „wohnten“ in einem solchen Turm und sicherten die römische Außengrenze, die quer durch den Taunus führte. Schon damals nutze man „Fake news“: in den weißen Verputz wurden rot angemalte Linien geritzt, so dass von Weitem der Eindruck entstand, das Gebäude bestehe aus massiven Steinen …
Wenig später bin ich in Idstein, bis 1721 fast ununterbrochen Residenz der Grafen von Nassau-Idstein. Der mittelalterliche Stadtkern hat sich bis heute erhalten.

Gut drei Stunden später sitze ich wieder auf dem Motorrad und kurz darauf in der Bäckerei. Mein Termin hat deutlich länger gedauert, als geplant; jetzt ist erstmal ein verspäteter Mittagssnack angesagt …

Um den angebrochenen Nachmittag sinnvoll zu nutzen, beschließe ich noch einen Abstecher nach Laurenburg zu unternehmen. Die gut 300 Einwohner zählende Ortsgemeinde wird am ersten April-Wochenende Ausgangspunkt unseres Motorradwochenendes zum Saisonstart sein. So nutze ich die Gelegenheit, schon mal einen Blick ins Hotel zu werfen und die nähere Umgebung zu erkunden.

Vom Hotel zur Laurenburg sind es gut 1.000 Meter, ein Fußweg ist ausgeschildert. In gut 20 Minuten soll der 1090 errichtete, viergeschossige Bergfried erreichbar sein. Mal schauen, ob wir dazu Gelegenheit haben werden.
Die Sonne verschwindet so langsam hinter den Taunusausläufern, als ich mich wieder auf die gelbe G/S schwinge. Über den Winter sind die Zylinderköpfe überholt werden; jetzt muss ich 1.000 Kilometer fahren, damit diese schnellstmöglich nachgezogen werden können. Die ersten 200 werde ich heute schaffen.

Auf den nächsten Kilometer folge ich dem kurvenreichen Verlauf der Lahn. Linkerhand lädt Kloster Arnstein zu einem weiteren Fotostopp. In die ehemalige Prämonstratenserabtei sind seit dem 1. Juni griechisch-orthodoxe Schwestern eingezogen. Die Arnsteiner Patres hatten es wegen Personalmangel und fehlender finanzieller Ressourcen zum 31.12.2018 „aufgegeben“. Jetzt trägt das wohl eindrucksvollste mittelalterliche Bauwerk an der unteren Lahn den Namen „Heiliges Kloster Dionysios Trikkis & Stagon“.

Als ich die Mündung der Lahn in den Rhein erreiche, ist es schon fast 18 Uhr. Den Plan, gemütlich über Land nach Hause zu fahren, muss ich leider verwerfen. Wenn ich mich auf die Bundesstraße werfe, sollte ich mit der G/S so gehen 19:30 Uhr vor der heimischen Garage ausrollen. Dann ist es noch nicht lange dunkel.
Ein Fotostopp, mit Sonnenuntergang, aber muss unterwegs noch sein. Quasi als krönender Abschluss der ersten längeren Tour in der Saison 2022 …
