Zu Besuch beim Keltenfürst

Mit einer lauten Knall, verursacht durch eine Fehlzündung, rollt die alte G/S auf dem Parkplatz vor der Volkshochschule aus. Michael, Walter und Andreas, die schon frühzeitig angereist waren, zucken merklich zusammen. Ich auch, als ich mir die Folgen dieses kleinen Malheurs betrachte: der linke Vergaser ist durch den plötzlichen Druck förmlich vom Stutzen „gesprengt“ worden und baumelt nun, nur noch von Gaszug und Choke gehalten, neben dem Zylinder …

Was nun? Der Tag fängt ja gut an. Ich krame aus dem Bordwerkzeug einen Schraubenzieher, löse die Schellen und frickele den Vergaser wieder an seinen angestammten Platz. Sollte halte.

Kurz nach 9 Uhr geht’s los. Heute wollen wir den Keltenfürst in Glauberg besuchen. 1988 entdeckte ein Heimatforscher in einem Getreidefeld am Glauberg einen riesigen Grabhügel, der im Laufe der Zeit eingeebnet war, dessen Ringgräben aber aus der Luft noch zu erkennen waren. Bei den Grabungsarbeiten fanden Forscher die Gräber von drei keltischen Kriegern, die hier 500 vor Christus bestattet wurden. Reich mit Grabbeigaben ausgestattet, zählen diese zu den prachtvollsten, die aus jener Zeit bislang gefunden wurden .
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Gefunden wurde auch die komplett erhaltene Statue eines keltischen Kriegers (dem nur die Füße fehlen). Diese beeindruckende Figur gilt als bedeutendster Fund der Latènekultur in Hessen. Die 2.500 Jahre alte Stele wurde am 24. Juni 1996 geborgen und ist im Original im neu errichteten Museum am Glauberg zu sehen. Und genau da fahren wir heute hin.

Auf zunächst meist breiten Straßen geht es über Kronberg, Oberursel und Bad Homburg Richtung Büdingen – mehr Pflicht als Kür. Nach einem malerischen Unterwegsstopp für die älteren Herren unter uns, wird das Asphaltband deutlich schmaler und kurviger. Auf Nebenwegen erreichen wir Glauberg; das Museum oben am Berg ist prima ausgeschildert. Noch einmal durch den Kreisverkehr und schon sind wir da.

Ein gewaltiger Kubus ist da in der Landschaft platziert worden. Beeindruckend. Während die Autos auf Schotter parken müssen, gibt es für Motorräder eine gepflasterte Abstellfläche. Lobenswert. Wir machen erst mal eine Kaffeepause und genießen, unter dem „Vordach“ des Museums sitzend, die Aussicht auf den Grabhügel und das künstlerische Arrangement einer Vielzahl an Keltenfürsten.

7 Euro kostet der Besuch des Museum, die wir gerne investieren. Auf großzügig gestalteten Ausstellungsflächen werden die im Grabhügel gefundenen Exponate präsentiert und erläutert. Dazu viel Hintergrund zur Geschichte der Kelten.

 

Highlight der Ausstellung ist sicher die Original-Stele eines mannshohen Kriegers, die am Fuße des Grabhügels gefunden wurde. „Da mussten die Restauratoren nur mit dem Pinsel dran, ansonsten steht die 2.500 Jahre alte Figur hier genau so, wie sie ausgegraben wurde“, sagt mir einer Museums-Mitarbeiter. Unglaublich.

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Wir machen uns wieder auf den Weg. Im weiten Bogen fahren wir auf möglichst kleinen Straßen Richtung Brachtal und Flörsbachtal.

In Lohrhaupten ist im Hotel Waldeck der Mittagstisch schon für uns gedeckt. Wir genießen die Pause auf der schattigen Terrasse, haben die Temperaturen die 30 Grad-Marke doch schon erreicht. Gut, dass wir nur eine „Kleinigkeit“ bestellen 😉

Durch den waldreichen Spessart fahren wir auf kleinen kurvenreichen Straßen weiter nach Gelnhausen.

Ziel ist das Blockhaus, das auf einer kleinen Anhöhe liegt. Hier im Gelnhäuser Wald haben die Menschen früher ihre Feste gefeiert. Nach getaner Arbeit wollten sich die Bürger am Wochenende erholen – und errichteten das Blockhaus, eine kleine Gaststätte am Ende eines alten Hohlwegs, an dem einst „Holzweiber“ Brennholz aus dem Wald holten.

Vieles scheint hier noch wie früher. Wer essen oder trinken möchte, muss sich an einem kleinen Fenster anstellen und sich seinen Kaffee selber holen. An den Tischen und Bänken sitzen viele ältere Gelnhäuser, die bei Bier und Eisbein mit Brot den lauen Samstagnachmittag genießen – und das wohl jeden Samstag. Man kennt sich, ist per Du und rückt zusammen, wenn weitere Gäste kommen.

Wir genießen die ganz eigentümliche Stimmung, machen uns dann aber irgendwann doch auf den Heimweg. Weil ich (noch) keine Lust auf Autobahn habe, fahre ich zunächst Richtung Seligenstadt – vorbei an Froschhausen, wo jüngst ein heftiger Sturm gewütet hat. Die Folgen sind noch heute sichtbar.

In Seligenstadt geht es – ganz nostalgisch – mit der Fähre über den Main und durch die malerische Altstadt, vorbei an der Einhard-Basilika.

Noch ein paar Kilometer Landstraße und ich orientiere mich so langsam Richtung A3. Die letzten Kilometer fahre ich dann doch Autobahn …

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P.S.: Der Vergaser hat gehalten 😉

Den Routenverlauf haben wir wieder auf unsere Relive-Seite festgehalten. Hier ist da kleine Video.

Der Original-Link

Den Streckenverlauf kannst Du auch auf der Landkarte nachverfolgen

31.08.2019, 08-36 - 8-25-55 h

In diesem Jahr gibt es noch zwei schöne Tagestouren, die wir für die Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises anbieten. Im September laden wir zur geheimen Bunkertour an die Mosel. Bis zu 15 Milliarden Mark waren zu Zeiten des Kalten Krieges an gut getarnter Stelle in Cochem eingelagert. Wir haben für Samstag, den 21.9.2019, eine etwa einstündige Führung durch den rund 1.500 Quadratmeter großen einstigen Bundesbank-Bunker geplant und wollen den Besuch mit einer herrlich kurvenreichen Motorradtour durch den Hunsrück an die Mosel verbinden.

Weitere Infos findest Du unter dem nachfolgenden Link: Geheime Bunkertour
Eine Anmeldung ist ab sofort möglich.

Der südlichste Punkt Hessens ist hingegen Ziel einer Tagestour, zu der wir am Samstag, den 26.10.2019 einladen. Auf kleinen, kurvenreichen Straßen wollen wir durch den Odenwald fahren und dabei über weite Strecken dem Grenzverlauf zu Bayern folgen. Das Ziel ist Igelsbach, das mit den Attributen »hessisch – badisch – sympathisch« wirbt. Denn mitten durch das kleine Dorf verläuft die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Hessen. Ein Kuriosum, das es nur ganz selten in Deutschland gibt – für uns ein Grund, dem Süden Hessens auf dieser letzten Tagestour in dieser Saison einen kurzweiligen Besuch abzustatten.

Weitere Infos findest Du unter dem nachfolgenden Link: „Geteiltes“ Dorf
Eine Anmeldung ist ab sofort möglich.

Wir freuen uns, wenn Du (wieder) mit dabei bist und stehen für Rückfragen gern zur Verfügung. Schreib einfach eine Mail an kurvenfieber@mac.com

 

 

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