LAGO DI LEDRO: 3. TOURTAG / Mittwoch, 19.6.2019 – Nach zwei Tagen Gewusel auf möglichst kleinen Straßen wollen wir heute mal die etwas breiteren unter die Räder nehmen. Insofern soll heute der Mendelpass das Ziel sein. Sprichwörtlich auf der Strecke bleiben dabei die Tour zum legendären Kaiserjägersteig und die zur Hochebene von Asagio. Bei fünf Fahrtagen und sieben geplanten Routen gilt es eine Auswahl zu treffen. Damit gibt es schon mindestens zwei Gründe – die beiden nicht gefahrenen Touren – , möglichst bald wiederzukommen …
Kurz vor neun stehen wir auf dem Parkplatz. Heute werden wir nur in einer Gruppe fahren, da zwei Teilnehmer pausieren und zwei in die Werkstatt wollen.
Wir „sammeln“ uns auf der Zufahrt zum Hotel und fahren dann am Lago di Ledro vorbei, über drei Serpentinengruppen und einen langen Tunnel, runter uns Tal.
Diesmal müssen wir uns nicht über die vielbefahrene Uferstraße von Garda quälen, dafür ist der Verkehr in Arco auch nicht ohne. Im steten Stop-and-Go bleibt immer wieder Zeit, einen Blick auf die Ruine der mittelalterlichen Burg Arco zu werfen, die malerisch auf dem Burgfelsen in der Altstadt steht. Um diese haben sich in den vergangenen Jahrhunderten Verona, Tirol, Frankreich, Bayern und Mailand gestritten.
Blick auf die Ruine der mittelalterlichen Burg Arco
Unser erstes Ziel ist der Monte Bondone. Vom Süden kommend, führt eine gut ausgebaute Straße kurvenreich bergan. Wie an einer Perlenkette aufgereiht stürmen zehn Boxer-Motorräder Meter um Meter voran – neun BMWs und eine neue Wing mit Sechszylinder-Boxer.
Damit hält Wolfgang uns den Rücken frei. Seit wir auf die Zufahrt zum Bondone abgebogen sind, drängelt von hinten eine Handvoll weiterer Motorradfahrer. Die sind nur auf der Geraden schnell und lassen es in den Kurven immer wieder abreißen. Am Kurvenausgang schiebt Wolfgang deshalb seine rollende Schrankwand ein Stück nach links, lässt den 126 PS im Doppelkupplungsgetriebe der Wing freien Lauf – und schon ist Ruhe im Karton.
An der Wing von Wolfgang ist kein Vorbeikommen 😉
Eine erste Rast legen wir im Rifugio Viote hoch oben auf dem Pass ein. Ein kleiner Espresso im Schatten und bei Vogelgezwitscher – herrlich.
Pause im Rifugio Viote
Dann kämpfen wir uns auf ungezählten Kehren runter nach Trento. Einmal im Jahr wird auf dieser Strecke ein spannendes Bergrennen ausgetragen: von Trento hoch auf den Monte Bondone – auf einer Distanz von rund 20 Kilometern, mit mehr als 40 Kehren; ein Kurvenkarussell, das seinesgleichen sucht.
Fahrspaß ohne Ende
In Trento angekommen, tangiert unsere Route glücklicherweise nur den Außenbezirk der Stadt; sobald wir die Weinstraße erreicht haben, wird es deutlich ruhiger.
Hinter San Michele all‘Adige steuern wir direkt auf den gewaltigen Mendelkamm und die Hochebene des „Altopiano della Predaia“ zu. Wie eine mächtige Wand türmt sich der graue Fels vor uns auf, die schmale Straße verläuft scheinbar direkt unterhalb der zerklüfteten Gipfellinie – ein beeindruckendes Schauspiel.
Unterwegs auf der Weinstraße: Motorrad fahren vor imposanter Kulisse
Wir cruisen entspannt über kleine Straßen und legen nahe des Kalterer Sees einen kurzen Fotostopp ein.
Dann geht es kurvenreich den gut ausgebauten Mendelpass hinauf. Der 1363 Meter hohe Mendel ist seit jeher die Grenze zwischen dem deutschsprachigen und dem italienischsprachigen Teil Tirols. Wieder haben wir eine Gruppe „Tiefflieger“ im Nacken. Und wieder bietet sich das gleiche Schauspiel wie heute Morgen am Bondone: auf der Geraden schiebt die Truppe Wolfgang so lange sich her, bis der seinem mächtigen Sechszylinder mit dumpfem Grollen freien Lauf lässt, vor den Kurven aber bremst sich der Pulk der „Verfolger“ zusammen und kommt irgendwie nicht aus dem Quark. Ein lustiges Schauspiel, das sich da im Rückspiegel bietet.
Damit wir uns nicht missverstehen: wir wollen Niemanden ausbremsen und auch kein Spielverderber sein. Aber Platz machen, damit uns die Jungs anschließend in den Kurven im Weg stehen, darauf haben wir auch keine Lust, weil schon viel zu oft erlebt.
Ruhe haben wir erst wieder, als wir am Mendelpass angekommen, den Blinker rechts setzen – nicht um die andere Gruppe passieren zu lassen, sondern weil wir noch höher hinaus wollen. Unser Ziel ist der Aussichtsberg Penegal, von dem aus sich nicht nur eine prachtvolle Aussicht bietet, sondern auf dem auch ein nettes Hotel steht, auf dessen Terrasse wir zu Mittag essen wollen.
385 weitere Höhenmeter windet sich das schmale Sträßchen den Berg hinauf, dann ist der Gipfel erreicht. Der Blick auf die Brenta-Gruppe im Südwesten, die Ortler-Alpen im Westen, die Dolomiten im Osten sowie auf Bozen und den Kalterer See ist beeindruckend – der Jausenteller lecker.
Zur Kaffeepause steuern wir am Nachmittag den malerischen Lago di Tovel an. Also geht es auf der anderen Seite des Mendel wieder runter ins Tal und weiter auf Straßen, auf denen nur wir unterwegs zu sein scheinen. Die letzten Kilometer legen wir auf einer kleinen mautpflichtigen Straße zurück. Es sei denn, man ist Gast bei Franco …
Dass der auf 1177 Metern gelegen See das zweitgrößte Gewässer in den „Dolomiten von Brenta“ ist, sieht man ihm kaum an, liegt er doch ein wenig versteckt hinter Bäumen und Büschen. Der Kalorienverbrauch des dafür notwendigen Fußmarsches durchs Gestrüpp wird anschließend mit einem leckeren Stück Apfelstrudel im „Chalet Tovel“ kompensiert. Glücklicherweise durften wir bis ganz dicht an den See heranfahren …
Vorbei am Lago di Molveno und dem winzigen Lago di Tenno geht es zurück zum Hotel. Gut 100 Kilometer misst die Strecke, so dass wir noch einen kurzen Unterwegshalt einlegen. Zwei Stunden am Stück Motorrad fahren, dass muss nicht unbedingt sein.
Noch einmal durch den Tunnel, noch einmal tanken, noch einmal am Lago di Ledro vorbei und wir sind kurz nach 18 Uhr wieder im Hotel. Schön war es – auch heute wieder.
Das Abendessen im Hotel Garden war wieder gut und lecker. Heute gab es Quinoa mit Obst und Buchweizenbrot, Sautierte Pasta mit frischen Tomaten, Zwiebeln, Oliven und Flocken von Grana-Käse sowie“Goldene Stücke“ vom Tosella-Käse mit Apfel- und Himbeeressig.
Natürlich durfte ein leckerer Nachtisch nicht fehlen.
Morgen wartet wieder eine etwas „ruppigere Tour“ auf uns. Wir wollen über den Maniva ins Cappovalle. Deshalb: gute Nacht.
Mir gefällt es gut, daß es bei vielen Bildern einen LINK gibt, um sie sich in Originalgröße ansehen zu können.