Tagesarchiv: 27/07/2011

Alles wird westlicher

Drei Jahre ist es her, dass wir zu unserer Motorradtour nach Kaliningrad und Litauen aufgebrochen sind. Ein wenig abenteuerlich war sie schon, die Fahrt ins Ungewisse. Aber so interessant, dass immer noch eine Fortsetzung geplant ist.

Jetzt war eine unserer Teilnehmerinnen (mal wieder) in Litauen und hat auch Irina in Jurbarkas einen Besuch abgestattet. Die gebürtige Russin hatte sich in der Zeit unseres Litauen-Aufenthalts in ihrer kleinen Gaststätte um unser leibliches Wohl gekümmert. Das gebuchte Hotel bot leider (oder glücklicherweise, wie wir im Nachhinein feststellen konnten) keine Möglichkeit der Verpflegung. Und so waren wir zwei Tage lang liebevoll von Irina umsorgt worden – mit riesigen Mengen Rührei am Morgen und deftigem Essen am Abend. Das war richtig klasse!

Zum Abschied gab´s von uns einen kleinen Blumenstrauß als Dankeschön und von Irina zwei Packungen süße Kekse, die wir auf dem Nachtreffen verspeist haben.

Heute hat sich Irinas kleine Gaststätte zu einem edlen Restaurant gemausert, mit schmucken Tischdecken und in Stoff gehüllten Stühlen. Der Aufschwung scheint spürbar.

Und auch an der ehemaligen Grenze, an der früher Polen, Litauen und das einstige Deutsche Reich zusammenstießen, gibt es Veränderungen. Konnten wir vor drei Jahren noch einfach so zur heute russischen Grenze am „Oblast Kaliningrad“ laufen, verlangt der örtliche Landwirt jetzt zwei polnische Sloty fürs Betreten seines Grundstücks. Dafür wurde aber auch ein zwei Meter hoher Granitgrenzstein auf den Grenzpunkt gebaut.

„Alles wird westlicher“, so der Eindruck der gerade aus Litauen und Polen kommenden Reisenden. Ob´s dadurch auch besser wird? Wir werden wohl bald in die Baltischen Staaten reisen „müssen“, bevor alles Ursprüngliche Vergangheit ist. Aber das scheint der Preis des Fortschritts. Und wer wollte es den Bewohnern verdenken, daran teilhaben zu wollen.