Zur Apfelblüte in den „öden Wald“

SAMSTAG, 27.4.2024: Genau so hatten wir uns das gewünscht: nach Tagen mit Regen, Schnee und Graupelschauern war die Wettervorhersage für Samstag eine sehr erfreuliche: Sonne satt mit Temperaturen im zweistelligen Bereich und den ganzen Tag über trocken. Für den Start in die neue Motorradsaison ideale Voraussetzungen.

Auf kurvenreichen Straßen unterwegs

Der Odenwald war das Ziel. Wie der zu seinem Namen kam, dazu gibt es viele Mutmaßungen. Er könnte sich von der „Ode“ ableiten, der Sage, im Plural „Oden“, denn reich an Geschichten ist die Region. Die bekannteste dürfte die Nibelungensage sein; Siegfried, der tapfere Drachentöter, wird im „Wald der Oden“ ermordet. Vielleicht es es auch der „Atem der Götter“, der durch die dichten Bäume weht – das Wort Odem (für Atem) könnte sich im allgemeinen Sprachgebrauch zu „Odem“ gewandelt haben. Oder sind wir in „Odins Wald“ unterwegs, dem germanischen Göttervater? Profaner klingt da schon die Ableitung, dass es hier einst nur „öde“ gewesen sein soll – oder wasserreich; das wäre die keltische Deutung als „quellenreiches Gebirge“.

Impressionen aus dem Odenwald

Wir sind der Apfelbäume wegen im Odenwald unterwegs, die stehen noch in voller Blüte am Wegesrand und oftmals in malerischen Streuobstwiesen.

Die Apfelblüte in voller Pracht …

Treffpunkt ist die Autobahnraststätte Weiskirchen, an der A3; Punkt 9 Uhr wollen wir starten. Mit 13 Motorrädern werden wir unterwegs sein, insofern in zwei Gruppen, des übersichtlicheren Fahrens wegen. Vor Ort „altbekannte“ Gesichter – zum Teil mit neuen Motorrädern. Stefan hat seine barocke R 18 gegen eine agile R 1100 R getauscht, die über den Winter den letzen Feinschliff bekommen hatte, Jörg musste sich von seiner geliebten R 1150 R treffen, weil sich das ABS-Steuergerät unreparierbar verabschiedet hatte; jetzt fährt er einer 1200er GS. Und Uli hat seine Ankündigung wahr gemacht und nennt nun, statt der Yamaha SuperTéneré, eine nagelneue Honda Transalp sein eigen. Heute ist quasi Jungfernfahrt …

Treffpunkt Weiskirchen

Gleich in Stockstadt fahren wir runter von der Autobahn. Ein paar Kilometer noch breite Bundesstraße, dann warten vorwiegend kleine kurvenreiche Landstraßen auf uns – die meisten ohne Mittellinie. Grobe Richtung Michelbach, führt uns die Route erst einmal Richtung Süden – und auf knapp 500 Höhenmeter im Maximum. Nahe Vielbrunn ändern wir den Kurs nach Westen und fahren über Bad König nach Kirchbrombach.

„Kirchbromisch“, wie der 1.600 Einwohnern zählende Ort auf „odenwälderisch“ heißt, liegt im Brombachtal. 1324 erstmals unter dem Namen Branbach erwähnt, wurde im 13./14. Jahrhundert auf dem flachen Bergsporn in der Ortdmitte eine Burg errichtet. Sie bildete den Mittelpunkt der zur Herrschaft Breuberg gehörigen Brombacher Zehnt. Später wurde an Stelle der Burg eine Kirche errichtet; rund um das Gotteshaus sind nur noch Reste der Ringmauer erhalten geblieben.

Alte Fotoimpressionen aus „Kirchbromisch“

Wir legen unseren ersten Kaffeestopp im Hotel Burghof ein, das mit seinem Namen an die Historie erinnert. Apfelbäume stehen nahe der Terrasse, der Blick reicht weit in den Süden des Odenwaldes. Hier lässt es sich aushalten.

Fotosafari während der Kaffeepause

Aber, wir wollen weiter, durchs Mossatal nach Fürth, dem südlichsten Punkt dieser Tagestour. Immer wieder steigt die schmale Straße bergan, knappst an der 500 Meter Marke, um sich dann – in sanften Schwüngen – wieder talwärts zu winden. Es geht durch dichte Laubwälder, in denen die Sonne das frische Grün zum Leuchten bringt, und durch weite Landschaften, in denen sich immer wieder knorrige Streuobstwiesen finden.

Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Annelsbach. Ein „Sackgassen-Dorf“ – hier geht es offiziell nicht weiter. Der Koch vom „Dornrös‘chen“, in dem wir heute zu Mittag essen wollen, steht vorm Gasthaus und erwartet uns schon. „Geht’s da wirklich nicht weiter?“, frage ich ihn schmunzelnd und zeige auf die schmale Straße, die Richtung Wald führt. „Für Einheimische schon“, meint er vielsagend. Der Weg sei ein wenig verzwickt und schottrig – klingt vielversprechend …

In Annelsbach stand 1314 nur ein Bauernhof. Im Mittelalter wurde Eisenerz abgebaut; die Bevölkerung wuchs an. Heute leben hier 171 Menschen in 69 Haushalten (Stand Zensus 2011), darunter Peter und Carola Merkel, unsere Gastgeber, die sich insbesondere dem Apfelwein verschrieben haben – passen zu unserer Tour. Auf der Speisekarte stehen regionaltypische Lebensmittel: der Blick in die Speisekarte ist vielversprechend. Ich entscheide mich für Bärlauchschnitzel mit Kochkäse; das hausgekochte Würzfleisch oder zwei Wildschweinbratwürstchen mit Böhnchen und herdfrischem Kartoffelstampf wären auch verlockend gewesen …

Idyllische Mittagspause

Wir sitzen an langen Tischen zusammen und genießen die Ruhe. Die Vögel zwitschern, kein Handy-Empfang. Eine Gruppe Wanderer stürmt aus dem Tal kommend das Gasthaus. Die „Schattenplätze“ auf der Terrasse sind (von uns) schon besetzt. In der „guten Stube“ ist aber noch viel Platz …

Auf den unbefestigten Abstecher durch den Wald haben wir verzichtet und sind brav auf der Landstraße geblieben. Wir drehen ein paar Schleifen und fahren von Hessen ins Nachbarland Bayern. Der Niedernberger See ist unser Ziel. Von 1956 an bis 1999 wurden hier Sand und Kies abgebaut. Drei große Baggerseen entstanden – insgesamt gut 35 Hektar groß. Am Niedernberger See lädt vor allem der Honischbeach, mit Sandstrands und große Liegewiese, Badegäste zum Verweilen ein; wir kehren hingegen im Seehotel ein, das wie ein kleines Dorf am Ufer liegt.

„Reservieren geht nicht, aber Ihr könnt am Nachmittag gerne einfach so vorbeikommen“, hatte es im Vorfeld geheißen“. Und so sitzen wir nun auf der Terrasse mit Blick aufs Wasser und lassen unsere Tagestour gemütlich ausklingen – mit der einen oder anderen süßen Leckerei.

Urlaubsfeeling während der „Kuchenpause“

34 Grad zeigt das Thermometer – in der Sonne! – als ich am frühen Abend wieder auf die G/S steigen. Ich folge dem Main Richtung Seligenstadt und lege unterwegs noch den einen oder anderen Fotostopp ein …

Alles ganz legal – fast …

In der imposanten Einhardbasilika am Rande der malerischen Altstadt finden sich Reliquien der frühchristlichen Märtyrer Marcellinus und Petrus, die Einhard auf ungeklärte Weise für sein 828 gegründetes Kloster erworben hatte.

Das Navi wollte eigentlich nicht über den Main …

Es ist kurz vor 19 Uhr und ich muss mich sputen: um sieben setzt die Fähre das letztemal über den Main. Zwei Euro kostet die kurze Fahrt; knapp 60 Kilometer sind es noch bis nach Hause. 20 Uhr wird es werden, sagt das Navi; da ist der kurze Tankstopp noch nicht eingerechnet. Den nutze ich für einen kleinen Imbiss: es gibt Bockwurst mit Senf und Brötchrn – „serviert“ auf dem Topcase 😉

Auf den letzten Metern wird es noch einmal finster, dunkle Wolken ziehen auf. Zum Glück bleibt es trocken; um zwanzig nach acht steht die BMW wieder in der Garage.

Noch eine schöne Bockwurst zum Schluss 😉

Der Saisonauftakt im Odenwald, er war mehr als gelungen. Ende Mai sind wir ein weiteres Mal für die vhs unterwegs – da geht’s zur Geierlay: einer spektakulären Hängebrücke im Odenwald. Mehr Infos und Anmeldungen unter folgendem Link:

https://www.vhs-mtk.de/kurssuche/kurs/Motorradtour-zur-Geierlay/U0100102

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Kaffeepause:

Hotel Burghof

Burghof 16

D-64753 Brombachtal

Tel.: 06063 58996200

info@burghof-hotel.de

www.burghof-hotel.de

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Mittagessen:

Odenwald-Gasthaus & Land-gut-Hotel Dornrös’chen

Annelsbacher Tal 43

64739 Höchst-Annelsbach i.Odw.

Tel.: 06163 2484

info@dornroeschen-annelsbach.de

www.dornroeschen-annelsbach.de

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Kuchenpause:

Hannes – Café & Bar am See

Leerweg
63843 Niedernberg

Tel.: 06028 999-0
mail@seehotel-niedernberg.de

www.seehotel-niedernberg.de/bar-cafe-hannes/

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Den Streckenverlauf der beschriebenen Odenwaldtour haben wir in einem kleinen Relive-Video festgehalten:

Hier der Link zum Video:

https://www.relive.cc/view/vNOP7je1NYv

Dazu noch ein wenig Statistik:

Gut 2.000 Höhenmeter haben wir auf der gesamten Strecke bewältigt und dabei einen 50er Schnitt hingelegt. Für den Anfang ganz in Ordnung 😉

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